Kabellose Magie: Was ist ein Funkschlüssel und wie funktioniert er?
01. Juni 2022 von Alexander Häuselmann
Alleine in Deutschland sind rund 59 Millionen Kraftfahrzeuge zugelassen – haben Sie sich da auch schon einmal gefragt, wie jedes einzelne davon über ein ganz individuelles Funkschlüsselsignal verfügen kann? Wie wissen Auto und Funkschlüssel immer, dass sie zusammen gehören? Und wie funktioniert ein Funkschlüssel überhaupt? Erfahren Sie mehr in diesem Artikel!
⏰ Kurz zusammengefasst
- Autoschlüssel mit Funk und Schlüsselbart
- Heutzutage auch Keyless Go möglich
- Funkschlüssel kommunizieren mit der Schließanlage des Autos
- Verschlüsseltes Signal zum Diebstahlschutz
- Hohe Kosten bei Ersatz, Batterie kostengünstig austauschen
- Öffnungs- und Zündschlüssel in einem erst ab den 1960er Jahren
- Funktechnologie seit den 90ern
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Was ist ein Funkschlüssel und wie sieht er aus?
Wenn Sie einen Funkschlüssel sehen, wissen Sie, dass zwangsläufig irgendwo das hierzu passende Auto stehen muss. Wie ein Autoschlüssel aussieht, dürfte den meisten klar sein. In der Regel handelt es sich dabei um ein in Plastik oder einem anderen Material gefassten, handlichen Gegenstand, der mit Knöpfen versehen ist, und in einigen Fällen über einen zusätzlichen Schlüsselbart verfügt.
Der Bart kommt dabei entweder auf Knopfdruck zum Vorschein oder blickt bereits starr und unverformbar aus dem Plastikgehäuse heraus.
Neben den Standardfunktionen wie dem Öffnen und Schließen des kompletten Kfz per Fernbedienung der Zentralverriegelung kann ein Autoschlüssel mit Funk auch andere Aufgaben wie zum Beispiel die Betätigung der Kofferraumklappe oder des Fahrzeuglichts ausführen. Um eine ganz moderne Arbeitsanweisung für den Wagen handelt es sich bei der Meldung an das Auto, es solle ein paar Meter zum Schlüsseleigner oder zur Schlüsseleignerin rollen.
Wer über ein Keyless-Go-System verfügt, spart sich das Drücken irgendwelcher Knöpfchen – hier reicht es, wenn Sie den Schlüssel mit sich führen und sich dem Fahrzeug nähern. Das Auto erkennt, dass sich ein Schlüssel in der Nähe befindet und gibt die Türen frei.
Weniger gut ist es, wenn der Funkschlüssel häufig hinunterfällt, und deshalb ersetzt werden muss. Wenn man sein Auto privat verkaufen will, muss der Schlüssel in Ordnung sein. Ansonsten stellt das auch einen gewissen Wertverlust dar, denn der oder die potentielle Käufer:in muss den Schlüssel ersetzen lassen.
Wie funktioniert ein Funkschlüssel?
Im Grunde erscheint die Funktionsweise eines Autoschlüssels mit Funk-Technik relativ simpel: Der Schlüssel sendet bei Betätigung eines Knopfes ein Signal, welches dann als Ent- oder Verriegelung der Türen umgesetzt wird. An sich braucht der oder die Ottonormalverbraucher:in auch nicht viel mehr zu wissen, interessant ist ein Blick hinter die Kulissen dennoch. Wenn es darum geht einen Autoschlüssel nachzumachen schaut die Sache ein bisschen anders aus.
Aufwendige Technik
Denn hinter dem unscheinbaren Plastikkleid steckt ganz schön viel Technik: Ein Funkschlüssel verfügt sowohl über einen Sender als auch über einen Empfänger. Den Impuls für den Schließ- und Öffnungsvorgang gibt der Knopfdruck auf dem Schlüssel – so “äußert” der Schlüssel quasi den Wunsch, das Auto aus der Distanz zu öffnen.
Dabei funkt er im ISM-Band im Bereich von 433 Megahertz. Nachdem der Wagen die Aufforderung erhalten hat, will er dem Wunsch natürlich entsprechen – die Schließanlage des Autos schickt ein verschlüsseltes Signal ab, welches innerhalb einer gewissen Zeitspanne durch den Funkschlüssel dekodiert werden muss. Somit erkennt das Fahrzeug, ob der Schlüssel zu ihm gehört oder nicht.
Natürlich laufen diese Prozesse in Sekundenbruchteilen ab – wer will schon fünf Minuten warten, bis sich das Auto nach langem Hin und Her endlich vergewissert hat, dass es geöffnet werden darf?
Verschlüsselt ist das Signal im Übrigen aus Gründen des Diebstahlschutzes: Kriminelle sollen nicht einfach das Signal abfangen und dann zum Knacken des Autos verwenden können. Trotzdem ist Autodiebstahl nicht generell auszuschließen. Ebenfalls ein Diebstahlschutz ist die Wegfahrsperre. Diese wird aktiv, wenn die Zündung aus geht.
Den Neuwagen entriegeln und direkt mit Vollgas losdüsen? Das ist leider keine gute Idee – wer seinen Neuwagen noch einfahren muss, sollte einiges beachten.
Funkschlüssel: Verlust, Reparatur und Kosten
Verdrießlich wird es, wenn Sie Ihren Autoschlüssel verlieren. In einem solchen Fall sollten Sie den Funkschlüssel nachmachen lassen – was je nach Beschaffenheit des Schlüssels auch ganz schön ins Geld gehen kann. Für einen neuen Autoschlüssel zahlen Sie bei Ihrer Werkstatt im Schnitt 50 bis 300 Euro. Handelt es sich bei dem verlorenen Gegenstand um einen Funkschlüssel – also nicht nur einen einfachen Schlüssel ohne Entsperrfunktion auf Knopfdruck wie es bei älteren Autos der Fall ist – können Sie eher mit den höheren Preisen rechnen.
Zu den Kosten für den neuen Funkschlüssel gesellt sich zudem der Preis für eine neue Codierung sowie unter Umständen für ein neues Autoschloss. Sollte Ihr Schlüssel tatsächlich gestohlen worden sein, bleibt den Übeltäter:innen so der Zugang zum Wagen verwehrt.
Natürlich kann es auch mal vorkommen, dass so ein Funkschlüssel den Geist aufgibt – regt sich nichts, wenn Sie Ihren Autoschlüssel betätigen, muss die Konsequenz aber nicht immer ein komplett neuer Schlüssel sein. Manchmal reicht vielleicht auch ein einfacher Batteriewechsel – diesen können Sie, sofern Sie über eine passende Batterie verfügen, kostengünstig selbst durchführen.
Möchten Sie allerdings lieber die Finger vom Schrauben lassen, steht es Ihnen selbstverständlich frei, die Batterie in der Werkstatt Ihres Vertrauens austauschen zu lassen. Für diesen Service können Sie mit Preisen von 15 bis 30 Euro rechnen.
Passen Sie außerdem auf, dass Sie den Schlüssel nicht im Auto einsperren, das bedeutet zusätzlichen Aufwand.
Funkschlüssel – ein kleiner geschichtlicher Abriss
Funkschlüssel waren in der Automobilbranche nicht schon seit eh und je Gang und Gäbe – vielmehr hat sich der Funkschlüssel ziemlich spät als Standard-Entsperrwerkzeug herauskristallisiert. Trotzdem wurden die ersten Schritte deutlich früher gemacht, als zum Beispiel die zur elektrischen Handbremse, so verlief die Entwicklung:
Um das Jahr 1900 herum war der Startprozess eines Automobils nahezu eine Kunst für sich: Mehrere Schritte mussten von geschulten Chauffeuren durchgeführt werden, nicht zuletzt wollte der Motor noch mit Drehschaltern angeworfen werden.
Noch bevor irgendwelche Funkwellen per Schlüssel durch die Gegend geschickt wurden, war ab den 1910er Jahren die Idee aufgekeimt, eine Diebstahlsicherung per Schlüssel ins Auto zu implementieren – der Stromkreis für die Zündung schloss sich nur, wenn der passende Schlüssel eingesteckt wurde.
Nochmals zehn Jahre später wurde es möglich, in einem Vorgang sowohl den Stromkreis zu schließen wie auch den Motor anzulassen – quasi die Geburtsstunde eines herkömmlichen Autoschlüssels wie wir ihn heute kennen.
Der Durchbruch der Zentralverriegelung erfolgte allerdings erst in den 60er Jahren, sodass fortan Zündschlüssel und Türschlüssel identisch waren. Den typischen Schlüsselbart gibt es heute bei günstigeren Fahrzeugen immer noch, seit den 1990ern hat sich zudem die Funk-Technologie durchgesetzt, nachdem sich Infrarotschlüssel als zu wenig zuverlässig herausgestellt hatten.
Besonders heiß begehrt werden heute Keyless-Go und andere schlüssellose Systeme. Meist sind diese Spielereien jedoch höherpreisigen und höherklassigen Fahrzeugen vorbehalten.
Springt das Auto nicht an, egal ob mit Funk oder ohne? Möglicherweise müssen Sie Ihrem Wagen Starthilfe geben!