Ford Fiesta Testbericht
In Deutschland denkt man, wenn man an Kleinwagen der Vier-Meter-Klasse denkt, sofort an VWs Polo als populärsten Vertreter im Segment. Und man irrt. Einer ist im Kompaktsegment noch erfolgreicher: der Ford Fiesta.
Was gut ist
Was nicht so gut ist
Ford Fiesta: Was würden Sie gerne als Nächstes lesen?
Bewertung des Ford Fiesta
Der Kompakte aus Köln, der seit 1976 und acht Generationen gebaut wird, ist seit Jahren der erfolgreichste Kleinwagen in Europa.
Warum das so ist, wird klar, wenn man einsteigt und losfährt. Der seit dem Jahr 2017 gebaute Ford Fiesta 8, der zum Modelljahr 2020 neue Mild-Hybrid Motoren erhielt, gehört zu den agilsten Fahrzeugen in der Kleinwagenklasse. Die Lenkung und das Fahrwerk sind echte Aktivposten und mit der Neuauflage verbesserte sich auch der Komfort.
Typisch Ford: Handling und Motoren zählen zu den Stärken des Fiesta
Das spielerische Handling in Verbindung mit den einwandfreien Alltagsqualitäten und dem guten Raumangebot machen den Ford Fiesta zu einem universell einsetzbaren Fahrzeug für Jung und Alt.
Den Ford Fiesta als Familienfahrzeug nutzen? Als Zweitwagen? Als Fahrspaßbringer? Der Kölner gibt lauter gute Antworten auf diese Fragen. Schon nach dem Einstieg. Die Sitzposition vorne passt. Auch groß gewachsenen. Dahinter auf der Sitzbank geht es enger zu, aber das ist bei vier Meter Länge so normal wie das nicht übergroße Kofferraumvolumen.
Die Materialqualität und Bedienung wurden in der 8. Generation verbessert. Schalter müssen nicht mehr gesucht werden, sondern sie werden gefunden. Und auch bei der Sicherheit und dem Infotainment hat sich im Ford Fiesta, der weiterhin als Drei- oder Fünftürer im Angebot steht, vieles verbessert.
Das Ausstattungsniveau kann im Ford Fiesta von Modell zu Modell sehr unterschiedlich ausfallen, denn gleich neun Ausstattungsvarianten, zahlreiche Ausstattungspakete und viele Extras sorgen für Vielfalt bei der Ausstattung. Wenn der Kaufende mehr als die knapp über 13.000 Euro für das Einstiegsmodell Fiesta 1.1 Trend ausgibt, steigt das Wohlbefinden.
Mit den höheren Linien verbessert sich das Ausstattungsniveau stark. Wer mehr investiert, erhält den Fiesta mit reizvollen Ausstattungsposten wie dem B&O Soundsystem oder dem Infotainment SYNC 3 samt Sprachsteuerung, Digitalradio und problemloser Smartphone-Integration über Apple CarPlay oder Android Auto. Die Verkehrsinfos gibt es hier in Echtzeit und notfalls setzt das System auch automatisch einen Notruf ab.
Pluspunkt: Sicherheit
Sicherheit wird auch bei den Fahrassistenten groß geschrieben. Viele Kleinwagenkäufer:innen erwarten Sicherheitsfeatures wie eine automatische Abstandsregelung, einen Spurwechsel-, Fernlicht- oder Einparkassistenten nicht in einem Kleinwagen, aber im Ford Fiesta wird das in beiden Karosserievarianten geboten.
Der Ford Fiesta ist ein flinker und universeller Kleinwagen mit gutem Platzangebot, einfacher Bedienung und guter Sicherheitsvorsorge. Das Fahrwerk, das neben gutem Komfort ein leichtfüßiges Handling bietet, bildet einen der Hauptgründe, warum man Fiesta fährt, und nicht Corsa oder Polo.
Eine kurvige Landstraße offenbart, warum die Entscheidung für den Ford Fiesta auch in der achten Generation eine fahrspaßige ist. Wenig beschwert von 1,2 Tonnen Gewicht durchwedelt der Kölner die Kurven und Kehren. Die Lenkung ist feinfühlig und das Fahrwerk mitteilsam und transparent.
Ein Bestseller: zu Recht!
Der Ford Fiesta ist ein Bestseller, der seine Qualitäten über Generationen gesteigert hat und in seiner achten Generation überzeugt wie nie zuvor. Als flinker Alltagsbesteher mit gutem Preis-Leistungs-Verhältnis, verbessertem Komfort, spielerischem Handling und effektiver Sicherheitsvorsorge. Warum sich der Fiesta so gut in Europa verkauft, ist damit klar – Sie suchen einen guten Kleinwagen? Hier steht er.
Wie viel kostet der Ford Fiesta?
Vielleicht liegt es gerade an der Beliebtheit des Ford Fiestas und einer damit verbundenen häufigen Beteiligung bei Unfällen. Jedenfalls wird der Fiesta in der Versicherung für einen Kleinwagen vergleichsweise hoch eingestuft. Los geht es in der Haftpflichtversicherung erst bei Typklasse 16 bis 17. In der Teilkasko ist der kleine Ford mit den Klassen 20 bis 22 beziehungsweise 24 beim Fiesta ST unterwegs. Besser sieht es hingegen für die Typklassen der Vollkaskoversicherung aus. Diese liegen bei 17 oder 18, wobei auch hier das sportliche ST-Modell mit Typklasse 22 die Ausnahme bildet.
Leistung und Fahrkomfort
Die Dieselmotoren sind in Fords Kompaktklasse vom Tisch. Zu aufwendig in der Abgasreinigung, zu kostspielig fürs Format, zu wenig nachgefragt in dieser Klasse. Deshalb arbeiten im Motorraum des Ford Fiesta und Fiesta Active ab sofort ausschließlich Benzinmotoren. Im Solo oder als Mild Hybrid mit Elektrounterstützung.
Das macht die Entscheidung bei der Bestellung einfach. Im Ford Fiesta fällt der Kaufentschluss entweder zwischen einem Dreizylinder mit oder ohne Turbolader und einem Turbomotor mit oder ohne Mild-Hybrid-Technik.
Zwischen 75 und 200 PS
Die Leistung des Ford Fiesta variiert je nach Modell zwischen 75 und 200 PS. Am schwächsten präsentiert sich mit 75 PS der 1,1-Liter-Sauger, während der 1,0-Liter-Turbobenziner bereits 100 bzw. 125 PS bietet. Stolze 200 PS stehen auf dem Datenblatt des 1,5-Liter-EcoBoost, der die potente ST-Version antreibt.
Nur der Einstiegsmotor ist typisch für seine Gattung: günstig, aber etwas schwach auf der Brust. Fords Dreizylinderturbo, der zwischen 95 und 200 PS im Fiesta ST leistet, ist der klar befriedigendere Antrieb. Nicht umsonst wurde er von 2012 bis 2017 zum Motor des Jahres gekürt. Er gefällt in der Praxis, mit oder ohne Mild-Hybrid-Sparprogramm, mit leichtfüßigem Hochdrehen und guter Laufkultur.
Adé Diesel, hallo Hybrid!
Der 1,0-Liter EcoBoost mit 100 PS, der einen Aufpreis von rund 1.500 Euro gegenüber dem 75-PS-Saugmotor mit 170 statt 110 Newtonmeter Drehmomentkraft rechtfertigt, ist ein guter Einstieg. Der EcoBoost mit 125 PS, Automatik und 200 Nm Drehmoment wiederum ist die erste Wahl für Schaltmuffel.
Aus Freude am Fahren, die Kölner Art
Die Lenkung, die Bremse und das Fahrwerk gehören im Fiesta zu den Aktivposten, aber der Ford fühlt sich auch im Alltag richtig gut an. Die Fahrsicherheit, die im Fahrwerk schlummert, ist hoch. Auf der Autobahn und auf Langstrecke spürt man, dass auch der Komfort gegenüber dem Vormodell gewonnen hat.
Ein Hauptgewinn ist der 1,0-Liter-Turbomotor von Ford, der jetzt auch mit Mild Hybrid-Technik zu haben ist. Die durchzugsschwache Saugervariante des Dreizylinders empfiehlt sich weniger oder nur für die, die im Auto vor allem von A nach B gelangen möchten. Alle Leistungsstufen des Dreizylinderturbo sind, egal ob 100, 125 oder 200 PS stark, die bessere Wahl.
Fords Dreizylinder arbeitet im Fiesta kultiviert und leise. Er geht gut, wenn er gedreht wird und er zittert nur etwas, wenn man sich sklavisch an die Schaltempfehlungen hält. Bei nur etwas mehr Gas bilden Drehzahl und Turbolader wieder ein effektives Stürmerteam.
Platz und Praxistauglichkeit
Und nicht nur vom Fahren, sondern auch vom Platzangebot und der Bedienung steht der Ford Fiesta seinen Alltag. Im Vergleich zum Vorgänger scharen sich nur noch halb so viele Bedienelemente um das gut in der Hand liegende Lenkrad. Den Bedienmittelpunkt bildet ein „frei stehender“ Touchscreen, über den fast das gesamte Infotainment gesteuert wird.
Auf den Vordersitzen sitzt dank des weiten Verstellbereichs fast jeder gut. Praktische Dinge wie die tiefe Ablage direkt vor dem Schalthebel oder die leicht zu reinigenden Kunststoffoberflächen offenbaren auch im Detail, was der Fiesta für ein praktischer Typ ist.
Hinten auf der Sitzbank geht es im Ford, der als Fiesta 4,04 Meter und als höher gelegter Crossover Fiesta Active 4,07 Meter lang ist, naturgemäß enger zu. Der Kofferraum besitzt ein durchschnittliches Volumen fürs Format. Zum Vergleich: Der etwa gleich lange VW Polo (Länge: 4,05 Meter) bietet mit 351 Liter ein höheres Kofferraumvolumen als der Fiesta mit seinen 292 Litern.
Das macht in der Praxis aber wenig zur Sache. Der Ford Fiesta ist eine richtig gute Entscheidung, die einem auch bei der Ausstattung keinen Strich durch die Bestellung macht.
Innenraum, Infotainment und Ausstattung
Im ersten Ford Fiesta von 1976 wurden die Fenster noch gekurbelt und ein dünner Klang kam aus den zwei Lautsprechern. Vier Jahrzehnte und sieben Generationen später erwärmt die Lenkradheizung die Handflächen und das B&O Soundsystem mit zehn Lautsprechern, zentralem Mitteltöner und Subwoofer macht auf Konzertsaal – früher war alles besser?
Von wegen. Die meisten Käufer:innen entschieden sich im Ur-Fiesta für die Versionen L und GL. „L“ stand für Luxus, bot aber Fensterkurbeln, „GL“ damals für großen Luxus, bot aber keinen. Heute entscheidet man sich beim Fiesta-Kauf zwischen sage und schreibe sieben Ausstattungsvarianten: dem Trend, Cool & Connect, Titanium, Titanium X, Vignale, ST-Line und ST-Line X. Hinzu kommen außerdem die höhergelegten Varianten Active und Active X sowie der Kompaktsportler Fiesta ST.
Was charakterisiert die? Trend und Cool & Connect stehen für den vernünftigen Einstieg. Das Einstiegsmodell Trend besitzt allerdings keine Klimaanlage und nicht einmal ein Radio. Beides wird im Cool & Connect mit der serienmäßigen manuellen Klimaanlage und dem SYNC 3 Infotainment mit 8-Zoll-Touchscreen und sechs Lautsprechern geboten.
Titanium und Titanium X stehen bei Ford traditionell für Luxus, der mit dem Topmodell Vignale genauso traditionell noch getoppt wird. Die ST-Line und ST-Line X sind mit der Tieferlegung und in der Optik sportlicher gestrickt und mit den Crossover-Modellen Active und Active X erfüllt sich auch im Fiesta der moderne Wunsch, in einem SUV zu sitzen.
Im Fiesta Crossover, der zwischen Kleinwagen und SUV positioniert ist und mit der Schutzbeplankung und der Dachreling wie einer auftritt, ermöglicht die erhöhte Bodenfreiheit von knapp über 15 Zentimeter einen bequemeren Einstieg und eine erhöhte Sitzposition, die einen verbesserten Blick aufs Verkehrsgeschehen ermöglicht.
Von den Möglichkeiten beim Infotainment macht es heute kaum noch einen Unterschied, ob man sich für eine gepflegte Mittelklasse-Limousine oder den jugendlichen Ford Fiesta entscheidet. Mit dem FordPass Connect-Modem lässt sich via Smartphone die Fahrzeugverriegelung oder der Tankstand aus der Ferne kontrollieren. Wer sein Fahrzeug abgestellt und vergessen hat, findet es mit der Smartphone-Ortung wieder.
Sitzt man im Fiesta 1,0 EcoBoost mit dem 125-PS-Dreizylinder und der serienmäßigen 7-Gang-Automatik lässt sich der Motor sogar mit der Fernbedienung starten. Dinge wie ein DAB-Tuner mit digitalem Radioempfang, ein Navigationssystem mit Festplatte und Echtzeit-Verkehrsinfos sind heute im Ford Fiesta ebenso mit dabei, wenn man's wünscht.
Den wichtigsten Unterschied zu früher macht jedoch die sehr gute Sicherheitsausstattung. An Fahrassistenzsystemen bietet der Fiesta vieles an, was man sonst nur in höheren Klassen erwartet. Die modernen Assistenzsysteme basieren auf zwei Kamera-, drei Radar- und zwölf Ultraschall-Modulen. Gemeinsam können diese einen 360-Grad-Bereich rund um das Fahrzeug überwachen und einen Bereich von 130 Metern vor dem Fahrzeug abscannen.
Kraftstoffverbrauch, CO2-Ausstoß und Abgasnorm
Mit dem 125 oder 155 PS leistenden 1.0 EcoBoost Hybrid mit Kraftstoff sparender Zylinderabschaltung und 48-Volt-Mild-Hybrid-System samt riemengetriebenem Starter-Generator (RSG) steht an den Vorderrädern 210 oder 240 Nm Drehmoment zur Verfügung. Bei ähnlichem Verbrauch, der von Ford im Durchschnitt mit 4,0 bis 4,5 Litern/100 km angegeben wird.
Dass der moderne Hybrid ausschließlich in den kostspieligeren Ausstattungslinien ST-Line und ST-Line X zu bestellen ist, ist schade. Genauso für Vielfahrer, dass der Diesel im Fiesta gestrichen wurde. Das mit dem aus dem Motorenprogramm gestrichenen Dieselmotor ist bei anderen Herstellern allerdings auch nicht anders, denn auch bei denen wurde der Diesel in der Kompaktklasse aus dem Motorraum verbannt – siehe Honda Jazz, Nissan Micra, Toyota Yaris, Mazda2, Seat Ibiza, VW Polo (…)
Sicherheit und Schutz
Noch mehr Sicherheit holt man sich an Bord des Ford Fiesta mit dem auf Langstrecke bequemen Radartempomat, der Verkehrszeichenerkennung, dem Toter-Winkel-Assistenten und dem Fahrspur- und Fahrspurhalte-Assistenten.
Wer sich schon nach der Probefahrt ganz sicher war, im genau richtigen Auto zu sitzen, ist es auch von der Fahrsicherheit. Nicht umsonst fuhr der Ford Fiesta in seiner aktuellen Generation im Euro NCAP-Crashtest die Maximalwertung von fünf Sternen ein.
Zuverlässigkeit und Probleme
Wenn es um häufig auftretende Probleme geht, zeigt sich der Ford Fiesta weder besonders anfällig, noch äußerst zuverlässig. Insgesamt vier Rückrufaktionen stehen seit 2019 zu Buche.
Zuletzt wurden Fahrzeuge, die zwischen Februar und März 2021 gebaut wurden, aufgrund fehlerhafter Gurthaltesysteme in die Werkstätten gerufen. Zuvor gab es 2020 Probleme mit der Erdung bei Mild-Hybrid-Modellen.
Gleich zwei Mal mussten einige Fiesta-Fahrzeuge 2019 zu den Vertragswerkstätten wegen mangelhafter Verankerung der hinteren Gurte und einem Problem an der Lenksäule.