Wie funktioniert ein Airbag? Aufprallgeschwindigkeit, Arten, Funktionsweise
11. Juli 2023 von carwow Redaktion
Mit einem Airbag im Auto ist es wie mit einem Schutzengel: Man kann ihn nicht sehen, fühlen oder hören – aber er ist plötzlich da, wenn man ihn braucht. Doch wie funktioniert so ein Airbag überhaupt? In diesem Artikel widmen wir uns dem Airbag und seiner Funktionsweise, seinem Beitrag zum Sicherheitssystem im Auto, den verschiedenen Airbag-Typen, sowie der Frage, ab welcher Aufprallgeschwindigkeit der Airbag ausgelöst wird.
Hier erfahren Sie alles über die Funktion des Airbags im Auto und welche Unterschiede es gibt. Abschließend können Sie noch in die Erfindungsgeschichte des Airbags eintauchen.
⏰ Kurz zusammengefasst
- Airbags sind mit Helium-Argon-Gemisch gefüllt
- Crash-Sensoren lösen Aufblasen der Airbags aus
- Airbag reagiert ab etwa 25 bis 30 km/h Aufprallgeschwindigkeit
- Airbag-Daten werden auf Steuergerät gespeichert
- Verschiedene Airbag-Typen und ihre Funktion
- Airbag kann zum Teil manuell deaktiviert werden
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Funktion und Aufbau des Airbags
Airbags gehören zu den passiven Sicherheitssystemen im Auto. Dabei handelt es sich um Luftkissen, die sich bei einem Unfall aufblasen und den Aufprall dämmen sollen. Zum Airbag-System gehören neben den aufblasbaren Airbags an sich auch Sensoren, die einen Aufprall feststellen können, ein Gasgenerator sowie das in die Airbags strömende Helium-Argon-Gemisch. Im Folgenden erfahren Sie im Detail, was passiert, wenn ein Airbag ausgelöst wird.
Wie funktioniert ein Airbag?
Bei einer Kollision wird eine Membransprengung ausgelöst, wodurch das kühle Gasgemisch in das Kissen fließen kann. Die Airbag-Öffnung passiert schneller, als Sie blinzeln können, um zu verhindern, dass der Kopf bei einem Aufprall gegen das Lenkrad oder auf das Armaturenbrett knallt. Die sogenannten Crash-Sensoren befinden sich im Steuergerät des Fahrzeugs. Viele Systeme verfügen über weitere Sensoren, die sowohl in der Front, in den Seiten und im Heck verbaut sind.
Wie viele Airbags sich in Ihrem Auto befinden, hängt von der Anzahl und von den Montageorten der Sensoren ab. Ältere Fahrzeuge haben oft nur einen Airbag auf der Fahrer- und Beifahrerseite, während bei modernen Autos mehr Sensoren für einen Rundum-Schutz sorgen.
Wann öffnet sich ein Airbag?
Wann – oder besser: ab welcher Aufprallgeschwindigkeit öffnet sich ein Airbag? Dass ein Airbag am besten nur dann ausgelöst wird, wenn sich tatsächlich ein Aufprall oder eine Kollision ereignet haben, ist selbstredend. Dies geschieht in der Regel aber erst ab einer bestimmten Fahrzeuggeschwindigkeit, ab der ein Aufschlagen des Kopfes wahrscheinlich wird – so reagieren die Luftkissen erst ab etwa 25 bis 30 km/h.
Sie denken jetzt vielleicht, dass das übertrieben wäre – ist es aber nicht. Denn der Airbag erfüllt auch bei um die 30 km/h eine wichtige Aufgabe: Er schützt vor schweren Verletzungen am Kopf oder Brustbereich, die auch schwerwiegend sein können, wenn Sie nur in einer 30er-Zone unterwegs sind. Innerhalb von nur 30 Millisekunden füllt sich der Airbag dank des Sensors. Wird der Airbag einmal ausgelöst, laufen die Prozesse ab, die wir Ihnen im Absatz vorher geschildert haben.
Übrigens: Der Knall eines Airbags ist 170 Dezibel laut. Dieser ist aber nicht am sogenannten “Knalltrauma” schuld. Die Schädigung des Innenohrs wird dadurch verursacht, dass der Druck im Fahrzeug rasant ansteigt, wenn sich der Airbag entfaltet.
Dass sich der Airbag während der Fahrt grundlos aktiviert, ist wirklich eine Horrorvorstellung, doch jetzt folgt die Beruhigung: Solange das Airbagsystem technisch intakt ist, bleibt das Luftkissen verankert in dem speziell montierten Fahrzeugfach. Bei allen Fahrzeugherstellern wurden Airbags jahrelang in der Praxis getestet.
Auslesbarkeit des Airbagsystems
Eine interessante und oft wichtige Funktion jedes Airbagsystems ist die digitale Datenspeicherung im Steuerungsgerät des Notfallkissens, welches ausgelesen werden kann. Gespeichert werden beispielsweise:
- Informationen über Probleme, die während oder vor dem Crash aufgetreten sind
- Der Zeitpunkt, zu dem der Airbag aktiviert wurde
- Informationen zur Sitzbelegung
Anhand dieser Daten kann man einen Unfall im Nachgang besser nachvollziehen und die Ursache dafür finden. Die Daten können nur durch den Hersteller des Wagens oder des Steuersystems ausgelesen werden. Vor allem wenn es um die Schadensabwicklung geht – egal ob mit dem eigenen Auto oder mit einem Leasingfahrzeug –, kommt man nicht um die Auslesung herum, da durch die Informationen zum Unfall die Frage nach Fremd- oder Eigenverschulden geklärt werden kann.
Auf diese Weise werden die entstandenen Kosten an die zuständige Versicherung weitergeleitet und, dank der aussagekräftigen Ablesewerte, übernommen. Vielleicht fragen Sie sich an dieser Stelle, ob ein Airbag Pflicht ist? Nein, bisher gibt es noch keine Airbag-Pflicht in Deutschland, doch in der Regel besitzt jeder neuere Wagen ausreichend Schutzkissen.
Dafür herrscht aber eine generelle Anschnallpflicht. Ist Ihr Auto in Sekundenschnelle einem Unfall zum Opfer gefallen, können Sie versuchen, den Unfallwagen zu verkaufen.
Welche Airbag-Typen gibt es?
Wenn von einem Airbag die Rede ist, denken die meisten erst einmal an den Frontairbag, der sich im Lenkrad befindet. Es werden aber noch viel mehr Sicherheitskissen in Fahrzeugen verbaut.
Airbags unterscheiden sich auch danach, wie schnell das Gas in das Kissen strömt: Adaptive Airbags können die Schwere des Aufpralls messen und das Kissen auf einmal oder in zwei Stufen auffüllen. Bei der zweiten Variante erhöht sich der Druck im Inneren des Polsters stufenweise, weshalb der Körper sanfter aufkommt.
Natürlich befinden sich Airbags auch noch in anderen Fortbewegungsmitteln. Zum Beispiel in Flugzeugen oder auch bei Motorrädern – hier gibt es sogar spezielle Motorradjacken, die den Airbag zum Beispiel durch eine Reißleine aktivieren können.
Folgende Airbag-Typen werden unterschieden:
Beifahrerairbags
Wie man am Wort bereits unschwer erkennen kann, befindet sich der Beifahrerairbag auf der Seite der Beifahrenden. Er federt im Falle eines (Un-)Falles den Aufprall des Kopfes ab und bildet damit das Äquivalent zum Frontairbag für die Fahrerin oder den Fahrer. Wird ein Kind im Kindersitz auf dem Beifahrersitz transportiert, sollte der Airbag abgeschaltet werden.
Seitenairbags
Seitenairbags blasen sich nach dem Auslösen an den B-Säulen, den Türen oder auch am Fenster auf und sorgen für zusätzlichen Schutz des Kopfes. Außerdem ist Ihr Oberkörper durch Seitenairbags besser vor Verletzungen geschützt.
Kopfairbags
Da in Sachen Sicherheit eigentlich nicht genug Maßnahmen getroffen werden können, gibt es zusätzliche Kopfairbags, die Verletzungen am Schädel oder gar am Gehirn vorbeugen sollen.
Knieairbags
Damit auch die Beine und vor allem die Knie vor einem harten Aufprall auf die wenig nachgiebige Lenksäule geschützt sind, gibt es in einigen Autos sogenannte Knieairbags. Außerdem sorgen die Knieairbags dafür, dass Sie nicht unter dem Gurt durchrutschen können, sobald es kracht.
Gurtairbags
Schon die Einführung der Anschnallpflicht hat das Autofahren deutlich sicherer gemacht. Zusätzliche Gurtairbags verhindern ein starkes Einschneiden des Gurtes in den Oberkörper und eignen sich vor allem für den Schutz älterer Menschen und kleiner Kinder.
Fußgängerairbags
Fußgängerairbags öffnen sich bei einem Crash nach außen, um Angefahrene vor dem Aufprall auf das Auto zu schützen. Während Frontairbags essentiell sind, werden Fußgängerairbags eher selten verbaut. Mit der zunehmenden Entwicklung autonomer Autos und dem voranschreitendem technischen Fortschritt werden Fußgängerairbags mit Sicherheit noch wichtiger werden.
Kann ein Airbag deaktiviert werden?
Ob Ihre Airbags funktionieren, wird bei jedem Start vom Fahrzeug selbst geprüft. Leuchtet das Lämpchen auf und erlischt anschließend innerhalb von 5 Sekunden wieder, sind sowohl das Steuergerät als auch das Airbagsystem in Ordnung und für den Bedarfsfall bereit. Falls die Kontrolllampe aber nicht oder dauerhaft leuchtet, sollten Sie nicht lange warten und eine Werkstatt aufsuchen.
Doch kann man den Airbag auch selbst beeinflussen und zum Beispiel deaktivieren. Ja, das funktioniert bei einigen Fahrzeugmodellen. Im Handschuhfach finden Sie oft einen Schalter zur Deaktivierung des Airbags. Auf dem Beifahrersitz ist das vor allem sinnvoll, wenn ein Kindersitz installiert wird, der rückwärts gerichtet ist.
Übrigens: Bei den ersten Airbags ging man noch von einer 10-jährigen Haltbarkeit aus. Allerdings wissen wir heute, dass ein Airbag im Fahrzeug kein Verfallsdatum hat und demnach kein Austausch nötig ist. Es sei denn, das Kissen wurde aufgrund eines Unfalles aktiviert. Dann muss ein neuer Airbag durch einen Fachbetrieb montiert werden.
Wer hat den Airbag erfunden?
Schon in den 1950ern wurde die Frage nach besseren Sicherheitssystemen immer lauter. Die ersten Patente für Airbags wurden damals in Deutschland und in den USA angemeldet, obwohl die ersten Entwürfe nicht realisierbar waren. Erst in den 1970er-Jahren konnte Mercedes ein funktionierendes Airbagsystem vorstellen, welches ein Jahrzehnt später in eine Luxuswagen-Klasse eingebaut wurde.
Es zogen immer mehr Autohersteller nach, bis schließlich der Frontairbag zur Standardausstattung wurde. In den 1990ern wurden viele neue Airbag-Typen ausgetüftelt, wie zum Beispiel der Knie- oder Seitenairbag. Die Geschichte des Airbags hat noch lange kein Ende. In diesem Bereich wird weiterhin geforscht und weiterentwickelt. Es könnte daher gut sein, dass es schon bald neue Airbag-Funktionen gibt: Zum Beispiel Airbags, die sich der Körpergröße und dem Gewicht anpassen, denn der aktuelle Stand sieht so aus, dass die Schutzkissen für ein Durchschnittsgewicht und eine durchschnittliche Größe konzipiert werden.
Abschließend noch ein wichtiger Hinweis: Der Airbag ist kein Ersatz für den Anschnallgurt. In Kombination sind sie das Dreamteam der Sicherheit: Der Gurt bremst beim Crash die Vorwärtsbewegung ab, während der Airbag dafür sorgt, dass Kopf und Oberkörper nicht mit dem Fahrzeuginneren kollidieren.