Maxus eDeliver 9 Testbericht

Der eDELIVER 9 vom chinesischen Nutzfahrzeugprofi Maxus ist ein Großtransporter für die großen Dinge und die kleinen Strecken. Für die Auslieferungen in der Stadt und im stadtnahen Umfeld prädestinieren den als 3- oder 7-Sitzer angebotenen Transporter seine Ladefähigkeiten und sein emissionsfreier Elektroantrieb. Der macht den eDELIVER 9 nicht nur für die „letzte Meile“ des Transportwegs interessant. 

Seine professionellen Transportqualitäten stellt der eDELIVER 9 als 5,55 und 5,94 Meter langer Kastenwagen (L1 und L2), als 5,94 Meter lange Doppelkabine in zwei Höhenformaten (H2 und H3) sowie als 6,60 und 7,09 Meter langes Fahrgestell L3 und L4 mit bis zu 3,30 Meter hohem Aufbau unter Beweis. Der Laderaum bietet zwischen 7,1 und 12,5 m³ Volumen. Zwischen 630 und 1.895 kg Zuladung sind möglich. Gezogene Anhänger dürfen bis zu 1.500 kg wiegen.   

Den Antrieb übernimmt ein 150 kW (204 PS) starker Elektromotor. Der sorgt für einen guten Antritt (Beschleunigung von 0 auf 50 km/h in 5,8 Sekunden). Die Reichweite genügt im professionellen Nahverkehr. Mit einem Verbrauch von 32,1 bis 38,4 kWh/100 km (WLTP) sind mit der Batterie mit 72 und 89 kWh Kapazität zwischen 265 und 328 km Reichweite möglich. In 36 bis 45 Minuten ist die Batterie mit Gleichstrom wieder von 20 auf 80 % geladen.

Die praxisgerechte Ladezeit und Reichweite verbindet der Maxus eDELIVER 9 mit einem transportertypischen Handling und Fahrverhalten, einem soliden Auftritt im funktionalen Cockpit, einem leicht zu bedienenden 10-Zoll-Touchscreen-Infotainmen und guter Sicherheit mit modernen Assistenzsystemen (Goldmedaille im Euro NCAP Crashtest. 

Mit seinem runden Gesamtpaket, der überdurchschnittlich guter Komfortausstattung und der langen Garantiezeit von 5 Jahren bietet der große Maxus Transporter eine attraktive Alternative im kleinen Feld der großen Elektrotransporter, in dem die Kontrahenten Ford E-Transit, Fiat E-Ducato, Mercedes eSprinter und VW e-Crafter heißen.

Im Maxus eDELIVER 9, der mit einem Ford E-Transit, Fiat E-Ducato, Mercedes eSprinter oder VW e-Crafter konkurriert, entscheidet die Batteriewahl über den Aktionsradius.

Im eDELIVER 9 Kastenwagen werden zwei Batteriekapazitäten mit 72 und 89 kWh geboten. In Kombination mit dem L3- und L4-Fahrgestell wird der Strom ausschließlich in einer Batterie mit 65 kWh Kapazität gespeichert.  

Praxisgerechte Reichweite

In den meisten eDELIVER 9 Varianten pendelt der Verbrauch im WLTP-Mittel um die 32 kWh. Positiv fiel in Tests auf, dass der Realverbrauch oft ganz in der Nähe lag. Genauso fiel auf, dass die Ladedauer zum Alltag eines Kurz- und Mittelstreckenauslieferers gut passt.

Steckt der Stecker in der Ladebuchse unter dem Maxus-Logo, ist die 72- und 89-KWh-Batterie in etwa 36 und 45 Minuten mit Gleichstrom (DC) von 20 auf 80 % geladen. Das Batterie schonende Aufladen mit Wechselstrom (AC) und 11 kW Ladeleistung (22 kW wären besser) ist in 8 und 9 Stunden geschehen. Im eDELIVER 9 mit den Fahrgestellen L3 und L4 und 65-kWh-Batterie dauert das Aufladen am DC-Lader 36 Minuten und am AC-Lader 6,5 Stunden.    

72 oder 89 kWh?

Und die Reichweite? Am weitesten geht es mit der Batterie mit 89 kWh Kapazität. Damit schlummern im großen Akku rund 50 km mehr Reichweite als in der 72-kWh-Batterie. Mit der 72-kWh-Batterie pendelt die Reichweite zwischen 265 und 280 km. Im reinen Stadtverkehr kann die Batterieladung bis zu 351 km weit reichen. Mit 89 kWh geht es zwischen 313 und 328 km weit und in der City bis zu 405 km mit einer Ladung voran. Damit lässt sich gut etwas anfangen bei Auslieferungen im Stadtgebiet, für die sich die elektrische Variante des DELIVER 9 besser eignet als die Variante mit Dieselmotor.

Bei den Batteriekapazitäten besteht die Wahl zwischen 65, 72 und 89 kWh, aber der Motor ist immer der gleiche. Der vorne quer eingebaute Elektromotor leistet im Maxus eDELIVER 9 einheitlich 150 kW (204 PS). Er mobilisiert mit 310 Newtonmeter weniger Drehmoment als der Diesel im DELIVER 9 (375 Nm), aber das früher. Im Gegensatz zum DELIVER 9, den man wahlweise mit Front- oder Heckantrieb erhält, gelangt die Kraft im großen Maxus E-Transporter immer über die Vorderräder auf die Straße.

Maximal 100

Über längere Strecken und im 30-Minuten-Dauerbetrieb sind 70 kW (95 PS) der Leistung abrufbar. Das genügt, wenn der eDELIVER 9 nicht voll beladen ist. Auch, weil der E-Motor schnell auf Gasbefehle reagiert und breitbeiniger auf den ersten Metern Kraft aufbaut. 

Mit den Fahrleistungen in der Stadt und auf der Landstraße kann man zufrieden sein. Bereits in 5,8 Sekunden ist der eDELIVER 9 L2H2 aus dem Stand auf Tempo 50 beschleunigt. Und das in aller Stille ohne Diesellärm. Die motorische Laufruhe, den guten Antritt und den gehaltvollen Durchzug verbucht man als Pluspunkte. Beim weiteren Beschleunigen fordern allerdings Fahrzeuggewicht und Luftwiderstand ihren Tribut. 

In seiner leichtesten Variante, im L2H2 mit der 72-kWh-Batterie, beschleunigt der große Maxus Kastenwagen in beschaulichen 18,4 Sekunden von 0 auf 100 km/h. In den Hochdach- und Doppelkabinen-Varianten und in den Ladegroßmeistern mit L3- und L4-Fahrgestell geht es bei der Beschleunigung noch langsamer voran. Erst nach 25 Sekunden hat der Elektromotor den eDELIVER 9 auf eine Geschwindigkeit von 100 km/h beschleunigt. Und dann kommt nichts mehr.

Der Maxus eDELIVER 9 läuft in der Spitze maximal 100 km/h. Und das auch nur im Sportmodus. In den Modi „Eco“ und „Normal“ und in den N2-Ausführungen mit gesteigerter Nutzlast liegt die Höchstgeschwindigkeit bei 90 km/h.

Kein Problem. Der Transportauftrag des Maxus eDELIVER 9 ist zumeist einer im Stadt- und Nahe-Stadt-Bereich. Für Langstreckentransporte ist der Diesel ganz klar die bessere Wahl, außer man hat die Zeit, die Sprinter-, Crafter- und Transit-Fahrer auf der Autobahn fast nie haben. Der DELIVER 9 läuft mit seinem 108 kW (148 PS) starken 2,0-Liter-Turbodiesel bis zu 160 km/h schnell.

Transportergemäß

Viel leiser als ein beim Kaltstart nagelnder und bei höheren Drehzahlen brummiger Diesel arbeitet der Elektromotor. Sein Motorgeräusch geht in den Umgebungsgeräuschen unter. Deshalb dominieren die Abroll- und Windgeräusche, von denen so viel zu hören ist wie in anderen Transportern. 

Transportergemäß ist auch das Fahrverhalten, das Lenk- und Kurvenverhalten und der Abrollkomfort. Die hohen 215/75 R16-Reifen verkraften höhere Bordsteine gutmütig. Das Zupacken der Bremse könnte direkter und vehementer sein. Der Tritt aufs Bremspedal ist jedoch nur selten notwendig, wenn die höchste der drei Rekuperationsstufen eingestellt wurde und das Fahrzeug schon beim vom Gaspedal gehen genügend verzögert. Eine bequeme Sache in der Stadt und auf der Landstraße, wo der eDELIVER 9 zuhause ist.

Im klassischen Transporter heißen die wichtigsten Bewertungskriterien Laderaum, Nutzlast, Anhängelast und die Unterkriterien Zweckmäßigkeit, Vielseitigkeit und Ablagefläche. Bei der Bewertung eines Elektrotransporters ist das nicht anders. Der Maxus eDELIVER 9 schlägt sich hier gut. Der große Transporter, der neben dem kompakteren eDELIVER 3 und eDELIVER 5 im Modellprogramm steht, wird als Kastenwagen und Fahrgestell mit Aufbau angeboten. 

eDELIVER 9 Kastenwagen 

Die Entscheidung beim Kastenwagen fällt zwischen der 3er- oder 7er-Passagier-Kabine („Doppelkabine“), dem 5,55 Meter langen L2 und dem 5,94 Meter langen L3 sowie den zwei Höhenformaten H2 (2,53 Meter) und H3 (2,77 Meter). 

Die 3-sitzige N1-Klasse (bis 3,5 Tonnen Nutzlast) steht als L2H2, L3H2 und L3H3 und die N2-Klasse (über 3,5 Tonnen Nutzlast) als L3H3 im Angebot. Die Doppelkabine erhält man als N1 in der L3H2- und L3H3-Variante.  

eDELIVER 9 mit Aufbau

Der eDELIVER 9 mit Aufbau und Fahrgestell wird ebenso in zwei Längenformaten ausgeliefert. Als 6,60 Meter langer L3 und 7,09 Meter langer L4. Die Höhe des Aufbaus liegt bei bis zu 3,30 Metern.

Nachdem man sich am Griff an der A-Säule hoch ins Cockpit gezogen hat, kommt man auf dem Fahrerplatz hinter dem höhen-, aber nicht weitenverstellbarem Lenkrad in einer bequemen Sitzposition unter. Die Sitzheizung (ab L3) sorgt im Winter für einen warmen Rücken. Das Cockpitumfeld ist funktional und ergonomisch gestaltet, aber Ablagen würde man sich neben den Getränke- und Flaschenhaltern, dem Handschuhfach und dem praktischen Stauraum für die Ladekabel unter der 2-sitzigen Beifahrerbank noch wünschen – gerne rutschsichere. 

Lange oder kurze Ladefläche

Im Kastenwagen mit Doppelkabine finden sich drei Sitze vorne und vier weitere dahinter. Dadurch wird die Ladefläche kürzer. Sie misst dann nicht mehr 3,02 Meter wie im L2 und 3,41 Meter wie im L3, sondern 2,42 Meter vom Anfang bis zum Ende. Das Ladevolumen reduziert sich dadurch von 9,7 Kubikmeter im L2H2, 11,0 Kubikmeter im L3H2 und 12,5 Kubikmeter im L3H3 auf 7,1 und 7,8 Kubikmeter in den Doppelkabinen L3H2 und L3H3. 

Im Maxus eDELIVER 9 Kastenwagen, dessen Laderaum mit einem rutschsicheren Belag ausgekleidet ist, wird immer über die gleiche Schiebetür mit 1.269 Millimeter Breite und 1.570 Millimeter Höhe zugeladen. In der Doppelkabine, wo mehr Platz zum Sitzen geboten wird, fällt die Schiebetür mit 850 Millimeter Breite um 419 Millimeter schmaler aus.  

Der Laderaum ist mit 1.800 Millimeter und 1.366 Millimeter zwischen den Radkästen im Kastenwagen immer gleich breit, egal für welche Variante man sich entscheidet. Bei der Laderaumhöhe existieren Unterschiede. In den H2-Varianten ist der im unteren Drittel seitlich verkleidete Laderaum 1,80 Meter hoch. Im L3 kann auf bis fast 2,02 Meter Höhe geladen werden.

Zuladung und Anhängelast 

Vom Aufbau, der Fahrzeugklasse (N1, N2) und vom Gewicht der Batterie hängt die maximale Zuladung ab, die minimal bei 630 kg und maximal bei 1.895 kg liegt. Die maximale Anhängelast schwankt in den einzelnen Varianten zwischen 1.200 und 1.500 kg.

Das Cockpit des Maxus eDELIVER 9 ist ein fahrerorientiertes. Die Instrumente liegen gut im Blick und sind einwandfrei ablesbar. Kein Wunder, es sind die gleichen wie im Maxus eDELIVER mit Verbrennungsmotor. 

Einfache Bedienung

Rechts vom Fahrer finden sich auf der Armaturentafel die klassischen Drehregler und Tasten der Klimaeinheit. Der 10-Zoll-Touchscreen darüber ist gut erreichbar. Auf dem zentralen Bildschirm sind die Menüs der Fahrzeugeinstellungen und des Infotainments klar gegliedert. Man tatscht und wischt sich durch die Menüs. Die Bedienung geht einfach von der Hand. 

Gute Basisausstattung

Über die Anmutung des Cockpits und Interieurs kann man sich nicht beschweren. Die Innenausstattung und die Kunststoffe wirken robust und gut verarbeitet. Der eDELIVER 9 ist vom Infotainment zeitgemäß ausgestattet und mit Komfortausstattung gut ausgerüstet. 

Neben Ausstattungsposten wie der manuellen Klimaanlage, der Zentralverriegelung, den elektrischen Fensterhebern mit automatischer Schließfunktion, den elektrisch verstell- und beheizbaren Außenspiegeln und dem schlüssellosen Zugangs- und Startsystem zählen im L3 auch die Sitzheizung, der adaptive Tempomat und das Digitalradio zur Serienausstattung.

Viele Extras existieren nicht. Neben den Laderaum- und Batterie-Upgrades zählen die im Lieferwagen fast immer praktische und hilfreiche zweite Schiebetür und die Metallic-Lackierung zu den Extras.

Zeitgemäßes Infotainment

Das für die Erreichbarkeit während der Arbeit wichtige Smartphone lässt sich über die Bluetooth-Schnittstelle, über Apple CarPlay oder per QD-Link über Android Screen Mirroring ins System einbinden. Zwei USB-Anschlüsse und ein 12-V-Anschluss finden sich genauso wie Tasten am Multifunktionslenkrad für die Radiobedienung. Die im Elektrotransporter wichtigen Informationen über den Stromverbrauch und die Reichweite lassen sich über den zentralen Bildschirm im eDELIVER 9 abrufen, in dem man, obwohl man in einem Elektrofahrzeug sitzt, ohne Studium der Bedienungsanleitung klar kommt.

In einem ausladend großen und unübersichtlichen Transporter kommt einem jeder Einparksensor und jede Kameraperspektive mehr als recht. Zwar genießt man auf dem Fahrersitz eine gute Übersicht nach vorne, aber ohne Assistenz sieht man direkt hinter dem Fahrzeug fast nichts. Im eDELIVER 9 zählen deshalb die Parksensoren vorne und hinten (Fahrgestell L3 und L4: nur vorne) sowie die am Dach montierte Rückfahrkamera (nur im Kastenwagen) zur Serienausstattung. Und ebenso weitere Assistenzsysteme.

Sicherheit Gold

Die Airbag-Grundausstattung (Fahrer- und Beifahrerairbag, Seitenairbag und Vorhangairbags) ist ebenso inklusive wie ESP, Berganfahrhilfe und Reifendruckkontrollsystem. Zusätzlich wird die Sicherheit von Assistenzsystemen wie dem Spurwechselassistenten und der Toter-Winkel-Überwachung hochgehalten (beides nur im Kastenwagen). Allein im Basismodell L2H2 gehört das „Plus-Paket“ mit dem adaptiven Tempomat, automatischen Notbremssystem, Spurhalteassistenten und Spurverlassenswarner nicht zur Serienausstattung. Ab dem eDELIVER 9 L3 ist es serienmäßig mit an Bord.

Im Euro NCAP Crashtest, bei dem Nutzfahrzeuge nicht wie Pkws mit Sternen, sondern mit Medaillen von Bronze bis Platinum bewertet werden, fuhr der eDELIVER 9 eine gute Wertung ein. 75 Prozent gab es beim Test des 2024er Modells im Gesamtergebnis und Gold in der Gesamtbewertung.

Bei professionellen Kastenwagen wie dem eDELIVER 9 sind Belastungsfähigkeit und Haltbarkeit wichtige Kaufkriterien. Der Maxus Transporter wirkt zweckmäßig und solide konstruiert. Die Basis des Transporters bildet ein stabiler Leiterrahmen aus Stahl. Der Innenraum und die Innenausstattung wirken belastbar und robust.

Auf den eDELIVER 9 gewährt Maxus nach dem Kauf eine Garantie von fünf Jahren für bis zu 100.000 Kilometer Strecke. Bei anderen Herstellern bekommt man weniger Sorglos-Reichweite mit auf den Weg gegeben. Ford, Mercedes und VW gewähren zwei Jahre Garantie auf die Fahrt im E-Transit, eSprinter und e-Crafter. Fiat gibt 2 Jahre Fahrzeuggarantie plus 2 Jahre Funktionsgarantie für den E-Ducato. Für die teure Lithium-Ionen-Batterie, die sicher im Fahrzeugboden des eDELIVER 9 verbaut ist, erstreckt sich das Qualitätsversprechen auf acht Jahre. Bis zu einer Laufleistung von 160.000 Kilometern.