Geisterfahrer: So reagierst du richtig auf Falschfahrer
01. Februar 2024 von Irene Wallner
“Vorsicht, Geisterfahrer auf der A9 zwischen Thurland und Vockerode…” Wenn du so eine Meldung hörst und gerade auf der genannten Strecke unterwegs bist, dann solltest du auf keinen Fall in Panik verfallen. Über 1.950 Falschfahrer-Meldungen gibt es in Deutschland jährlich – Unfälle sind selten.
Doch Geisterfahrer sind nicht nur auf der Autobahn zu finden. Wir sagen dir, wie du dich bei einer solchen Meldung verhalten solltest – und was du tun kannst, wenn du selbst plötzlich zum Geisterfahrer wirst.
⏰ Kurz zusammengefasst
- Auf die falsche Spur geraten
- Umsichtiges Verhalten verhindert Unfälle
- Häufig unbewusste Geisterfahrt
- Nur hinters Steuer, wenn du dich gut fühlst
- Geld- oder Freiheitsstrafe und Entzug der Fahrerlaubnis
- Radfahrer als Geisterfahrer
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Was ist ein Geisterfahrer oder ein Falschfahrer?
Mit dem Wort Geisterfahrer wird umgangssprachlich eine Person bezeichnet, die auf der Autobahn in die falsche Richtung fährt. Deshalb ist die Bezeichnung Falschfahrer eigentlich zutreffender.
Leider sind nicht alle Geisterfahrer unabsichtlich auf die falsche Spur geraten. Statistiken zeigen zwar, dass Fahrer:innen durch Schilder verwirrt werden oder im entscheidenden Moment nicht aufgepasst haben, wenn die Abfahrt zur Autobahn genommen wurde. Allerdings werden häufig auch bewusst Wendemanöver vorgenommen, die zu einer Falschfahrt führen.
Natürlich kann ein Geisterfahrer auch auf einer Bundes- oder Landstraße vorkommen. Hier sind es dann in den meisten Fällen tatsächlich bewusst herbeigeführte Falschfahrten, weil man wenden möchte.
Verhaltensregeln bei einer Falschfahrermeldung
Wenn du eine Falschfahrermeldung im Radio hörst und feststellst, dass du dich auf dem genannten Autobahnabschnitt befindest, solltest du als allererstes ruhig bleiben. Einmal kurz durchatmen und dann an folgende Verhaltensregeln erinnern:
- Geschwindigkeit verringern
- Warnblinkanlage einschalten
- Auf dem äußersten rechten Fahrstreifen fahren
- Nicht überholen
- Genug Sicherheitsabstand zum vorausfahrenden Fahrzeug halten
- Im Notfall auf den Standstreifen ausweichen
- Verkehrsmeldungen hören, wann Geisterfahrt vorüber ist
Wenn du dich an die genannten Verhaltensregeln hältst, kannst du viel dazu beitragen, dass eine Geisterfahrt ohne Schaden vorüber geht. Wenn du dich der Situation nicht ausreichend gewachsen fühlst, ist es besser, wenn du dich für die Dauer der Geisterfahrt auf einen nahegelegenen Parkplatz zurückziehst, oder die nächste Ausfahrt nimmst und die Autobahn erst einmal verlässt.
Wann ist die Falschfahrer-Gefahr besonders groß?
Eine Studie des ADAC ergab, dass fast 50 Prozent aller Geisterfahrer Menschen über 65 Jahren sind – und fast genauso viele Falschfahrten werden ganz bewusst begonnen. Besonderes häufig führen das Nehmen der falschen Autobahnauffahrt und ein Wendemanöver im fließenden Verkehr zu Geisterfahrten. Dementsprechend ist die Gefahr auf der Autobahn besonders hoch.
Die Mehrheit der Geisterfahrer findet man an Wochenenden. Außerdem sind 96 Prozent aller Geisterfahrten mit Pkws durchgeführt worden. Glücklicherweise sind Falschfahrer meist nur zwei Kilometer auf der falschen Fahrbahn unterwegs, 17 Prozent allerdings über zehn Kilometer.
Was die Lichtverhältnisse angeht, haben diese eher weniger Einfluss. Ob es dunkel ist oder nicht, macht kaum einen Unterschied.
Was tun, wenn man selbst Geisterfahrer wird?
Man sollte vorsichtig damit sein, mit dem Finger auf andere zu zeigen – schließlich kann es passieren, dass man selbst zum Falschfahrer wird.
Wie wird man zum Geisterfahrer?
Die häufigsten Ursachen, die zu einer Geisterfahrt führen, sind falsches Auffahren oder Wenden auf der Autobahn. Auch ungünstig aufgestellte Verkehrsschilder oder eine schlechte Sicht – vor allem im Herbst oder bei Nebel – können zu Orientierungsproblemen führen.
Allerdings ist nicht jede:r Falschfahrer:in unbeabsichtigt auf die falsche Spur geraten. Es gibt immer wieder Personen, die absichtlich als Geisterfahrer unterwegs sind. Die Motivation reicht von der Umgehung von Verkehrsbehinderungen oder Staus bis hin zur Flucht vor der Polizei wegen eines anderen Vergehens.
Tipps für den Geisterfahrer
Sobald du bemerkst, dass du selbst zum Falschfahrer geworden bist, ist es wichtig, nicht in Panik zu verfallen. Bleib auf keinen Fall plötzlich stehen und versuche auf der Autobahn zu wenden – das kann erst recht einen schweren Unfall verursachen. Halte dich am besten an folgende Regeln:
- Warnblinkanlage und Licht einschalten
- Geschwindigkeit verringern
- Auf keinen Fall wenden
- Fahre auf den Seitenstreifen und stelle den Wagen ab
- Wähle den Notruf der Polizei um Hilfe zu erhalten
- Warte, bis die Polizei eintrifft
Wie kann man Geisterfahrten vorbeugen?
Die meisten Geisterfahrten entstehen durch verminderte Konzentration, Ablenkung oder schlechter Orientierungsfähigkeit. Die meisten dieser Ursachen lassen sich reduzieren, wenn du dich ausgeruht und fit ans Steuer setzt. Vor allem, wenn du einen Tempomaten verwendest, solltest du nicht unaufmerksam werden. Vermeide folgende Situationen, dann ist es unwahrscheinlich, dass du zum Geisterfahrer wirst:
- Niemals mit Alkohol am Steuer fahren
- Keine Ablenkung – Finger weg vom Handy am Steuer
- Bei Autobahnauffahrten besonders genau schauen
- Nie dem Navigationsgerät blind vertrauen
- Auf keinen Fall wenden oder rückwärts fahren auf der Autobahn
Erkundige dich auch im Vorhinein nach den Verkehrsregeln im Ausland – vor allem, wenn es Linksverkehr gibt – und auch darüber, ob Gebühren anfallen wie Maut und Vignette in Österreich.
Welche Strafen drohen Geisterfahrern?
Wer mit einem Fahrzeug in die falsche Richtung fährt, macht sich gemäß Strafgesetzbuch § 315c der Gefährdung des Straßenverkehrs schuldig. Der Gesetzgeber sieht hierfür eine Geld- oder Freiheitsstrafe von bis zu fünf Jahren vor. Auch ein Fahrverbot von bis zu drei Monaten oder der Entzug der Fahrerlaubnis sind möglich.
Die Höhe des Strafmaßes richtet sich nach dem Vorsatz der Tat. Das bedeutet, dass jemand, der versehentlich zum Geisterfahrer wurde weniger zu befürchten hat, als eine Person, die absichtlich in die falsche Richtung gefahren ist.
- Unbewusste Geisterfahrt: Meist ist ein Geldbetrag zu entrichten.
- Bewusste Geisterfahrt: Freiheitsstrafe ist so gut wie sicher.
Meistens wird unabhängig vom Vorsatz auch ein Entzug der Fahrerlaubnis – für mehr oder weniger lange Zeit – verhängt.
Hier sind die genauen Strafen aufgelistet:
Tatbestand | Bußgeld | Punkte | Fahrverbot |
Auf Autobahn in falscher Richtung fahren, wenden, rückwärts fahren |
bis zu fünf Jahre Freiheitsstrafe oder Geldstrafe | ||
In Ein- oder Ausfahrt einer Autobahn in falscher Richtung |
75 € | 1 | – |
… mit Gefährdung | 90 € | 1 | – |
… mit Unfall | 110 € | 1 | – |
Auf Nebenfahrbahn/Seitenstreifen in falscher Richtung |
130 € | 1 | – |
… mit Gefährdung | 160 € | 1 | – |
… mit Unfall | 195 € | 1 | – |
Auf durchgehender Fahrbahn der Autobahn entgegen der Fahrtrichtung fahren |
200 € | 1 | 1 Monat |
… mit Gefährdung | 240 € | 2 | 1 Monat |
… mit Unfall | 290 € | 2 | 1 Monat |
Übernimmt die Versicherung einen möglichen Schaden?
Wenn du durch Geisterfahrer-Unfall Schaden erlitten hast, dann zahlt die Kfz-Versicherung des Verursachers nur, wenn kein Vorsatz vorliegt. Kann nachgewiesen werden, dass dieser absichtlich falsch gefahren ist, wird die Versicherung nicht zahlen. Damit bleiben die Geschädigten auch auf ihren Kosten sitzen. Wenn bei dir so ein Fall vorliegt, kannst du dich als Unfallopfer an die Verkehrsopferhilfe wenden.
Dieses Gemeinschaftsprojekt ist von Autoversicherern ins Leben gerufen worden. Zahlungen aus dem Garantiefonds werden dann vorgenommen, wenn Vorsatz vorlag oder kein Schuldiger zu identifizieren ist und damit die Autoversicherung keine Zahlung leistet.
Die Verkehrsopferhilfe kann eine Möglichkeit sein, wenigstens eine kleine Entschädigung zu erhalten. Die Summen sind aber meist geringer als die, die eine Versicherung zahlen würde.
Fahrräder als Falschfahrer
Nicht nur auf der Autobahn begegnet man Falschfahrern. Auch als Radfahrer muss man sich an die Straßenverkehrsordnung halten – doch oftmals kommt einem auch auf dem Radweg oder gar auf der Straße ein Fahrrad in falscher Richtung entgegen.
Wenn du als Radfahrer auf der Straße fährst, gilt für dich wie für Autos das Rechtsfahrgebot. In Einbahnstraßen gilt ebenfalls, dass nur in die vorgegebene Richtung gefahren werden darf – außer ein Zusatzschild würde etwas anderes vorgeben.
Fährt man auf einem Radweg, dann gibt es unterschiedliche Möglichkeiten: Ist auf beiden Seiten ein Fahrradweg vorhanden, muss auf dem in Fahrtrichtung rechten Weg gefahren werden. Wenn das Befahren durch ein Verkehrszeichen erlaubt ist, darf auch links gefahren werden.
Bußgeld für Geisterfahrer auf dem Rad
Im aktuellen Bußgeldkatalog gibt es verschiedene Bußgelder, wenn man als Radfahrer zum Geisterfahrer wird.
Tatbestand | Bußgeld |
Beschilderter Radweg wird in falscher Richtung befahren |
20 € |
… mit Gefährdung | 25 € |
… mit Unfall oder Sachbeschädigung | 35 € |
Rechtsfahrgebot missachtet | 15 € |
… mit Behinderung | 20 € |
… mit Gefährdung | 25 € |
… mit Unfall | 30 € |
Als Radfahrer das Zeichen 267 (Einfahrtsverbot) missachtet |
20 € |
… mit Gefährdung | 30 € |
… mit Unfall | 35 € |
Wo findet man Geisterfahrermeldungen?
Am besten hörst du während der Autofahrt Radio, denn dort werden regelmäßig Meldungen über Falschfahrer durchgegeben. Dort erfährst du wann und wo sich ein Geisterfahrer aufgehalten hat.