Autonomes Fahren – Selbstfahrende Autos der Zukunft
25. Januar 2024 von Irene Wallner
Man ist sich einig: Die Zukunft der Mobilität liegt nicht nur im Elektroauto, sondern auch im autonomen Fahren. Selbstfahrende Autos befinden sich nicht mehr nur in der Entwicklung – schon heute rollen sie über die Straßen der Welt.
⏰ Kurz zusammengefasst
- Selbstfahrende Autos gibt es bereits
- Verschiedene Stufen autonomen Fahrens: Der Automatisierungsgrad
- Weniger Verkehrstote, mehr individuelle Freiheit?
- Ethisch-moralische Bedenken und sichere Technik?
- Autonomes Fahren bei einigen Herstellern
- Navigationsdienste essentiell für autonomes Fahren
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Wer glaubt, selbstfahrende Autos seien eine aufregende Erfindung der Science-Fiction-Industrie, der irrt gewaltig: Schon heute kurven in bestimmten Gebieten autonom fahrende Wagen umher, ohne dass es menschlichen Eingreifens bedürfte. Das ist praktisch, vor allem wenn man an das parallel Parken denkt. Aber fangen wir erstmal von vorne an:
Was ist autonomes Fahren? – Definition
Schon in den 80er Jahren tüftelte man an einer Privatuniversität in den Vereinigten Staaten und parallel an der Münchener Universität der Bundeswehr an führerlosen Fahrzeugen. Wie weit die Entwicklung bis dato vorangeschritten ist, erkennt man alleine schon an der Vielzahl von Forschungsverbänden und Herstellerkooperationen. So streben Mercedes, Volvo, BMW gemeinsam mit den Firmen Intel und Mobileye, Nissan, Honda, Tesla und viele mehr nach dem Krönchen für die beste künstliche Fahrintelligenz unter den Autobauern. Aber auch chinesische Automarken wie Nio und Co. machen enorme Fortschritte in dieser Angelegenheit.
So ist die Technologie heute schon so weit, dass sie die Kontrolle über das Fahrzeug übernehmen kann, ohne dass es menschlichen Eingreifens bedürfte. Ob das im jeweiligen Land überhaupt erlaubt ist und inwieweit die Technik den Verkehr beeinflusst, das sind alles Fragen, deren Antwort die Zukunft bringen wird. Es existieren verschiedene Stufen autonomen Fahrens, die im nächsten Kapitel erläutert werden.
Autonomes Fahren – Stufen
Dass sich viele Mythen um selbstfahrende Autos ranken, dürfte hinlänglich bekannt sein. Dabei sind autonome Fahrzeuge weit weniger Zukunftsmusik, als man annehmen könnte. Unterschieden werden zur Zeit sechs Autonomiegrade, die sich wie folgt definieren:
Stufe 0: Kein autonomes Fahren
Fahrer:innen haben die volle Kontrolle über das Fahrzeug und fahren selbst.
Stufe 1: Assistiertes Fahren mit Assistenzsystemen
Fahrer:innen fahren immer noch selbst, erhalten aber Unterstützung durch Systeme wie einen Abstandsregler.
Modelle auf diesem Stand: Eigentlich kann so gut wie jedes moderne Auto auf dem heutigen Neuwagenmarkt mit Assistenzsystemen wie einem Spurhalteassistenten oder Tempomaten auftrumpfen.
Stufe 2: Teilautomatisiertes Fahren
Fahrer:innen überwachen konstant das Geschehen, das Auto kann aber automatisch die Spur halten, bremsen, beschleunigen oder auch einparken. Ford Blue Cruise ist beispielsweise so ein System.
Modelle auf diesem Stand: Beispiele für dieses Level des automatisierten Fahrens sind die autonomen Einparkassistenten von Autos wie der Mercedes S-Klasse oder dem Tesla Model 3.
Stufe 3: Hochautomatisiertes Fahren – der Autopilot
Das Auto wechselt eigenständig die Spur, blinkt und hält die Fahrspur auf eigene Faust. Fahrer:innen können sich teilweise anderen Beschäftigungen zuwenden, werden durch das Auto aber in Fällen, in denen ein Eingreifen notwendig ist, zur Übernahme der Kontrolle aufgefordert.
Modelle auf diesem Stand: Auch hier ist die Mercedes S-Klasse zu nennen, die theoretisch schon auf eigene Faust fahren, überholen, beschleunigen und bremsen kann.
Stufe 4: Vollautomatisiertes Fahren
Das Auto regelt alle Fahraktivitäten selbst. Fahrer:innen greifen ein, sobald das System die Aufgaben nicht mehr bewältigen kann.
Modelle auf diesem Stand: Rechtlich gesehen dürfen Autos diese Stufe des autonomen Fahrens noch gar nicht im Straßenverkehr an den Tag legen. Erprobt wird diese Variante allerdings momentan von Autoherstellern wie Mercedes, Volvo oder Audi.
Stufe 5: Autonomes Fahren
Keine Pedale, kein Lenkrad – ein Fahrzeug kommt völlig ohne Fahrer aus und benötigt menschliche Impulse nur, wenn Start und Ziel der Fahrt festgelegt werden müssen.
Modelle auf diesem Stand: Als am weitesten fortgeschritten in der Entwicklung selbstfahrender Autos gilt nicht etwa Mercedes oder der US-Hersteller Tesla, der jüngst mit einem Unfall im autonomen Fahrmodus negative Schlagzeilen machte – nein, der Vorreiter in Sachen autonomes Fahren heißt Waymo und betreibt eine Kolonne an Robotertaxis in einem Vorort von Phoenix, Arizona. Zum Teil verkehren die Autos gänzlich ohne Sicherheitsfahrer:innen oder anderweitiges Personal.
Autonomes Fahren in Deutschland – Gesetze & Haftung
Wie die gesetzliche Regelung für autonomes Fahren in Deutschland ist, erfährst du hier:
Autonomes Fahren Stufe 3 in Deutschland
Salonfähig ist mittlerweile die Stufe 3 geworden: Der Gesetzgeber hat bereits im Jahr 2017 eine Änderung des Straßenverkehrsgesetzes vorgenommen. Seitdem ist es in Deutschland zulässig, Fahrzeuge mit hochautomatisierter Funktion – also Stufe 3 – zu fahren. Als Voraussetzung gilt allerdings, dass die Funktion so verwendet wird, wie der Hersteller es bestimmt. Das bedeutet genau:
- Ein Abwenden vom Verkehrsgeschehen während das Fahrzeug hochautomatisiert fährt, ist erlaubt.
- Der Fahrzeugführer muss jederzeit in der Lage sein, die Kontrolle wieder zu übernehmen.
- Das gilt vor allem dann, wenn das Fahrzeug zu einer manuellen Steuerung auffordert.
Ebenfalls in der Straßenverkehrsordnung ist geregelt, dass Autos mit hochautomatisierter Fahrfunktion Zeit- und Personendaten aufzeichnen und speichern müssen. Hier soll vor allem der Wechsel zwischen manueller und automatisierter Fahrzeugstseuerung erfasst werden, damit es im Falle eines Unfalls keinen Streit über die Schuldfrage gibt.
Autonomes Fahren Stufe 4 in Deutschland
Der nächste Schritt ist Stufe 4 – vollautonomes Fahren. In Deutschland gibt es seit Mai 2021 das “Gesetz zum autonomen Fahren”, was autonomes Fahren der Stufe 4 für “festgelegte Betriebsbereiche” erlaubt.
Bis wirklich Fahrzeuge der Stufe 4 auf den deutschen Straßen fahren werden, wird es aber noch dauern. Der Verband der Automobilindustrie (VDA) rechnet damit nicht vor dem Jahr 2030.
Egal welche Stufe des autonomen Fahrens: Zur Zeit gilt allerdings einzig und allein die fahrende Person als verantwortlich, falls sich ein Unfall ereignen sollte. Das heißt: Ist ein autonom fahrendes Fahrzeug an einem Unfall beteiligt, haftet in erster Linie der Halter oder die Halterin des Autos. Fahrzeughalter:innen sind im Übrigen im Fahrzeugbrief aufgeführt.
Vorteile und Nachteile selbstfahrender Autos
Autonomes Fahren – Vorteile
- weniger Verkehrstote
- Einbindung älterer Menschen
- Einbindung eingeschränkter Menschen
Eine der wichtigsten Fragen rund um das Thema autonomes Fahren lautet: Überwiegen die Vorteile oder die Nachteile selbstfahrender Autos? Die RAND Corporation aus den USA ist jedenfalls der Meinung, dass der Nutzen im Vergleich zu den Risiken deutlich größer ist. Warum das so ist? Berechnungen zufolge sind etwa 90 Prozent aller Autounfälle auf menschliches Versagen zurückzuführen. Mit eigenständig denkenden und lenkenden Fahrzeugen, so einige Expert:innen, könne man die Zahl der Verkehrstoten auf bis zu 0 reduzieren.
Andere Vorteile betreffen beispielsweise die Einbindung älterer oder persönlich eingeschränkter Menschen oder auch die Reduzierung des Autobestands weltweit. Autofahren im Alter kann schwierig sein, doch so kann jeder trotzdem persönlichen Interessen nachgehen, die nicht ausschließlich zuhause stattfinden.
Privates Carsharing wird zwar teilweise praktiziert, ist aber nicht weit verbreitet. Sollten sich selbstfahrende Autos als Taxis etablieren, bräuchte man Schätzungen zufolge nur noch 20 Prozent der heute fahrenden Autos. Das würde enorm zur Nachhaltigkeit in der Automoilbranche beitragen.
Autonomes Fahren – Nachteile
- Gefahr von Hacker:innen
- Unzuverlässigkeit der Technik
- Ethisch-moralische Entscheidungsfähigkeit der KI
Bedenken an der Technologie sollten aber natürlich nicht unter den Tisch gekehrt werden: Angst vor Hacker:innen oder vor Unzuverlässigkeit der Technik ist ein großer Faktor, wenn Menschen an selbstfahrende Autos denken.
Ebenfalls bedenklich im Bezug auf die Künstliche Intelligenz (KI), die hinter den Berechnungen und Handlungen autonomen Fahrens steckt, sind ethisch-moralische Fragen. Im Falle einer brenzligen Situation muss festgelegt sein, nach welchen ethischen Maximen das Auto handelt und ob es zwischen echter und vorgetäuschter Gefahr unterscheiden kann.
Da jedoch generell davon ausgegangen wird, dass die Zahl der Verkehrstoten im Zeitalter autonom fahrender Autos zurückgeht, stellt sich die Technologie in ein zunehmend positives Licht. Die Frage, die es dann zu klären gilt ist:
Sind wir bereit, weniger Verkehrstote durch andere Umstände, die dann auf autonom handelnde Technologien und nicht auf direktes menschliches Handeln zurückzuführen wären, hinzunehmen? Ist ein Algorithmus, der eigenständig Entscheidungen trifft, nicht auch menschgemacht und damit genauso aus menschlichem Handeln gespeist? Wer trägt die Schuld, wenn es zu einem Unfall kommt? Niemand? Das Auto? Der Algorithmus? Der Fahrer? Oder der Hersteller der KI?
Dies sind alles philosophische Fragen, die in diesem Zusammenhang diskutiert werden müssen.
Autonomes Fahren: Stand einzelner Hersteller
Wie ist der Stand des eigenständigen Fahrens bei den Herstellern? Hier erhältst du eine kurze Übersicht über den Automatisierungsgrad von Modellen einiger namhafter Autoproduzenten.
Mercedes: Autonomes Fahren
Mit dem sogenannten Drive Pilot ist es den Modellen S-Klasse sowie EQS möglich, autonomes Fahren der Stufe 3 zu absolvieren. Konkret bedeutet das, dass beide Fahrzeuge in der Theorie eigenständig alle möglichen Verkehrsmanöver durchführen können. Teilweise können sich Fahrer:innen anderen Tätigkeiten zuwenden, müssen aber auf Abruf dazu in der Lage sein, die Kontrolle über das Fahrzeug wieder zu übernehmen, wenn sie dazu aufgefordert werden.
Tesla: Autonomes Fahren
Autonomes Fahren nach Stufe 3 bei Tesla – dazu wären die Modelle bereits fähig. Allerdings ist die Entwicklung noch im Gange, denn die sogenannte Tesla Full Self-Driving Anwendung befindet sich noch in der Beta-Version. Genutzt werden kann die Software theoretisch von allen Fahrer:innen, sie kostet allerdings auch ein ordentliches Sümmchen Geld. Dabei ist es egal, ob du ein Model 3, ein Model S, Y oder X fährst.
BMW: Autonomes Fahren
Die Bayerischen Motorenwerke lassen sich bei der Einführung autonom fahrender Autos noch etwas Zeit: Bis 2025 sollen aus einer Kooperation mit der Firma Qualcomm autonome Autos auf den Markt kommen, bis dahin wird autonomes Fahren der Stufe 3 bei BMW getestet. Bei Autos wie dem BMW 7er oder dem elektrischen Brüderchen i7 ist Stufe 2+ bereits möglich – die beiden können alle relevanten Aufgaben auf der Autobahn übernehmen, solange Fahrer:innen die Geschehnisse weiterhin aufmerksam mitverfolgen.
Audi: Autonomes Fahren
Hierzulande tüftelt Audi ebenso wie andere Hersteller an der Umsetzung autonomen Fahrens nach Stufe 3. Schon der Audi A8 aus dem Jahre 2017 konnte in Theorie und Praxis selbst fahren und lenken, aber natürlich waren entsprechende Regulierungen im Straßenverkehrsgesetz noch nicht getroffen worden. Das heißeste Eisen in Sachen selbstfahrende Autos bei Audi ist zur Zeit der Test eines umgebauten Audi Q8 mit autonomen Fahren nach Stufe 4.
Selbstfahrende Autos in der Zukunft: Prognose & Chancen
Dass selbstfahrende Autos schon längst Realität sind, wissen wir bereits. Die Frage ist immer: Wie hoch fällt der Grad der Automatisierung aus? Wenn wir von Assistenzsystemen sprechen, die Fahrer:innen beim Halten und Wechseln der Fahrspur die Arbeit abnehmen, so könnte schon innerhalb eines Jahrzehnts ein Großteil der Autos hierzulande über solche Features verfügen. Mithilfe sogenannter LiDAR-Sensoren, die kontinuierlich weiterentwickelt werden und schon in diversen Autos eingesetzt werden, soll der Traum vom autonomen Fahren schneller in die Realität umgesetzt werden.
Streben wir aber mit der Definition autonomen Fahrens nach Größerem, so muss sich die Welt noch eine Weile gedulden. Vieles spricht dafür, dass selbstfahrende Autos weit nach 2040 erst allmählich ins Rollen kommen – zu diesem Ergebnis kommt die Forschungsorganisation Prognos im Rahmen einer Studie.
Um 2050 soll der Anteil der Autos, die ein gänzliches Abwenden des Fahrers oder der Fahrerin vom Straßengeschehen ermöglichen, auf etwa 70 Prozent angestiegen sein. Vollautomatisierte Autos kommen demnach erst ab 2040 in höheren Stückzahlen auf den Markt. Wie sich die Zahl der Unfallopfer im Verkehr unter vermehrter Nutzung automatisierter Gefährte entwickelt, bleibt abzuwarten – soll sich Berechnungen zufolge aber drastisch minimieren.
Weiterentwicklung der Navigation
Was ebenfalls mit dem autonomen Fahren korreliert, ist die Weiterentwicklung der Navigation. Navigationsdienste wie Google, TomTom oder Here helfen uns, uns in der ganzen Welt zurecht zu finden. Computer lernen immer mehr Winkel der Welt kennen, digitalisieren diese und fügen die Daten den Navigationskarten zu. Doch das ist noch nicht alles, die Zukunft kann mehr: Navigationsdienste können bereits jetzt anhand ihrer Daten einen Stau vorhersagen, noch bevor die Menschen auf der Straße das bevorstehende Unheil erahnen können. Genau hier möchte TomTom ansetzen, indem der Hersteller aktuell relevante Daten sammelt und verknüpft, um so schneller und schlauer zu sein als andere.
Schon jetzt bilden digitale Karten nicht mehr nur das Wegenetz ab, sie sind elementar wichtig für das teilautonome und das anvisierte autonome Fahren. Denn es ist nur mit hochgenauen Kartendaten in Kombination mit Echtzeitinformationen über Verkehr, Wetter und andere entscheidende Parameter möglich, vorausschauend zu fahren. Das betrifft auch schon unsere Gegenwart. Soll das Auto das Steuer übernehmen, müssen Kreuzungen und Hindernisse nicht mehr nur ungefähr abgebildet werden, sondern zentimetergenau.
Auch Taxifahrer, Liefer- oder Dronendienste benötigen in Zukunft ganz genaue Informationen zu Hauseingängen, Stockwerken und der Infrastruktur rund um ihren Zielort. Um das zu bewerkstelligen werden statische Informationen mit Echtzeitdaten verknüpft. So sollen diese Daten dann beispielsweise Auskunft darüber geben, auf welcher Abbiegespur ein Stau entsteht, wo ein Verkehrschaos aufgrund von Großveranstaltungen zu erwarten ist, in welcher Reihenfolge Ampeln geschalten sind, wo die Straße glatt ist, und, und, und.
Wenn du dich jetzt fragst, wo diese Daten herkommen, dann kannst du dir an die eigene Nase fassen. Denn bewusst oder unbewusst liefern die Nutzer von Navigationsdiensten den Anbietern ihre Daten, mit denen die Straßenkarten der Zukunft entworfen werden.
Autonomes Fahren – FAQs
Wenn noch Fragen offen sind, haben wir hier weitere Antworten zum Thema autonomes Fahren.
Welche Stufe des autonomen Fahrens ist in Deutschland erlaubt?
Offiziell erlaubt ist seit 2017 autonomes Fahren Stufe 3. Für Level 4 ist ein Gesetz eingereicht worden, doch die Erlaubnis gilt aktuell nur für bestimmte Fahrzeuge und Streckenbereiche.
Welches Auto hat Lidar?
Die Lidar-Technik ist bei Automodellen noch nicht häufig zu finden. Meist in höherpreisigen Fahrzeugen, darunter beispielsweise bei Tesla, Volvo oder Ford.
Welche Autos haben Level 2?
Unter Level 2 versteht man teilautomatisiertes Fahren. Dazu gehören beispielsweise Assistenten für selbständiges Einparken. Solche Systeme findet man schon in vielen Autos, allerdings meist in Modellen der Oberklasse.