BYD Seal U DM-i Testbericht
Der BYD Seal U DM-i präsentiert sich als geräumiges Mittelklasse-SUV für die Familie und taugt dank Plug-in-Hybrid-Antrieb auch für längere Fahrten. Weitere Vorteile: der Preis und die reiche Serienausstattung.
Was gut ist
Was nicht so gut ist
BYD Seal U DM-i: Was würden Sie gerne als Nächstes lesen?
Bewertung des BYD Seal U DM-i
BYD Seal, Seal U und Seal U DM-i - so lautet die Reihenfolge, in welcher die Fahrzeugmodelle mit dem "Seehund" im Namen auf den deutschen Markt kamen. Doch lass dich nicht täuschen, die Varianten haben teils weniger gemeinsam, als du denkst.
So handelt es sich beim Seal um eine Elektro-Limousine, während die beiden Modelle mit dem Zusatz "U" jeweils als SUV vorfahren. Und auch der Seal U und der Seal U DM-i unterscheiden sich in einer Sache deutlich voneinander. Nämlich beim Antrieb: Der Seal U ist ein Elektroauto, der Seal U DM-i ein Plug-in-Hybrid.
Optisch sind sich beide recht ähnlich. Außen ist die Plug-in-Version vor allem an der veränderten Front erkennbar, die - anders als die Elektro-Version - über horizontale Lufteinlässe verfügt. Auch innen sind die Unterschiede marginal. Erwähnenswert ist aber beispielsweise das Kofferraumvolumen, das sich von 552 Liter im Elektro auf 425 Liter im Plug-in verringert.
Der Preis ist heiß
Egal ob Elektro oder Plug-in-Hybrid. Was beide verbindet, ist der attraktive Preis. So ist der Seal U DM-i in der Boost-Version noch unter 40.000 Euro zu bekommen. Eine echte Kampfansage an andere Hersteller. Immerhin handelt es sich um ein Mittelklasse-SUV, das sich mit 4,78 Metern Länge auch für Familien eignet.
Wer jetzt glaubt, den Fehler in einer kargen Serienausstattung und teuren Extras zu finden, der täuscht sich gewaltig. Navigation, Head-up-Display, Panorama-Schiebedach, drehbarer 15,6-Zoll-Touchscreen - alles schon Bord. Und nein, nicht erst in der teureren Design-Variante, sondern bereits in der günstigeren Version Boost.
Das Fahrverhalten des Seal U DM-i ist eher auf Komfort als auf Sportlichkeit ausgelegt. Angesichts des Gewichts von bis zu 2,1 Tonnen und einer Höhe von 1,67 Metern ist das auch nachvollziehbar. Ein einfaches Handling und eine alltagstaugliche Reichweite stehen hier im Vordergrund und sind wichtiger als sportliche Fahrleistungen.
Front- oder Allradantrieb
Und wo wir schon bei der Fahrdynamik sind. Wie schnell es vorwärts geht, entscheidet die Wahl des Modells. In der Frontantriebsvariante namens Boost liegt die Systemleistung bei 218 PS, über stolze 324 PS verfügt die Allradversion Design.
Apropos Allrad: Die Elektroversion Seal U gibt es nur mit Vorderradantrieb - wer will, dass die Kraft an beide Achsen geht, der kommt am Plug-in-Hybrid nicht vorbei.
Ausgestattet mit einer 18,3-kWh-Batterie, soll der Seal U DM-i rein elektrisch bis zu 80 Kilometer weit kommen. Verbrennungs- und Elektromotor zusammen erreichen eine WLTP-Reichweite von 1.080 (Boost) bzw. 870 Kilometern (Design).
Zu den beiden Plug-in-Modellen soll noch ein drittes hinzukommen: Der größte Vorteil der Version Comfort wird die 26,6-kWh-Batterie sein - damit soll die E-Reichweite auf 125 Kilometer steigen.
Wie viel kostet der BYD Seal U DM-i?
Der Seal U DM-i ist in der Haftpflicht- und Teilkaskoversicherung als mittelmäßig einzustufen, in der Vollkaskoversicherung als eher teuer.
Der Plug-in-Hybrid unterscheidet sich in puncto Versicherungskosten nur geringfügig vom Seal U, der Elektroversion. In der Haftpflichtversicherung ist der Seal U DM-i mit der Typklasse 18 etwas günstiger als der Seal U (Typklasse 19), in der Teilkasko ist der Plug-in mit der Typklasse 24 etwas teurer (Elektro: Typklasse 24). In der Vollkasko gilt für beide die relativ teure Typklasse 29.
BYD Seal U DM-i: Reichweite und Ladedauer
Der Seal U DM-i sticht beim Thema Laden nicht besonders heraus. Beispiel? An einer AC-Ladestation lädst du mit maximal 11 kW - damit kannst du die 18,3-kWh-Batterie in 120 Minuten von 15 auf 100 Prozent aufladen. Es gibt aber auch Hersteller, die bis zu 22 kW Ladeleistung zulassen - entsprechend verkürzt sich dann die Ladezeit.
18 kW wiederum beträgt die DC-Ladeleistung, auch das können andere Mitbewerber (VW Tiguan: max. 50 kW) besser. Und so vergehen beim Schnellladen 35 Minuten, um den Hochvoltspeicher von 30 auf 80 Prozent Ladezustand zu bringen.
Zum dritten Modell, dem Comfort mit 26,6-kWh-Batterie, gibt es noch keine genaueren Angaben. Dass aufgrund der höheren Batteriekapazität der Ladevorgang noch länge dauern wird, ist nur logisch. Besonders hier wäre eine höhere Ladeleistung von Vorteil.
70 bis 80 Kilometer E-Reichweite
Nun noch zur Reichweite: Das Plug-in-Modell Design schafft nach WLTP-Zyklus (kombiniert) bis zu 70 Kilometer, die Variante Boost bis zu 80 Kilometer rein elektrisch. Auch hier lohnt ein Blick auf andere Mitbewerber, die teils die 100-Kilometer-Marke knacken. Immerhin soll die noch nicht erhältliche Comfort-Version bis zu 125 Kilometer schaffen.
Übrigens: Bei einer Testfahrt erreichte der Seal U DM-i in der Allradversion Design einen Durchschnittsverbrauch von 5,5 l/100 km. Ein durchaus beachtlicher Wert, denn zum größten Teil ging es über Landstraßen und teils auch über die Autobahn. Also nicht die besten Voraussetzungen für einen niedrigen Wert.
Nettes Gimmick: die Vehicle-to-Load-Funktion (V2L). Damit lässt sich mit der Batterie des Seal U DM-i ein externes Gerät oder beispielsweise ein E-Bike laden – praktisch.
Leistung und Fahrkomfort
Den Seal U DM-i gibt es mit Front- (Variante Boost) oder auch Allradantrieb (Variante Design). Ein Vorteil gegenüber dem Elektro-Pendant, das bisher nur mit Vorderradantrieb erhältlich ist.
Lässt es die schwächere 218-PS-Version mit 8,9 Sekunden von 0 auf 100 km/h eher ruhig angehen, steht die stärkere Variante mit 324 PS schon besser im Saft und sprintet in nur 5,9 Sekunden auf Landstraßentempo. Das sind immerhin 3 Sekunden weniger.
Doch wir wollen keine falschen Erwartungen wecken: Auch mit über 300 PS verwandelt sich der Seal U DM-i auf unserer Testfahrt nicht in einen sportlichen Kurvenräuber. Das muss er als Familien-SUV auch gar nicht.
Lieber ruhig angehen lassen
Zum einen wäre da das Fahrwerk, dass eher zum Aufschaukeln neigt. Zum anderen wäre da die Kraftentfaltung, die je nach Fahrpedalstellung nicht linear erfolgt. Rufst du gemäßigt Leistung ab, arbeiten nur die E-Motoren - das fährt sich dann wie ein Elektroauto und ist angenehm leise.
Wer das Fahrpedal aber voll durchdrückt, muss sich ein paar Sekunden gedulden ... bis sich der Verbrennungsmotor dazuschaltet. Das dauert nicht nur eine Ewigkeit. Natürlich ist der Benziner, der sich ansonsten angenehm im Hintergrund hält, dann auch deutlich zu hören.
Also lieber rein elektrisch dahingleiten. Die Höchstgeschwindigkeit ist bei beiden Plug-in-Versionen sowieso überschaubar. Das Modell Boost schafft 170 km/h in der Spitze, das Modell Design 180 km/h.
Das Fahrgefühl im Seal U DM-i wird durch die vier Fahrmodi „Eco“, „Normal“, „Sport“ und „Schnee“ geprägt. In den Modi Eco und Normal zeigt der Seal U eine entspannte Reaktion auf Gaspedalbefehle, während er im Sportmodus deutlich dynamischer und direkter anspricht.
Platz und Praxistauglichkeit
Etwas größer als ein Kompakt-SUV und dennoch handlicher als ein großes Modell – das Format des BYD Seal U DM-i passt ideal für Familien und den täglichen Einsatz, auch in städtischen Gebieten.
Mit einer Länge von 4,78 Metern positioniert sich der Seal U DM-i oberhalb von SUVs wie dem VW Tiguan und Ford Kuga. Auch einen BMW X3 übertrifft er noch.
Obwohl der Radstand kürzer ist als bei der 4,80 Meter langen Seal Limousine, sorgt der Wert von 2,77 Metern statt 2,92 Metern dennoch für großzügige Platzverhältnisse.
Das „U“ im Modellnamen steht für „Utility“ sowie „Nützlichkeit“ und verspricht einen großzügigen Innen- und Kofferraum. Und der DM-i hält sein Versprechen. Er erfüllt er die Anforderungen eines Mittelklasse-Familienautos, das früher oft ein Kombi oder Van war und heute mehr denn je als SUV verstanden wird.
Die Vordersitze, bezogen mit veganem Kunstleder und ausgestattet mit integrierten Kopfstützen, bieten eine leicht erhöhte Sitzposition, die einen guten Überblick über das Verkehrsgeschehen ermöglicht. Beide Sitze sind 8- und 4-fach elektrisch verstellbar und verfügen über Sitzheizung sowie -belüftung. Der Fahrersitz verfügt über eine eine Memory-Funktion, die besonders praktisch bei wechselnden Fahrern ist. Das beheizbare Lenkrad wiederum weiß man speziell bei kalten Temperaturen zu schätzen.
Gutes Platzangebot im Fond
Auch im Fondbereich gibt es nichts zu beanstanden. Auf der Rückbank steht reichlich Bewegungsfreiheit zur Verfügung und die neigbare Rückenlehne sorgt für zusätzlichen Komfort auf langen Strecken oder bei einem kleinen Nickerchen.
Mit einer Breite von 1,89 Metern ist das SUV Seal U DM-i 1,5 Zentimeter breiter als die Seal Limousine – ein Pluspunkt für die Rückbank. Auch an Kopffreiheit mangelt es nicht, was bei einer Höhe von 1,67 Metern kein Wunder ist.
Besonders großzügig wirkt der hintere Bereich dank des großen Panorama-Schiebedachs, das bei zu viel Sonneneinstrahlung mit einer elektrischen Sonnenblende abgeschattet werden kann. Wie viele andere Features gehört es zur Serienausstattung der beiden angebotenen Ausstattungslinien.
Eltern werden im Seal U die ISOFIX-Befestigungen an den äußeren Rücksitzen sowie einen zusätzlichen ISOFIX-Anker am Beifahrersitz zu schätzen wissen. Diese Ausstattung gehört zur Serienausstattung, ebenso wie die „Child Forgetting Detection“ – eine Funktion, die daran erinnert, dass niemand sein Kind im Fahrzeug vergisst.
Lobenswert ist auch die Heckklappe, die es bereits ab Werk elektrisch gibt. Weniger erfreulich ist das überschaubare Kofferraumvolumen von 425 Litern (maximal 1.440 Liter) bei aufrechter Rückbank. Das sind nicht nur 127 Liter weniger als in der Elektrovariante Seal U. Auch ein BMW X3 Plug-in-Hybrid hat mit 460 bis 1.600 Litern mehr zu bieten.
Innenraum, Infotainment und Ausstattung
Highlight im Innenraum ist natürlich der serienmäßige 15,6-Zoll-Touchscreen in der Mitte des Armaturenbretts. Ok, große Bildschirme haben mittlerweile viele Hersteller zu bieten. Der Clou bei BYD: Der Bildschirm ist drehbar und so kannst du zwischen Quer- und Hochformat wechseln.
Das Infotainmentsystem sorgt mit Navigation, Sprachsteuerung, Over-the-Air-Updates sowie Apple Carplay und Android Auto für umfassende Konnektivität. Praktisch sind auch die zwei Smartphone-Ablagen für induktives Laden. Die wichtigsten Infos im Blick hast du während der Fahrt mit dem serienmäßigen Head-up-Display, ein Ausstattungsdetail, das bei vielen anderen Herstellern Aufpreis kostet.
Für Komfort sorgen die elektrisch verstellbaren, beheizbaren und belüfteten Vordersitze und die Rückbank, die sich in der Neigung verstellen lässt.
Am Ende überzeugt das Preis-Leistungs-Verhältnis, denn die verwendeten Materialien fühlen sich angenehm an und die Verarbeitung erscheint bis ins Detail relativ hochwertig. Insgesamt wirkt das Interieur einladender sowie weniger kühl und nüchtern als beispielsweise in einem VW ID.4.
Wie bei vielen anderen Hersteller erfolgt auch im Seal U DM-i die Bedienung fast ausschließlich über das zentrale Touchscreen. Vorteil: Das Cockpit wirkt dadurch aufgeräumt. Nachteil: Wer gerne noch echte Knöpfe drücken und z. B. die Klimaanlage über eine eigene Bedieneinheit steuern will, der geht leer aus. Am Ende ist es natürlich Geschmackssache und eine Frage der Gewohnheit.
Und wo wir schon bei Gewohnheit sind: Bis vor ein paar Jahren war man es noch gewohnt, zahlreiche Extras in der Aufpreisliste auszuwählen. Das glich besonders bei Premiumherstellern einer Raketenwissenschaft. Nicht so beim Seal U DM-i.
Aufgrund der serienmäßigen Vollausstattung ist der Konfigurationsprozess kinderleicht. Eine der 5 Farben auswählen, beim Innenraum sich zwischen Schwarz/Braun und Schwarz entscheiden und das war's. Auch musst du nicht die Ausstattungsumfänge der beiden Versionen Boost und Design miteinander vergleichen und auf die Suche nach den kleinen feinen Unterschieden gehen. Beide Versionen haben die gleiche Ausstattung - nur Motorleistung und Antriebsart (Front-/Allradantrieb) sind anders.
Jetzt gibt es natürlich Kund:innen, die ihr Fahrzeug noch stärker individualisieren wollen. Zum einen, um noch mehr Technologien ins Auto zu packen. Zum anderen, um sich auch von anderen zu differenzieren, z. B. in puncto Optik. Hier stößt du beim Seal U DM-i schnell an die Grenzen. Irgendeinen Haken muss es ja geben.
Sicherheit und Schutz
Unsichere Autos aus China? Das ist längst Geschichte. Jedes BYD-Modell, das in den Jahren 2022 und 2023 den Euro-NCAP-Crashtest durchlief, erhielt die Höchstwertung von fünf Sternen.
Besonders erfreulich ist, dass bei den Assistenzsystemen kein Unterschied zwischen den Ausstattungsvarianten besteht: Sowohl die höherpreisige Linie Design als auch die günstigere Boost verfügen über die gleiche umfassende Sicherheitsausstattung.
Das Sicherheitspaket des Seal U DM-i umfasst standardmäßig einen Radartempomat (ACC), einen Spurhalteassistenten, einen Spurwechselassistenten, einen Totwinkelassistenten und viele weitere Assistenzsysteme.
Zusätzlich sorgen der Querverkehrwarner, das Kollisionswarnsystem und der Notbremsassistent für erhöhte Sicherheit. Verkehrszeichenerkennung und Aufmerksamkeitswarner entlasten den Fahrer, ohne ihn von seinen Aufgaben zu entbinden. Die Parksensoren vorn und hinten sowie das 360-Grad-Rundumsicht-System bieten eine klare Übersicht beim Einparken.
Dieses umfassende Sicherheitskonzept wurde im Euro NCAP Crashtest gewürdigt: Die Elektrovariante des SUVs, der Seal U, erhielt beim Erwachsenenschutz 90% der Maximalpunktzahl, beim Kinderschutz 86%, bei den Assistenzsystemen 77% und beim Fußgängerschutz 83%.
Zuverlässigkeit und Probleme
BYD ist zwar neu auf dem deutschen Markt, bringt jedoch mehr als zwei Jahrzehnte Erfahrung im Automobilbau mit und gehört zu den weltweit größten Batterieproduzenten. So trifft bewährte Batterietechnik auf eine hochwertige Verarbeitungsqualität.
Wie sich der BYD Seal U DM-i langfristig schlägt und welche Probleme eventuell auftreten könnten, wird sich noch zeigen. Für die ersten Jahre nach dem Kauf sind jedoch großzügige Garantieleistungen vorgesehen.
Mit sechs Jahren Garantie bis 150.000 Kilometer auf das gesamte Fahrzeug bietet BYD mehr als die meisten Hersteller ohne Zusatzkosten. Für die Antriebseinheit gibt es sogar acht Jahre Garantie bis zu 150.000 Kilometer und auf die Karosserie 12 Jahre.
Die Hochvoltbatterie ist ebenfalls acht Jahre abgedeckt, allerdings bis zu einer Laufleistung von 200.000 Kilometern bei Erhalt von 70 Prozent der Ursprungskapazität.