Toyota Land Cruiser Testbericht
Der Toyota Land Cruiser ist wieder kantig und will an seine glorreichen Wurzeln erinnern. Das gelingt aber nur teilweise.
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Bewertung des Toyota Land Cruiser
Der Toyota Land Cruiser ist ein Klassiker unter den Geländefahrzeugen. Seit 1951 wird er gebaut und gerade in Afrika, Lateinamerika und im Nahen Osten erfreute er sich großer Beliebtheit. Den Namen Land Cruiser trägt er seit 1954 und mit dem J25 geht er in die 13. Generation, die erstmal auch wieder in den USA angeboten wird. Das liegt natürlich auch am Trend zum SUV, doch der Toyota Land Cruiser ist trotz allem Komfort immer noch vor allem ein Nutzfahrzeug, das sich Offroad am wohlsten fühlt.
Augenscheinlichste Veränderung der neuen Generation ist die Rückkehr zu einem kantigen Design, zuletzt sah der Land Cruiser immer zahmer aus. Damit ist Schluss, die Geländegängigkeit ist dem Toyota-Klassiker wieder anzusehen. In Europa gibt es ihn vorerst aber nur mit einem Motor, einem Vierzylinder-Diesel mit 204 PS. Der verrichtet seinen Dienst vorbildlich, ist aber eher ungeschliffen, laut und mit einem Verbrauch von um die zehn Liter Diesel nicht sonderlich moderat. Ein Mildhybrid soll erst 2025 folgen.
Neu ist eine elektrische Servolenkung, ansonsten bleibt es bei der traditionellen Doppelquerlenker-Achse vorn und der Vierlenker-Starrachse hinten. Auf der Straße liegt der Toyota Land Cruiser satt und bequem, trotz verbesserter Dämmung ist es innen aber immer noch laut. Seine Stärken spielt er abseits der Autobahn aus. So analysiert das Multi-Terrain-Select-System automatisch, auf welchen Untergrund sich der Toyota befindet und passt ihn automatisch darauf an. Im Innenraum kann per Kameraüberwachung auf dem Infotainment die komplette Fahrzeugumgebung samt Untergrund beobachtet werden.
Das Interieur ist vom SUV-Schick weit entfernt, das sieht nicht nach Lounge, sondern rustikalem Landhaus aus. Selbst der Wahlhebel der Automatik ist ein ziemlich klobiges Stück Technik. Das Platzangebot ist gut, im Fond gewinnen Reisende durch den Längenzuwachs zum Vorgänger viel Platz. Die dritte Reihe im optionalen Siebensitzer ist nur etwas für Kinder. Der Kofferraum liegt hier bei etwa 1.000 Liter. Mit an Bord des Land Cruisers sind Toyotas neueste Assistenzsysteme, die den altehrwürdigen Klassiker in die Gegenwart katapultieren. Hinzu kommen drei Jahre Garantie und zwölf Jahre Absicherung gegen Rost.
Die Chancen auf dem Markt stehen für den Toyota Land Cruiser mit der optischen Neuausrichtung gar nicht schlecht: so rustikal gibt sich sonst eigentlich nur die Mercedes-Benz G-Klasse, die doppelt so teuer ist wie der japanische Geländewagen. Auch andere Konkurrenten wie Land Rover Discovery und Jeep Grand Cherokee sind kostspieliger und nicht so konsequent auf den Offroad-Betrieb ausgerichtet. Die Voraussetzungen für ein Comeback stehen also gut.
Leistung und Fahrkomfort
Softe SUVs gibt es mittlerweile genug, Bahn frei für den neuen Toyota Land Cruiser, der sich nach sieben Jahrzehnten seinem Urvater von 1951 annähert: kantig, kompromisslos, aber an moderne Anforderungen angepasst. Die schlechte Nachricht gleich vorneweg: In Deutschland startet der meistverkaufte Geländewagen der Welt nur mit einem Motor.
Der 2,8 Liter Vierzylinder-Dieselmotor besitzt eine Leistung von 204 PS und ein Achtgangautomatikgetriebe. Das ist vollkommen neu und wurde in puncto Fahreigenschaften, Effizienz und Geäuschniveau verbessert. Die Gangabstufungen sind enger, das Beschleunigungsgefühl sanfter. Der ersten Fahrstufe wurde zum Beispiel kürzer übersetzt, um auch in unwegsamen Gelände besser zurechtzukommen. Die Vorteile dieser neuen Übersetzung zeigen sich im Gelände. Die Dosierung des Gases gelingt dank der acht statt sechs Fahrstufen noch besser als beim Vorgänger. Der Toyota Land Cruiser wird natürlich von einem permanenten Allradantrieb beschleunigt.
Damit ist der Toyota Land Cruiser fürs Gelände gut gerüstet, sondern auch für die Langstrecke. Außerdem kann der Geländewagen mit einer Anhängelast von bis zu 3.500 Kilogramm selbst die schwersten Anhänger ziehen. Der offizielle Verbrauch steht noch nicht fest, dürfte aber bei etwa zehn Liter Diesel auf 100 Kilometer liegen. Ein Öko-Fahrzeug ist der Toyota Land Cruiser also definitiv nicht. 2025 will Toyota die Motorenpalette um einen sparsameren 48-Volt-Mildhybrid ergänzen.
Der Toyota Land Cruiser: klassische Geländewagen-Tradition
Das Fahrwerk bleibt ganz der Geländewagen-Tradition treu. Vorne sitzt eine überarbeitete Doppelquerlenker-Achse, hinten eine Vierlenker-Starrachse. Das erste Mal kommt eine elektrische Servolenkung zum Einsatz, die neue Fahrhilfen, die es bis dato noch nicht im Toyota Land Cruiser gab, ermöglicht. Jetzt ist es auch für Ungeübte leicht, mit dem Land Cruiser abseits asphaltierter Straßen durchs Gelände zu pflügen. Es gibt zwei Differenzialsperren, eine in der Mitte, eine hinten und einen „Auto“-Modus für das Multi-Terrain-Select-System. Das erkennt, auf welchem Untergrund der Toyota Land Cruiser fährt und passt automatisch die Abstimmung des Geländewagens an. Seine Watttiefe ist mit 70 Zentimetern genauso gut wie bei der Mercedes-Benz G-Klasse.
Über eines sollten sich Interessierte aber klar sein: Der Toyota Land Cruiser ist kein weichgespültes SUV. Der Diesel arbeitet eher rustikal und sorgt für ordentlich Vibration, die Geräuschbildung im Innenraum ist höher als bei vielen anderen Autos. Beschleunigen kann der 2,4 Tonnen schwere Geländewagen ordentlich, Sprinterqualitäten besitzt er nicht. Die höchste Geschwindigkeit des Toyota Land Cruiser liegt bei 175 km/h, für die Beschleunigung bis auf 100 km/h benötigt er bis zu 12,7 Sekunden. Trotzdem gibt es viele Verbesserungen, der Vorgänger stammt schließlich aus dem Jahr 2009 und auch der direkte Konkurrent, die Mercedes-Benz G-Klasse, wird hauptsächlich abseits von Offroad-Strecken bewegt.
Die Lenkung arbeitet durch den Elektronik-Einsatz leichtgängiger, der Land Cruiser wankt bei Bodenwellen nicht mehr so stark, die Bremsen greifen effektiver. Das Fahrgefühl ist insgesamt besser, auch wenn sich das alles immer noch mehr nach Nutzfahrzeug anfühlt, wenn auch komfortabler. Am beeindruckendsten ist der Toyota Land Cruiser auf Schlamm, Geröll oder im Flussbett. Da spielt der Geländewagen seine Stärken aus und brilliert. Im Test gab es kein Terrain, dass der Land Cruiser nicht spielend leicht meisterte.
Platz und Praxistauglichkeit
Der Toyota Land Cruiser mag zwar wie ein echter Klotz auf der Straße wirken, im Vergleich zu vielen SUVs, die in deutschen Innenstädten unterwegs sind, halten sich seine Maße aber in Grenzen. Der Land Cruiser ist 4,84 Meter lang und seine Breite beträgt 1,89 Meter. Die Höhe der Karosserie liegt zwischen 1,84 Meter und 1,86 Meter. Das sorgt für ordentlich Kofferraumkapazität. Etwa 1.000 Liter sind es im normalen Zustand, der Wert bei versenkter Rücksitzbank, die sich wie bei einem Transporter nach vorn klappen lässt, ist noch unklar. Die Lehnen im Fond lassen sich per Knopfdruck vom Kofferraum aus langsam absenken. Mit Betonung auf „langsam“, da sich die Sitzreihe wirklich in Zeitlupe versenkt. Umgelegt ergibt sich eine riesige Ladefläche, so groß, dass sich hier auch eine Matratze zum Schlafen hineinlegen ließe.
Neu ist übrigens, dass die Hecklappe des Kofferraums nach oben aufschwingt. Bisher öffnete sich die Tür nach rechts, sodass man immer herumlaufen musste, um den Toyota Land Cruiser zu beladen. Zusätzlich lässt sich per Knopfdruck an der linken unteren Ecke der Scheibe sich nur die obere Hälfte für den schnellen Zugang zum Kofferraum öffnen. Die Ladekante ist äußerst robust, es handelt sich schließlich um einen Geländewagen.
Der Zustieg zur dritten Reihe (falls sie gewählt wurde) erfolgt durch das Vorklappen der Rücklehnen in Reihe zwei. Danach ist ein wenig Kletterarbeit nötig. In der Breite ist hier viel Platz, die Sitzposition ist aber unbequem für Erwachsene. Die Rückenlehne ist sehr gerade, die Knie sind weit oben, der Kopf ist knapp unter der Decke. Diese Sitzreihe ist eher für Kinder gedacht. Trotzdem gibt es rechts und links einen Becherhalter.
Sehr viel Platz und ein riesiger Kofferraum
Besser sitzt es sich im Fond, hier können auch die Rücklehnen in der Neigung verstellt werden. In den Türen finden sich weitere Cupholder, für größere Flaschen sind sie ungeeignet, weil der Abstand zwischen Sitzpolster und Tür zu gering ist. Auf den Außensitzen sind Isofix-Vorrichtungen für Kindersitze angebracht, an der Rückseite der Mittelkonsole finden sich USB-C-Ladeanschlüsse für das Smartphone.
Vorne gibt es den meisten Platz, hier fühlen sich Fahrende sofort wohl. Im Mitteltunnel finden sich zwei Becherhalter, unter der Armauflage ist ein großes Fach, um weitere Dinge zu verstauen. Das lässt sich per Knopfdruck kühlen, um etwa bis zu sechs Getränkedosen auf angenehmer Temperatur zu halten. Obligatorisch mittlerweile: vor dem Automatikwahlhebel kann das Handy per USB-C oder induktiv geladen werden. Ungewöhnlich: Toyota stellt auch einen HDMI-Eingang zur Verfügung. So kann auf dem Zentraldisplay ein Film von einer externen Quelle abgespielt werden. Weitere Fächer und Becherhalter finden sich in den Türen vorn - diese sind wesentlich besser zu erreichen als die im Fond.
Durch das kantige Design und die hohe, aufrechte Sitzposition, ist die Sicht aus dem Toyota Land Cruiser erstaunlich gut. Vom Fahrsitz ist das Ende der Motorhaube gut zu erkennen, die Seitenspiegel könnten auch von einem Lkw stammen. Nach hinten ist es durch die kleinen Fenster rechts und links am Kofferraum nicht ganz so gut, aber im Vergleich zu vielen modernen SUVs mit ihren abfallenden Coupé-Dächern lässt sich hier nicht meckern.
Innenraum, Infotainment und Ausstattung
Schon nach dem Einsteigen ist klar: Das ist noch immer ein Toyota Land Cruiser, mehr Nutzfahrzeug als Alltags-SUV. Der Innenraum wirkt robust und kernig, Spielereien gibt es keine, Luxus auch nicht. Die vergleichbaren Land Rover Defender oder Mercedes-Benz G-Klasse sind schließlich doppelt so teuer wie der Toyota. Trotzdem wirkt das Interieur hochwertig, die Innenausstattung fasst sich gut an, besteht aus viel Leder und hartem oder aufgeschäumtem Kunststoff. Die Sitze wirken rustikal, sind aber äußerst bequem. Serienmäßig sind sie mit Stoff bezogen, optional ist Teil- und Vollleder erhältlich.
Die Klimaanlage wird über eine konventionelle Steuerung mit Tasten geregelt, kleine Digitalanzeigen geben die Temperatur an. Hier findet sich der direkte Zugriff auf Funktionen wie Sitzheizung, Warnblinkanlage und Heckscheibenheizung. Zu dem archaischen Look des Toyota Land Cruisers passt der wuchtige Automatikwahlhebel und der Fahrmodi-Drehregler.
Viele Knöpfe und ein Display, das auch die Umgebung analysiert
Die vollkommene Digitalisierung ist im Toyota Land Cruiser in weiter Ferne, alleine am Lenkrad gibt es mehr Tasten als in Teslas gesamter Modell-Palette. Ohne Infotainment im Cockpit geht es im Toyota Land Cruiser aber auch nicht. Serienmäßig ist ein sieben Zoll großes Infotainment, gegen Aufpreis ist ein oder 12,3 Zoll Bildschirm erhältlich.
Diese sind in das Design der Armaturen integriert und die Technologie hat sich im Vergleich zu anderen Toyota-Modellen deutlich verbessert. Das Ansprechverhalten des Bildschirms ist schneller, das Bild schärfer. Am linken Rand gibt es eine Menüleiste mit dem Zugriff auf die wichtigsten Funktionen.
Der Monitor ist aber mehr als Navigations- und Entertainment-Einheit. Er ist auch ein Panorama- und Multi-Terrain-Monitor. Kameras nehmen die unmittelbare Fahrzeugumgebung als auch den Untergrund auf und übertragen sie auf den Bildschirm. So kann jederzeit analysiert werden, auf welchem Terrain sich der Land Cruiser befindet, welcher Antrieb benötigt wird oder ob ein Hindernis ein Rad blockiert. Linien auf dem angezeigten Bild zeigen an, in welche Richtung sich der Land Cruiser bewegt. Die Ausstattung rundet ein digitaler Bildschirm mit etwa zwölf Zoll ab, der als Tacho fungiert.
Kraftstoffverbrauch, CO2-Ausstoß und Abgasnorm
Ein Motor, friss oder stirb, so ist die Devise für den deutschen Markt. Damit dürfte es nicht einfach werden für den Toyota Land Cruiser, denn genau hier haben Diesel seit dem Abgasskandal von Volkswagen keinen leichten Stand. Der einst so beliebte Motor ist in Verruf geraten, liegt wie Blei auf dem Gebrauchtwagenmarkt und ist bei vielen Herstellern komplett aus dem Sortiment verschwunden. Selbst die Mercedes-Benz G-Klasse gibt es mittlerweile als Elektroauto. Nicht so beim Toyota Land Cruiser, der dem Traditions-Antrieb eines Geländewagens treu bleibt. Ein Vierzylinder mit 204 PS, recht rustikalem Charakter und, sagen wir es deutlich: ausbaufähigem Spritverbrauch.
Kombiniert waren es im Test bis zu zehn Liter Diesel auf 100 Kilometer, offizielle Daten gibt es erst kurz vor dem Marktstart. Die Abgasnorm des Toyota Land Cruisers ist Euro 6e, die Energieeffizienz gibt der Hersteller bisher nicht an. 2025 folgt ein Mildhybrid für den Geländewagen, der einen geringeren Verbrauch verspricht.
Sicherheit und Schutz
Für höchste Sicherheit im Toyota Land Cruiser sorgt ein Leiterrahmen mit hoher Steifigkeit. Ein umfangreiches Arsenal an Assistenz- und Sicherheitssystemen warnt frühzeitig vor Gefahren und kann so Unfälle vermeiden. Es umfasst die neueste Version von Toyotas Safety Sense, bei der die Hardware verbessert wurde und die nun noch mehr Risiken erkennt und sich in puncto Fußgängerschutz einiges getan hat. Ein Pre-Collision-System kann Notbremsungen einleiten, der proaktive Fahrassistent bietet Unterstützung bei niedriger Geschwindigkeit. Das Assistenzsystem erkennt Gefahren wie geparkte Fahrzeuge oder Fußgänger auf der Fahrbahn, greift er unterstützend ein.
Ebenso an Bord des Toyota Land Cruisers ist ein Nothaltesystem. Ist der Spurhalteassistent aktiviert, registriert das System, wenn Fahrende über einen längeren Zeitraum weder lenken noch bremsen. Reagieren sie nicht auf die Warnung, schaltet der Toyota Land Cruiser die Warnblinkanlage ein und bringt den Geländewagen zum Stillstand. Da der Geländewagen erst im frühen Sommer 2024 ausgeliefert wird, gibt es noch keine aktuellen Crashtestergebnisse für das Modell.
Zuverlässigkeit und Probleme
Auf dem Gebrauchtwagenmarkt haben die vorherigen Generationen des Toyota Land Cruisers den Ruf der Unzerstörbarkeit. Probleme? Kennt der Geländewagen nicht, Zuverlässigkeit ist das Modell-Credo. Doch das Marken-Image wurde in den letzten Jahren in Mitleidenschaft gezogen. Erst manipulierte Toyota systematisch Crashtestergebnisse, dann musste der Hersteller Anfang 2024 die Auslieferung vieler Modelle, darunter die Vorgänger-Generation des Land Cruisers stoppen, weil die Motoren schwächer sind, als von Toyota angegeben. Hoffen wir, dass der neue Land Cruiser diese Fehler nicht wiederholt.
Die Kundschaft sichert der Hersteller mit einer umfangreichen Garantie ab. Für Neuwagen gilt sie drei Jahre, zusätzlich sind Schäden an Reifen abgesichert. Bleibt ein Nagel im Pneu stecken oder beschädigt ihn eine Glasscherbe, ersetzt ihn Toyota. Drei Jahre gilt auch eine Garantie auf den Lack, gegen Rost ist der Land Cruiser zwölf Jahre abgesichert. Darüber hinaus gewährt Toyota die „Relax Garantie“. Wer jedes Jahr seine fällige Inspektion bei einer Vertragswerkstatt ausführen lässt, für den verlängert sich die Garantie jedes Mal um zwölf, bzw. 24 Monate. Bedingung ist ein maximales Fahrzeugalter von 15 Jahren oder eine Laufleistung von höchstens 250.000 Kilometer.
Toyota Land Cruiser FAQs
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