KIA e-Soul Testbericht
Ein Elektroauto bietet wegen seines großen Akkus wenig Platz und wegen seines hohen Gewichts ein träges Handling? Quatsch. Im Kia e-Soul sitzt man bequem und die 1,61 Meter Höhe sind gleich doppelt vorteilhaft – für die Kopffreiheit und die Straßenlage.
Was gut ist
Was nicht so gut ist
KIA e-Soul: Was würden Sie gerne als Nächstes lesen?
Bewertung des Kia e-Soul
Der Kia e-Soul ist ein Kompaktwagen, der sich – obwohl als Verbrenner bereits seit 2009 auf dem Markt – schwerlich einem klassischen Fahrzeug-Segment zuordnen lässt.
Am ehesten könnte man ihn wohl als Mischung aus kantigem Minivan und Möchtegern-SUV klassifizieren, erinnert er doch auch optisch ein wenig an den Skoda Roomster, bei dem der Name aber wenigstens Programm ist.
Der Kia e-Soul basiert auf der KP3-Plattform aus dem Konzern Hyundai/Kia. Dieselbe Plattform nutzen auch der Kia Ceed, der Hyundai i30, der Kia Niro sowie auch der Hyundai Ioniq. Von der Größenordnung her sortiert sich der Kia e-Soul zwischen dem Kia Stonic und dem Kia Ceed sowie dem e-Niro ein.
Die Elektroautos kommen immer weiter. Die Reichweite wächst von Generation zu Generation. Wie im Fall des Kia e-Soul, der in der dritten Generation mehr Reichweite zu bieten hat als schon länger angebotene Elektroautos wie der BMW i3, VW e-Golf oder auch der Verkaufsschlager Renault Zoe. Konkurrieren muss der Kia e-Soul aber mit dem Kia e-Niro aus dem eigenen Hause und dem Nissan Leaf.
Satte 452 Kilometer Reichweite verspricht Kia für den neuen Kia e-Soul in seiner leistungsstärkeren Variante mit 204 PS und größerem Akku (64 kWh). Den teilt sich der 4,20 Meter lange Kia e-Soul mit dem großen Bruder Kia e-Niro, der mit dem gleichen Antrieb angeboten wird.
Ein Charaktertyp
Mehr Charakter hat aber der Soul. Optisch erinnert er mit seinem Kastenformat und der Zweifarblackierung an die Vorgänger, auch wenn er nun etwas rundlicher wurde. Und in der Fahrpraxis überrascht er, weil seine Höhe nicht nur Vorteile im Platzangebot bietet, sondern der tiefe Schwerpunkt durch den schweren Akku das Fahrzeug zusätzlich stabilisiert.
Der Akkupack findet nämlich Platz im Fahrzeugboden. Dadurch steht auf den Vordersitzen und der Rückbank so viel Platz zur Verfügung, dass der enorme Platzbedarf des Stromspeichers nicht auffällt und auch das Kofferraumvolumen fällt mit 315 Liter für 4,20 Meter Länge klassengerecht aus.
Wie viel kostet der Kia e-Soul?
Der Kia e-Soul ist in der Haftpflichtversicherung in die Typklasse 17, in der Teilkasko in die Typklasse 20 und in der Vollkasko in die Typklasse 22 eingestuft.
Alle Einstufungen lassen sich als mittelmäßig bewerten – das Elektroauto der Südkoreaner ist in der Versicherung daher weder besonders teuer, noch besonders günstig.
KIA e-Soul: Reichweite und Ladedauer
Und wie viel verbraucht der Kia e-Soul? 15,6 bzw. 15,7 kWh/100 km gibt der koreanische Hersteller für beide Motoren an. Um diesen akzeptablen Verbrauch wieder aufzufüllen, verfügt der Kia e-Soul serienmäßig über einen CCS-Stecker zwecks Schnellladung. Alternativ steht auch ein Typ-2-Anschluss hinter der Klappe an der Frontpartie zur Verfügung.
Nur 54 Minuten sollen mit dem 64-kWh-Akku an einer 100-kW-Ladesäule vergehen, um den Akku zu 80 Prozent zu füllen. An einer 7,2-kW-Ladestation vergehen 9 Stunden und 35 Minuten und an der normalen Steckdose Zuhause dauert eine 100%-Ladung sage und schreibe 29 Stunden – so lang kann eine Nacht für das Laden gar nicht sein.
Das ist die Kröte, die man bei der heutigen Batterietechnik auch im e-Soul noch schlucken muss. Mit dem 39,2-kWh-Akku verbessern sich die Ladezeiten, außer bei 100 kW-Starkstrom (ebenfalls: 54 Minuten), auf 6 Stunden und 10 Minuten und 18 Stunden. Diese lange Laderei bremst Langstreckenfahrende aus, kann aber trotzdem zum Alltag sehr gut passen, wenn kurze und mittlere Strecken überwiegen.
Ein weiterer Reichweitenverlängerer ist der Eco+-Modus. In dem ist die Geschwindigkeit allerdings auf 90 km/h begrenzt und die Klimaanlage abgeschaltet – und der Fahrspaß gleich mit. Im Sport+-Modus sprintet der e-Soul dagegen auf den ersten Metern wie ein echter Sportwagen.
Leistung und Fahrkomfort
Sie möchten den Kia Soul der dritten Generation wie seine zwei Vorgänger mit einem Benzinmotor oder Diesel bestellen? Klappt nicht. In Europa wird der Soul 3 nur noch mit Elektromotor angeboten.
Der mit dem Drehschalter der Automatik verwaltete E-Antrieb steht in zwei Leistungsstufen zur Auswahl. Der e-Soul mit dem 39,2-kWh-Akku leistet 136 PS und der mit dem 64-kWh-Akku 204 PS. Schon der kleinere, aber nicht schwache Motor sorgt für Ampelspurts ohne Anfahrschwäche.
Die 395 Newtonmeter Drehmoment, die ab der ersten Umdrehung voll zur Verfügung stehen, wuchten die 1,6 Tonnen des Kia e-Soul in 9,9 Sekunden aus dem Stand auf Tempo 100. Und das ganz leise - bis auf die Reifen- und Windgeräusche und das zur Sicherheit von Fußgängern erzeugte künstliche Geräusch.
Bis zu 452 km Reichweite
Auch im e-Soul mit 204 PS brummt die Leistung, aber der Motor summt nur. Das Sprintvermögen ist noch eindrucksvoller. Im Sportmodus beschleunigt der stärkere e-Soul in 7,9 Sekunden aus dem Stand auf 100 km/h.
Das und die um 10 km/h höhere Höchstgeschwindigkeit sind aber nicht der Hauptgrund, warum sich die meisten für den stärkeren e-Soul entscheiden, sondern die Reichweite. Sie liegt bei stattlichen 452 Kilometern statt 276 Kilometern mit dem kleineren Akku.
Bei häufiger Bremsenergierückgewinnung (Rekuperation) im Stadtverkehr verspricht Kia sogar 648 Kilometer Reichweite (39,2 kWh-Version: 407 km). Gibt man bei einem Test aber richtig Gas oder ist es bitterkalt draußen, sinkt die Reichweite auch mal unter 300 Kilometer. In der Praxis dürften 400 Kilometer realistisch sein.
Häufige und starke Rekuperation ist neben dem braven Gasfuß und der vorausschauenden Fahrweise eine Möglichkeit, mit einer Ladung möglichst weit zu kommen. Im stärksten Rekuperationsmodus rekuperiert der e-Soul so stark, dass er beim vom Gas gehen so massiv bremst, dass er fast ausschließlich mit dem Gaspedal gefahren werden kann. Für den Neuling ist das ein ungewohntes, aber angewöhnbares Gefühl.
Gute Fahrdynamik dank Akku
Der schwere Akku – eigentlich ein Nachteil – sorgt außerdem für einen Vorteil: die gute Straßenlage. Der Kia e-Soul wiegt zwar mindestens 1,6 Tonnen, was ziemlich schwer für das Format ist, aber der Schwerpunkt des Fahrzeugs wird durch den Akku tiefer im Fahrzeug platziert.
Dadurch verbessert sich entsprechend die Straßenlage im Hinblick auf Fahrstabilität und Fahrdynamik: Der e-Soul liegt stabil und sicher auf der Straße und fährt sich überraschend handlich und flink.
Platz und Praxistauglichkeit
Diese kantige Kiste eckt an – zumindest gehen hier die Geschmäcker auseinander. Entweder man mag den Soul oder man mag ihn absolut überhaupt nicht. Was die funktionelle Form aber für Vorteile bringt, lässt sich nicht abstreiten: nämlich Platz und Funktionalität.
Vom Platzangebot her liefert der Soul das von den Vorgängern bekannte Programm an Raum. Vorne sitzt man bequem und vernünftig.
Auch auf den hinteren Plätzen ist die Kopffreiheit nicht eingeschränkt, keine dicke C-Säule verbaut die Sicht wie mittlerweile bei vielen Elektrofahrzeug-Designs zu beobachten, sondern die Dachlinie fällt erst hinter der zweiten Sitzreihe ab.
Überraschend dabei jedoch: Der Kofferraum hält dabei nicht ganz das Raumversprechen, das man sich von diesem funktionellen Design erhoffen würde. 315 Liter sind auch in der Klasse der Kompakt-SUV nicht gerade üppig. Mit umgeklappten Rücksitzen vergrößert sich der Laderaum immerhin auf 1.339 Liter.
Innenraum, Infotainment und Ausstattung
Die Bedienung des Kia e-Soul fällt angenehm leicht. Bei der Instrumentierung herrscht Klarheit und die Digitalinstrumente sowie der 10,25 Zoll große Bildschirm liegen gut im Blick. Erstmals kommt hier Kias neues UVO-Infotainment zum Einsatz. Mit dem können alle Infos, etwa zum Thema Lademanagement, abgerufen werden.
Besonders smart: Das Infotainment-System kann auch ganz easy mit dem Smartphone gekoppelt werden, so dass beispielsweise das Fahrzeug vor der Abfahrt per Smartphone ferngesteuert vorgeheizt werden kann - was bei vielen Elektrofahrzeugen anfangs keine Selbstverständlichkeit war, aber enorm Strom sparen kann.
Aber überhaupt ist bereits die serienmäßige Grundausstattung des Kia e-Soul bemerkenswert: Mit Navi inklusive Online-Diensten, Freisprecheinrichtung mit Spracherkennung, Bluetooth-Schnittstelle, Multifunktionslenkrad, Rückfahrkamera, LED-Tagfahrlicht, LED-Rückleuchten, USB-Ladebuchse hinten und höhenverstellbarem Fahrsitz samt Sitzheizung sind schon diverse komfortable Annehmlichkeiten in der Einstiegsvariante Vision ohne Aufpreis mit an Bord.
Für Sicherheit ist gesorgt
In puncto Sicherheit hat der elektrische Soul im Vergleich zum Vorgänger deutlich zugelegt: Angefangen vom serienmäßigen Abstandshalte-Tempomat über Fernlicht- und Stauassistenten sowie Frontkollisionswarner mit Fußgängererkennung und Müdigkeitswarner bis hin zum Spurhalteassistenten und Dämmerungssensor sind bereits in der günstigsten Version Vision viele Features schon serienmäßig.
In der Top-Version Spirit, die nur in Kombination mit dem großen 64 kWh-Akku verfügbar ist, kommen noch ein Head-Up-Display, ein aktiver Querverkehrswarner zur Reduzierung von Gefahren in Auspark-Situationen, Parksensoren vorne sowie ein Spurwechsel-Assistent mit Totwinkelwarner hinzu. Dies alles ist beim Spirit zu einem Preis ab 44.190 Euro dann bereits Serie.
Kia sorgt für klare Verhältnisse
Ohnehin gestaltet Kia die Preispolitik erfreulich übersichtlich: Es gibt den Akku in klein (39,2 kWh) oder groß (64 kWh) und die Einstiegs-Ausstattungslinie Vision sowie nur für den größeren Akku die gehobenere Ausstattungslinie Spirit.
On top gibt es vier Ausstattungspakete - SUV-Design- oder Technologiepaket sowie elektrisches Glasdach-Paket - allesamt (zum Teil weit) unter 1.000 Euro. Nur das Leder-Paket mit Sitzheizung auch hinten sowie Ventilation vorne nebst elektrischer Sitzverstellung kostet 1.490 Euro.
Und die restlichen Extra-Wünsche sind kurz, knapp und übersichtlich auf vier kurzen Seiten in der Preistabelle gelistet - so wünscht man sich das, so kann man da durchsteigen. Und muss sich nicht erst wie bei anderen Herstellern kompliziert durch digitale Konfiguratoren klicken, ohne jemals alles in einer konkreten Tabelle überblicken zu können.
Strom sparen – Ladung inbegriffen
Teil der ohnehin schon lobenswert übersichtlichen Preisliste sind auch Wallboxen samt Montage sowie der hauseigene Stromlade-Tarif namens Kia Charge, bei dem Typ-2-Laden oder per CCS-Stecker sogar die ersten 12 Monate bereits inbegriffen ist.
Für das Schnellladen kooperiert Kia dabei mit IONITY und wirbt entsprechend mit über 250.000 Ladepunkten. Mit einer festen monatlichen Grundgebühr von 4,50 € (Access) oder 13 € (Power) sichert man sich dann vergünstigte Stromtarife zu 52 Cent pro Kilowattstunde (Access) oder 29 Cent pro gezogener Kilowattstunde (Power).
Sicherheit und Schutz
Für den Kia e-Soul, den es in der dritten Soul-Generation bei uns nur noch rein elektrisch gibt, liegt keine NCAP-Sicherheitsbewertung vor.
In der Datenbank der Crashtester finden sich nur Testergebnisse für den Vorgänger, also die zweite Generation des Soul. Der Kia Soul EV holte 2014 nur vier von fünf Sternen; die Bewertung ist mittlerweile abgelaufen.
Zuverlässigkeit und Probleme
Bei den Garantiebedingungen gibt sich Kia großzügig. Die Herstellergarantie läuft ganze sieben Jahre bzw. bis zu einer Laufleistung von 150.000 Kilometern. Die sieben Jahre gelten auch für die Hochvoltbatterie. Wie viele andere Hersteller garantieren auch die Südkoreaner eine Mindest-Batteriekapazität von 70 Prozent.
Für eine Handvoll Fahrzeuge (Baujahr 2020) gab es in Deutschland einen Rückruf, der die fehlerhafte elektrischen Anbindung des Motors betraf. In Folge konnte es zu einem Antriebsausfall kommen.
Beim Vorgänger, dem Soul EV, gab es bei den Baujahren 2016 bis 2019 Fertigungsabweichungen, die zu Schäden am Airbagsteuermodul führen konnten. Auch waren die Modelljahre 2015 und 2016 von einem Rückruf betroffen, bei dem eine Softwareupdate für die elektronische Feststellbremse aufgespielt wurde.