Nur ein Katzensprung: Sind Kurzstrecken mit dem Auto schädlich?
17. Juni 2022 von Irene Wallner
Im Alltag wird das Auto meist nicht über längere Distanzen am Stück bewegt, denn Arbeit, Supermarkt oder die Schule sind oft nur einen Katzensprung entfernt. Leider aber nicht nah genug, um den Wagen stehen zu lassen. Kurzstrecken sind dauerhaft allerdings nicht gut fürs Auto. Wir sagen Ihnen warum und welche Fahrzeuge für Kurzstrecken überhaupt nicht geeignet sind.
⏰ Kurz zusammengefasst
- Alles unter 10 Kilometer ist eine Kurzstrecke
- Höherer Verschleiß und Spritverbrauch bei Kurzstrecken
- Rußpartikel beim Diesel brauchen hohe Temperaturen um zu verbrennen
- Elektroautos eigenen sich für Kurzstrecken sehr gut
- Bei Kurzstrecken wird ständig ein Kaltstart verursacht
Wenn Sie schon jetzt wissen möchten, welche Autos Kurzstrecken noch am besten aushalten, dann haben wir hier einige Modelle für Sie:
Modell | Angebote ab | |
Hyundai Ioniq 5 | 31.732 € | Angebote vergleichen |
VW ID.3 | 28.859 € | Angebote vergleichen |
VW T-Roc | 21.848 € | Angebote vergleichen |
Renault Zoe | 25.835 € | Angebote vergleichen |
Toyota Yaris | 16.146 € | Angebote vergleichen |
Was ist eine Kurzstrecke?
Jeder spricht von Kurzstrecken, doch wie kurz ist eine Kurzstrecke eigentlich? Allgemein ist eine Strecke unter zehn Kilometern als Kurzstrecke zu bezeichnen, denn innerhalb dieser Zeit hat der Motor keine Chance die benötigte Betriebstemperatur zu erreichen. Genau das ist das Hauptproblem und kann langfristig zu Schäden führen.
Kurzstrecken vermeiden – Auto schonen
Wenn der Motor nicht auf die volle Betriebstemperatur kommt, kann bei Benzinern Kraftstoff in die Ölwanne gelangen und verdampft dann nicht. Der Kraftstoff sammelt sich dann im Öl, was dazu führt, dass die Schmierfähigkeit des Öls nachlässt. Aus diesem Grund ist es ratsam, bei häufigen Kurzstreckenfahrten den Ölwechsel öfter durchführen zu lassen als vorgeschrieben.
Eine zu niedrige Betriebstemperatur wirkt sich aber auch negativ auf die Auspuffanlage aus. Kondenswasser verdampft nicht und die Korrosion wird erhöht – das führt dann natürlich zu größerem Verschleiß. Auch die Umwelt ist von Kurzstreckenfahrten nicht begeistert, denn ein kalter Motor verbraucht viel Sprit, was auch zu höherem Ausstoß führt. Da kann es auch passieren, dass schwarzer oder weißer Rauch aus dem Auspuff kommt.
Zudem müssen Sie öfter die Tankstelle aufsuchen und dort mehr Geld liegen lassen.
Des Weiteren besteht die Gefahr, dass die Zündkerzen zunehmend verrußen und sich der Wagen dadurch anfangs schlechter und irgendwann gar nicht mehr starten lässt. Auch das Testen der Autobatterie macht Sinn, denn bei häufigen Kurzstrecken wird auch diese stärker in Mitleidenschaft gezogen.
Diesel und Kurzstrecken: Eine schlechte Kombination
Besonders schädlich sind Kurzstrecken für Dieselfahrzeuge. Das liegt daran, dass ein Diesel erst einmal warm gefahren werden muss, und dazu braucht er ein wenig länger als Benziner. Besonders problematisch sind die Rußpartikel-Filter, die in aktuellen Dieselmodellen bereits integriert sind. Diese Filter benötigen eine bestimmte Temperatur, da sich Ruß an der Oberfläche des Filters anlagert und anschließend verbrannt werden muss. Das ist aber nur möglich, wenn die Abgastemperatur hoch genug ist, was wiederum nur dann der Fall ist, wenn das Fahrzeug lange genug am Stück bewegt wird.
Eine Temperatur von mindestens 600 Grad Celsius ist für die Verbrennung der Rußrückstände am Filter notwendig. Anders als oft angenommen ist es nicht ausreichend, fehlende Fahrzeiten durch hohe Geschwindigkeiten auszugleichen. Wenn Sie also keine Zeit für eine ausgiebige Ausfahrt haben, dann quälen Sie Ihren Diesel nicht zusätzlich noch mit hohen Drehzahlen bei kaltem Motor – damit machen Sie nichts besser. Ist der Partikelfilter doch schon voller Ruß, müssen Sie den DPF freifahren, reinigen oder gar austauschen lassen.
Additive können Abhilfe schaffen
Damit Kurzstrecken für Diesel nicht so schädlich sind, haben sich die Hersteller etwas einfallen lassen. Es können sogenannte Additive zugesetzt werden, die die Zündtemperatur absenken, wodurch die Rußpartikel bereits bei 450 Grad Celsius verbrannt werden. Eine solche Temperatur kann auch schon bei kürzeren Strecken erreicht werden. Schwierig sind die eigentlich umweltfreundlichen Start-Stopp-Systeme. Die Abgastemperatur wird hier noch geringer gehalten und erreicht gerade einmal 250 Grad Celsius. Damit ist es nicht möglich die Partikel zu verbrennen, was zu einem Verstopfen des Filters führen kann.
Diesel-Hybrid Modelle sind selten, aber nicht ganz so anfällig wie klassische Diesel. Wenn Sie ein Auto für Vielfahrer suchen, dann werden Sie keine Kurzstrecken-Probleme haben, und es kommt eventuell auch ein Diesel-Leasing in Frage.
Sind E-Autos für Kurzstrecken geeignet?
Wenn ein Plug-in Hybrid oder ein Elektroauto für Sie in Frage kommt, dann ist das tatsächlich die beste Wahl für Kurzstrecken. Mit einer bestimmten Betriebstemperatur für optimales Arbeiten, schlechte Schmiereigenschaften des Öls oder steigendem Spritverbrauch braucht man sich beim E-Auto nicht herumschlagen. Und beim Plug-in Hybrid auch nicht, wenn man den Akku immer brav geladen hat – die Reichweite ist für Kurzstrecken völlig ausreichend.
Der Elektromotor arbeitet von Anfang an optimal, braucht keine Schmiermittel, die eine bestimmte Betriebstemperatur vorschreiben und auch der Stromverbrauch ist bei Kurzstrecken nicht höher – außer im Winter, doch das hat mit den Temperaturen und nicht mit der Kurzstrecke zu tun.
Auch Voll-, Mild-, oder Plug-in-Hybride sind für Kurzstrecken gut geeignet – aber nur, wenn man die Strecke mit der elektrischen Reichweite zurücklegt.
Kaltstart ist nicht optimal
Was passiert eigentlich, wenn der Motor kalt startet? Die Komponenten erwärmen sich einseitig und es können Reibungen entstehen, die wiederum einen höheren Verschleiß oder Riefen in den Oberflächen nach sich ziehen, denn das Öl ist noch nicht warm genug. Auch das Kühlwasser hat zu dieser Zeit gerade einmal Umgebungstemperatur und kann so die gleichmäßige Verteilung der Wärme nicht gewährleisten. Wenn der Motor nun zu stark belastet wird, kann sich der Verschleiß um ein Vielfaches erhöhen.
Deshalb raten wir dazu, die ersten Kilometer behutsam zu fahren, bis der Motor die Betriebstemperatur erreicht hat. Werden allerdings nur Kurzstrecken gefahren, quälen Sie Ihren Wagen quasi ständig mit Kaltstarts.
Autos zeigen ihren Schmerz
Woran erkennt man aber, ob man mit dem Wagen zu viele Kurzstrecken fährt? Ein Indiz ist weißer Schlamm in der Innenseite des Öldeckels. Dieser deutet auf schlechte Schmierfähigkeit hin. Auch eine Geruchsprobe am Ölmessstab gibt Auskunft darüber, ob der Motor leidet. Riecht der Stab nach Kraftstoff, ist Sprit in die Ölwanne gelangt. Auch Wassertropfen am Stab deuten auf nicht verdampftes Kondenswasser hin. In diesen Fällen sollte bald ein Ölwechsel vorgenommen werden, denn es wurden definitiv zu viele Kurzstrecken gefahren.
Zusammengefasst steht also fest: Andauernde Kurzstrecken schaden dem Fahrzeug. Bringen Sie das Auto auf jeden Fall gelegentlich auf die volle Betriebstemperatur. Wann diese erreicht ist, erkennen Sie an der entsprechenden Anzeige im Armaturenbrett.