Mercedes-Benz C-Klasse (2014-2021) Testbericht
Jeder fünfte verkaufte Mercedes ist eine C-Klasse. Warum die aktuelle Generation der Mercedes Mittelklasse, deren Konkurrenten BMW 3er und Audi A4 heißen, so populär ist, sieht man der Stuttgarter Mittelklasse nach dem 2018er Facelift weiterhin an.
Was gut ist
Was nicht so gut ist
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Bewertung des Mercedes-Benz C-Klasse
Das Design der C-Klasse Limousine und der Innenraum wirken wie aus einem Guss. So ausgewogen floß die Linie noch an keinem Modell der seit 1993 produzierten C-Klasse. Bündig setzen sich die harmonischen Rundungen der weich gezeichneten Karosserie in der eleganten Wölbung der Holzverkleidung der Mittelkonsole fort.
Nach knapp vier Jahren Bauzeit änderte sich trotz der 6.500 Neuteile zum Facelift-Termin an der Optik nur wenig (Kühlergrill, Frontschürze, Heckschürze, Heckleuchten), an der Technik und im Innenraum jedoch einiges.
Als erstes fällt im Test das neue Lenkrad ins Auge, über das sich jetzt fast das gesamte Infotainment steuern lässt. Über eine Lenkradtaste wird auch der Tempomat gesteuert (zuvor über den Lenkstockhebel). Statt des Widescreen-Cockpits der neuen Mercedes Modelle blickt man in der renovierten C-Klasse entweder wie bisher auf zwei tubenförmige Instrumente oder optional auf das neue 12,3-Zoll-Digitalcockpit.
Das Digitalcockpit ist in jedem Fall eine Empfehlung wert, weil es drei Cockpits in einem vereint, individualisierbar ist und in Kombination mit dem 10,25 Zoll großen Bildschirm auf der Mittelkonsole dem Fahrer gebündelt alle wichtigen Informationen liefert. Steuerbar sind das Infotainment und die Funktionen über den jetzt auch haptisch rückmeldenden Controller auf der Mittelkonsole und die verbesserte Sprachsteuerung.
Weitere Neuerungen in den Bereichen Komfortausstattung, Fahrassistenz und Vernetzung sind bereits aus der Mercedes E- und S-Klasse bekannt. Dazu zählen die Energizing-Programme, die die Benz Limousine zur Wellness-Oase machen sollen wie auch das Intelligent Drive-System, bei dem die Assistenzsysteme mit den Infos vom Navigationssystem gespeist werden.
Auch das Dynamic Body Control-Fahrwerk und das Motorenangebot, das jetzt in seiner Gesamtheit die Abgasnorm Euro 6 TEMP erfüllt und mit dem Schlüssel in der Tasche über den neuen Startknopf gestartet wird, erhielten eine Auffrischung. Unter den Aggregaten sind ein 1,5-Liter-Benziner mit Mildhybrid-Technik (Unterstützung durch einen Elektromotor) und der Vierzylinderdiesel mit 1,6 oder 2,0 Liter Hubraum neu im Motorenprogramm.
Jeder fünfte Benz ist nicht ohne Grund eine C-Klasse. Das 2018er Facelift hat für eine verbesserte Technik und umfangreichere Sicherheitsausstattung gesorgt. Der elegante und solide Charakter blieb erhalten. Und so fügen sich die Dinge in der Mercedes Mittelklasse harmonisch ineinander.
Alles Gründe, warum sich der Höhenflug des erfolgreichen Mercedes, dessen gehobenes Preisniveau sich für viele Kunden durch das hohe Qualitäts- und Sicherheitsniveau rechtfertigt, in der zweiten Hälfte seines Generationszyklus fortsetzen wird.
Leistung, Verbrauch und CO2-Ausstoß
Egal, ob man die C-Klasse mit dem Dynamic Body Control Fahrwerk oder dem Air Body Control Luftfahrwerk aufwertet, sie fährt sich eher komfortabel als sportlich. Im Motorraum herrscht dagegen Vielfalt: vom Benziner Mild Hybrid bis zum Diesel Plug-in-Hybrid.
Die Benziner
Unter den Benzinmotoren gibt es zwei Neue: der 1,5-Liter-Vierzylinder im C 200 mit Mild-Hybrid-Technik und 184 PS Leistung und der 194 PS starke 2,0-Liter-Vierzylinder im C 300.
Wenn es um die schwächeren Benziner geht, kann man sich ebenfalls nicht beschweren. Die 1,6-Liter-Vierzylinder im C 160 und C 180 erreichen im Mittel einen Verbrauch von sechseinhalb bis sieben Litern Super (Werksangabe). Mit weniger Drehmoment (210 und 250 Nm) reichen sie jedoch nicht an den neuen 1,5-Liter-Vierzylinder heran, der sowohl mit Heck- als auch mit Allradantrieb bestellbar ist (C 200 4MATIC: Werte in der Tabelle in Klammern). Der Benziner produziert hier 280 Nm und der Elektromotor zusätzliche 160 Nm und 14 PS. Dies sorgt in der Kombination für deutlich mehr Durchzugskraft im unteren Drehzahlbereich und überraschend kräftige Beschleunigung. Und das dezent, wenn der 1,5er nicht ausgedreht wird.
Mit dem nur bei hohen Drehzahlen knurrenden Vierzylinder im C 300 (370 Nm) und dem Triebwerk im C 400 (480 Nm) geht es noch flotter voran. Vor allem mit dem größeren Motor dann noch geschmeidiger und souveräner, weil er über einen Liter Hubraum und zwei Zylinder mehr verfügt. Bei einem von Mercedes angegebenen Verbrauch von 7,8 bis 8,2 Liter/100 km Super.
Die Diesel
Die Vierzylinderdiesel gibt es entweder mit 1,6 oder 2,0 Liter Hubraum und 122 bis 245 PS Leistung. Schon der Einstiegsdiesel produziert mit 300 und 360 Nm gut Durchzugskraft. Das macht beide Varianten des Motors zur Vernunftlösung für Vielfahrer.
Die Kraft der beiden Einstiegsdiesel wird von den Motoren mit 2,0 Liter Hubraum im C 220 d und C 300 d nochmals spürbar überboten. Sie schicken 400 und 500 Nm an die zwei oder vier Antriebsräder. Bei Verbrauchswerten, die weniger als einen Liter über dem Verbrauch der schwächeren Diesel liegen (4,1 bis 4,5 Liter/100 km). Der Motor des C 220 d soll in Zukunft auch als Diesel Hybrid angeboten werden, der nicht nur spart, sondern auch 50 Kilometer rein elektrisches Fahren möglich machen soll.
Und die bei allen stärkeren Diesel- und Benzinmotoren in der C-Klasse immer zum Einsatz kommende 9-Gang-Automatik? Der talentierte Automat pflegt die Schaltstufen harmonisch und flüssig ein. In der Eco-Stellung schaltet die 9G-TRONIC deutlich früher hoch und in der Sportstellung hörbar später. Das Schalten an den Schaltwippen ist ebenso möglich, aber selten notwendig. Im automatischen Modus (D) lässt es der 9-Gang-Wandler nicht an Sensibilität missen.
Platz und Praxistauglichkeit
Auf fast allen Sitzplätzen herrscht in der C-Klasse Limousine reichlich Bewegungsspielraum. Im Fond sitzen auch langbeinige Mitfahrer auf den Außenplätzen bequem, aber der fünfte in der Mitte nicht, weil dort der Kardantunnel des Heckantriebs am Fahrzeugboden verläuft. Auf den Vordersitzen, die den unteren Rücken sehr gut unterstützen und sich mit der Sitzflächenverlängerung und der elektrischen Höhen- und Neigungsverstellung gut an die Statur anpassen lassen, reist man bequem. Die dreistufige Sitzheizung und die Sitzkühlung steigern den Komfort. Der Sitzkomfort ist damit gefühlt so gehoben wie in der Mercedes Oberklasse – ein gutes Gefühl.
Der Kofferraum der C-Klasse Limousine bietet mit 455 Liter kaum weniger Volumen fürs Gepäck als das Gepäckabteil des C-Klasse Kombi. Im C-Klasse T-Modell passen jedoch 490 und 1.510 Liter auf die Ladefläche, wenn die Rückbanklehnen umgeklappt wurden. Und das Beladen gelingt über die tiefe Ladekante und die höhere Gepäckraumöffnung leichter.
Innenraum, Infotainment und Ausstattung
Wenn 6.500 Teile in der Mercedes C-Klasse seit dem 2018er Facelift neu sein sollen, dann stehen offensichtlich sehr viele davon in der Preis- und Ausstattungsliste der C-Klasse, denn die ist mit 102 Seiten so dick wie manches Buch.
Ausstattungslinien und Antriebsvarianten
Das C-Klasse Basismodell und die drei Ausstattungslinien Avantgarde, Exclusive und AMG Line unterscheiden sich in der Optik, in Karosseriedetails und in den Felgendesigns (darunter Aerofelgen). Zwei Frontpartien stehen zur Wahl. Die sportlichere Variante mit dem Stern im Kühlergrill oder die Variante mit dem klassischen Stern auf dem Grill (Ausstattungslinie Exklusive). Darüber hinaus kann zwischen drei Fahrwerksvarianten und wahlweise der Hinterrad- oder Allradantrieb sowie einer Menge Extras gewählt werden.
Extras und Ausstattung
Die Zahl der Optionen ist groß. Extras wie der im Stau komfortable ACC-Tempomat mit Stop&Go-Funktion und der Parkassistent für Längs- und Querparklücken stehen zur Auswahl. Optionen wie das Head-up-Display, das alle wichtigen Fahrinfos auf die Frontscheibe projiziert und das 360-Grad-Rundumsichtsystem, das mit der Front- und Heckkamera für sicheres Einparken sorgt, sollte man sich in der C-Klasse – wenn es das Budget zulässt – immer gönnen.
Weitere Sonderausstattungen hängen stärker von den individuellen Präferenzen ab. Etwa die Energizing Komfortsteuerung, mit der wie in der S-Klasse ein individuelles Wellness-Programm abläuft. Das reguliert die Klimatisierung (einschließlich Beduftung), den Sitzkomfort (Heizung, Belüftung, Massage), die Innenbeleuchtung und Musikbeschallung (fünf Songs pro Programm sind gespeichert). Bis zu sechs Programme, die jeweils zehn Minuten dauern, stehen zur Wahl: von „Frische“, „Vitalität“ über „Wärme“ bis „Freude“.
Die Alarmanlage registriert bei geparktem Fahrzeug auch Parkrempler und meldet sie dem Besitzer via Me-App am Smartphone. Das Comand Online mit schneller 3D-Festplatten-Navigation sowie topografischer Kartendarstellung und fotorealistischen 3D-Gebäuden gehört genauso zum großen Stuttgarter Sonderausstattungsprogramm wie der Concierge Service (erhältlich im Abonnement), bei dem ein freundlicher Mercedes-Mitarbeiter einen Tisch im Restaurant reserviert oder helfend eine Reiseroute ausarbeitet.
An Infotainmentsystemen bis hin zum Highend-System herrscht kein Mangel. Das Multimediasystem Audio 20 mit zwei USB-Anschlüssen, einem SD-Kartenleser, Bluetooth-Einbindung fürs Smartphone sowie einem Media Interface kommen im Einstiegsmodell zum Einsatz. Die Sprachsteuerung wurde verbessert. Mit ihr lassen sich nun auch die Klimaanlage steuern, die Sitzheizung aktivieren oder die Fensterheber bedienen.
Sicherheit und Schutz
Zum ersten Mal nutzt die C-Klasse Karten- und Navigationsdaten auch für die Assistenz-Funktionen. So kann der aktive Abstandsassistent (Distronic) die Geschwindigkeit vorausschauend vor Kurven, Kreuzungen oder Kreisverkehren anpassen.
Serienmäßig an Bord ist seit dem 2018er Facelift ein aktiver Bremsassistent, der Auffahrunfälle mit Fahrzeugen, Fußgängern und Fahrradfahrern verhindert oder die Unfallfolgen mindert. Die Sicherheit steigern weitere Fahrassistenten wie der aktive Lenkassistent, der aktive Spurwechselassistent und der aktive Nothalteassistent. Die Multi-Beam-Scheinwerfer, die mit 84 LEDs einen variablen Lichtkegel erzeugen (Kreuzungslicht, Kreisverkehrlicht, Citylicht, Schlechtwetterlicht …) und über 650 Meter weit reichen, stellen ebenso einen Sicherheitsfaktor dar.
Im ADAC-Bremstest kam die Mercedes C-Klasse nach einer Vollbremsung aus 100 km/h nach hervorragenden 33,9 Metern zum Stehen. Das Crashverhalten der Karosserie und die Sicherung durch die elektronischen Helfer wurden im Euro NCAP-Crashtest mit der Maximalwertung von fünf Sternen bewertet.