SEAT Leon (2012-2019) Testbericht
380 – eine Zahl, die offenbart, wie nahe der Seat Leon dem VW Golf heute steht. Der Leon verfügt mit 380 Liter Kofferraumvolumen über genauso viel Platz im Gepäckraum wie der beliebte Golf, den er als Fünftürer mit 4,28 Meter sogar um einige Zentimeter überragt.
Was gut ist
Was nicht so gut ist
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Bewertung des SEAT Leon
Zudem baut der Spanier auf der gleichen Plattform wie der Bestseller aus Wolfsburg auf und unter seinem Blech findet sich die fast gleiche Technik. Auch die meisten Sicherheitsassistenten und Motoren teilt er sich mit dem Volkswagen. Im Motorraum des Leon herrscht, obwohl man ihn nicht als Hybrid und Elektroauto bestellen kann, Vielfalt.
Turbomotoren vom 1.2 TSI mit 86 PS bis zum 2.0 TSI mit 310 PS liefern ihre Kraft wie bei den meisten Konkurrenten, zu denen der Ford Focus und der Opel Astra zählen, an die Vorderräder.
Den größten Unterschied beim Fahren macht zwischen einem VW Golf und Seat Leon die Abstimmung des Fahrwerks aus. Die meisten Leon Modelle liegen sportiver auf der Straße als der Platzhirsch aus dem Norden, ohne unkomfortabel zu sein. Und das zu einem attraktiveren Preis. Darf man den Seat Leon, wenn man mit dem Golf liebäugelt, also auch auf dem Plan haben? Um zu erfahren, über welche Qualitäten der Leon verfügt, muss man ihn eigentlich nur fahren.
Den Seat Leon darf jeder auf dem Plan haben, der mit dem Golf liebäugelt. Im Spanier steckt eine gute Portion Golf, aber in seiner Form und mit seinem Fahrwerk tritt er sportiver und emotionaler auf. Und das zu einem Preis, da bleibt sich Seat treu, der einige tausend Euro unter dem eines VW Golf liegt.
Wie viel kostet der SEAT Leon?
Leistung und Fahrkomfort
Das Fahrwerk ist ein eindeutiges Kaufmotiv. Der Leon fährt sich schon in seinen Basisversionen deutlich sportlicher und agiler als ein Golf. Schnell sein hat etwas Spielerisches. Der Leon lenkt willig, einfühlsam und präzise ein und hält bei schneller Fahrt Ruhe in der Lenkung. Das Serienfahrwerk liefert einen guten Kompromiss aus Sportlichkeit und Komfort.
Fährt man den Leon als FR, kann die Charakteristik der Lenkunterstützung, Gasannahme und das Motorgeräusch in den Modi „eco“, „comfort“ und „sport“ beeinflusst werden. Der Komfort tritt mit dem Sportfahrwerk aber spürbar kürzer.
Die härtere Abstimmung sorgt allerdings dafür, dass der Leon Biegungen fast ohne Seitenneigung durcheilt, sich auch von Lastwechseln kaum aus der Ruhe bringen lässt (vom Gas gehen oder starke Bremsung in der Kurve) und die ESP-Leuchte bei schneller Kurvenfahrt erst sehr spät aufflackert – ein eindeutiges Indiz für ein hervorragend gemachtes Fahrwerk. Auch die Bremsen machen im Leon einen sehr guten und sicheren Job.
Für ein Mehr an Komfort ist die neue Xcellence-Linie zuständig. Sie erhält als einzige Ausstattung neben FR und Cupra Adaptivdämpfer und soll die komfortorientierten Kunden ansprechen.
Platz und Praxistauglichkeit
Der Innenraum des Leon präsentiert sich mit guter Verarbeitung, minimalistischem Design und unkomplizierter Bedienung. Der Kofferraum bietet das, was ein Kofferraum idealerweise bietet: viel Platz.
So wenige Schalter für so viel Bedientiefe bieten wenige. Das Cockpit ist dadurch so übersichtlich wie das Bedienkonzept aufgeräumt. Entweder werden die Infos und Daten auf dem Display zwischen Drehzahlmesser und Tacho eingespielt oder auf dem zentralen Touchscreen, der seit dem Facelift auf maximale 8 Zoll angewachsen ist.
Apple CarPlay, Android Auto und MirrorLink erleichtern zudem das Andocken des Smartphones, welches sich auf einer Ablage in der Mittelkonsole induktiv laden lässt. Wer auf das digitale Cockpit Wert legt, der muss sich beim Leon bis 2018 gedulden.
Seit dem Facelift okkupiert der Handbremshebel nur noch in der Basisausstattung einen Teil des Platzes zwischen den Vordersitzen. Die höheren Ausstattungslinien kommen nun mit einer elektrischen Parkbremse. Ebenfalls neu ist der schlüssellose Zugang des Leon. So lässt man den Motor per Start-Stopp-Knopf an und kann den Schlüssel in einer dafür vorgesehenen Ablage aufbewahren, falls man ihn doch nicht in der Hosentasche tragen will.
Klar, die Verarbeitung im Golf ist noch etwas hochwertiger und das Armaturenbrett im Leon könnte ruhig noch emotionaler ausfallen, aber der Innenraum überzeugt mit seiner Funktionalität. Das erkennt man in den Details. Den Reset-Knopf des Tageskilometerzählers muss man nicht suchen (heute keine Selbstverständlichkeit) und die Gurthalter am Rande der Rücksitzbank sind äußerst zweckmäßig.
Und gut sitzt man auch im Leon. Schon auf den Komfortsitzen, die genügend Seitenhalt und einen langen Verstellbereich bieten und noch besser auf den Sportsitzen im Leon Xcellence, FR und Cupra. Auf der Rücksitzbank funktioniert das, abhängig von der eigenen Beinlänge und der des Vordermanns, auch bequem, wobei die Oberschenkelauflage etwas kurz ausfällt.
An eine bessere Schalldämmung haben die cleveren Köpfe von Seat auch gedacht, sodass es im Innenraum hörbar leiser geworden ist. Jedoch werden die Windgeräusche, die von den markanten, aber kantigen Außenspiegeln ausgehen, weiterhin bei höherem Tempo gut hörbar sein.
Der Gepäckraum des Leon schluckt 380 Liter und 1.210 Liter, wenn die 1/3-2/3-teilbare Rückbank umgeklappt wurde (Golf: 1.270 l). Nach dem Umlegen der Bank ergibt sich zwar keine ganz ebene Ladefläche, aber bis zu 1,60 Meter lange Gegenstände können jetzt eingeladen werden. Leider steht die hohe Ladekante auch dann noch im Weg.
Innenraum, Infotainment und Ausstattung
Das Basismodell bedeutet Verzicht. Zwar sind der höhenverstellbare Fahrersitz, elektrische Außenspiegel, elektrische Fensterheber vorne, die Zentralverriegelung und im Dreitürer SC die Sportsitze im Lieferumfang enthalten, aber weder ein Radio noch eine Klimaanlage.
Deshalb gelingt der Einstieg viel befriedigender mit der Reference-Ausstattung. Dann gehören die Klimaanlage, die Außenspiegelheizung, das Multimediasystem mit 5-Zoll-Touchscreen, USB-Port und vier Lautsprechern sowie die asymmetrisch geteilte Rücksitzbank zur Serienausstattung. Zudem kann vieles Zubehör erst hier geordert werden.
Die Ausstattungslinie Style ist mit Nebelscheinwerfern, 16-Zoll-Leichtmetallrädern, Dreispeichen-Multifunktionslenkrad, Lendenwirbelstütze auf der Fahrerseite, Tempomat und Berganfahrhilfe reichhaltig ausgestattet. Auch die Mittelarmlehne, zusätzliche Staufächer und hintere Luftausströmer sowie das größere Soundsystem mit sechs Lautsprechern, Bluetooth-Schnittstelle und Freisprecheinrichtung zählen hier mit zum Package.
Seit dem Facelift wird zudem eine Xcellence-Linie angeboten. Sie kommt mit 17-Zoll-Leichtmetallrädern, einer Klimaautomatik, Lendenwirbelstützen vorne, dem schlüssellosen Zugangssystem, Parksensoren hinten und dem Seat Media-System Plus inklusive großem 8-Zoll-Touchscreen und Sprachsteuerung.
Mit ebenfalls reichlich Extras wartet der Leon FR auf. Doppelendrohre, ein Sportfahrwerk, Sportsitze und Fahrdynamikprogramme verleihen dem Modell mehr Dynamik. Das bei Seat traditionell Cupra getaufte sportliche Topmodell ist mit Progressivlenkung, Heckdiffusor, Cupra Sportsitzen mit Alcantara-Bezug und Voll-LED-Scheinwerfern ausgerüstet.
Mittlerweile kann auch im Seat Leon, jenseits der Ausstattungslinien, unter vielen Extras und Zubehörpaketen ausgewählt werden. Auch hier erinnert der Seat Leon an den VW Golf. Für die zwei Türen extra, die in Wolfsburg 900 Euro kosten, zahlt man im Leon aber nur einen fairen Aufpreis von 500 Euro.
Kraftstoffverbrauch, CO2-Ausstoß und Abgsanorm
Reichlich Auswahl gibt es bei den Motoren. Benziner von 86 bis 310 PS, Diesel von 115 bis 184 PS und auch ein Erdgasmotor mit 110 PS stehen zur Wahl. In Verbindung mit dem Fünfgang- oder Sechsgang-Schaltgetriebe oder der Sechsgang- oder Siebengang-Doppelkupplungsautomatik mit Schaltwippen am Lenkrad.
Die Benziner
Der Einstiegsmotor ist keine Empfehlung wert. Der 1.2 TSI-Vierzylinder mit 110 PS und der quirlige 1.0 TSI-Dreizylinder mit 115 PS sind im Vergleich zum 1,2-Liter-Vierzylinder mit 86 PS einfach die bessere Wahl. Noch kraftvoller und gutmütiger reagiert der 1.4 TSI mit 125 PS Leistung auf Gasbefehle. Außerdem läuft das Triebwerk laufruhiger.
Der darüber positionierte 1.4 TSI mit 150 PS leistet zwar mehr, verbraucht mit 4,9 bis 5,0 l/100 km dank Zylinderabschaltung aber rund 0,3 Liter weniger. Noch flotter ist man im Leon 1.8 TSI, der 226 km/h läuft und in 7,5 Sekunden von 0 auf Tempo 100 beschleunigt, unterwegs.
Den Topmotor kennzeichnet das „Cupra“-Typenschild. Der 2,0-Liter-Turbomotor produziert 300 PS oder 310 PS und lässt den sportlichsten Leon in einer Zeit von 5,7 oder 5,8 Sekunden (abhängig vom Getriebe) aus dem Stand auf 100 km/h sprinten und 250 km/h laufen.
Der sparsamste Benziner lässt sich mit Benzin oder Erdgas (CNG) fahren. Und das sehr lange, denn das Erdgas reicht für etwa 400 Kilometer und beide Tanks für eine Strecke von über 1.000 Kilometern.
Die Diesel
Ähnlich weit reicht der 50-Liter-Tank mit dem 1.6 TDI Ecomotive. Der 110 PS starke Turbodiesel begnügt sich mit lediglich 3,6 l/100 km im Normverbrauch. Der 2.0 TDI mit 150 PS konsumiert in der Praxis mit 5,0 bis 6,0 Litern kaum viel mehr, weil er sich mit 340 statt 250 Newtonmetern Drehmoment weniger anstrengen muss.
Der stärkste Dieselmotor im Leon, der 2.0 TDI mit 184 PS, arbeitet auch im Golf GTD. Er reicht 380 Newtonmeter an die Vorderräder. Man kann sich ihn aber sparen, weil schon der 150 PS-Diesel ausreichend Kraft und Durchzug bietet und das zum deutlich günstigeren Preis.
Sicherheit und Schutz
Die Übersicht nach hinten gehört ohne Frage nicht zu den Stärken des Leon. Deshalb sollte man in jedem Fall bei der Bestellung an die hintere Ultraschall-Einparkhilfe denken. Serienmäßig wird der Seat Leon mit sieben Airbags, ABS und ESP ausgeliefert. Mit zahlreichen, teils in Paketen angebotenen Assistenten wird das Fahren nochmals deutlich sicherer.
Der kamerabasierte Spurhalteassistent korrigiert, wenn es notwendig ist, den Lenkeinschlag der elektromechanischen Servolenkung. Das Kamerasystem, das in den Fuß des Innenspiegels integriert ist, steuert den Fernlichtassistenten. Die Multikollisionsbremse bremst nach einem Unfall automatisch ab.
Nicht kundenfreundlich ist, dass einige Sicherheitsextras wie der adaptive Tempomat, der Notbremsassistent, die im Zuge des Facelifts verbesserte Verkehrszeichenerkennung und der bis 60 km/h das Fahrzeug führende Stauassistent nicht in Verbindung mit den günstigeren Ausstattungslinien zu bestellen sind.
Sehr gut arbeiten die Bremsen im Leon. Im ADAC-Bremstest kam der Seat Leon nach einer Vollbremsung aus 100 km/h nach hervorragenden 34,5 Metern zum Stehen. Das Crashverhalten der Karosserie und die Sicherung durch die elektronischen Helfer wurden im Euro NCAP-Crashtest mit der maximalen Wertung von fünf Sternen bewertet.