Citroen Ami Testbericht
Kleinstfahrzeuge haben es in Deutschland schwer. Citroën will das mit dem Ami ändern. Der darf schon ab 15 Jahren gefahren werden - ist aber ein sehr puristischer Spaß.
Was gut ist
Was nicht so gut ist
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Bewertung des Citroen Ami
Ende der Achtzigerjahre hätte wohl keiner gedacht, dass in Zukunft Autos immer größer würden. Audi und Volkswagen tüftelten am Zwei-Liter-Auto, Mercedes-Benz brachte 1994 den ersten Smart auf den Markt. Kleine Fahrzeuge gibt es heute kaum noch. Bis auf ein paar wenige Ausnahmen, der Citroën Ami etwa, was auf Deutsch „Freund“ heißt. Der stammt aus dem Stellantis-Konzern und ist baugleich mit dem Opel e-Rocks und dem Fiat Topolino, wobei „baugleich“ wörtlich zu nehmen ist. Bis auf das Markenlogo und ein paar Farbdetails handelt es sich um identische Autos. Offiziell sind die drei aber gar kein Auto, sondern ein „leichtes Vierradmobil“. Das hat den Vorteil, dass es in einigen deutschen Bundesländern bereits mit 15 Jahren gefahren werden darf, in anderen mit 16 Jahren. Nötig ist dazu nur der Führerschein der Klasse AM. Der Ami ist also eher eine Alternative zu Mofa und E-Scooter als zum Auto.
Kaum Komfort - und keine Heizung
Unter diesem Gesichtspunkt gilt es, das Fahrzeug zu betrachten. Der kleine Citroën fährt rein elektrisch und ist maximal 45 km/h schnell. Das beschränkt ihn auf die Stadt. Die Reichweite von 75 Kilometer ist dafür ausreichend, der Fahrkomfort, falls sich das so nennen lässt, ebenfalls. Der Ami ist durch und durch spartanisch, das Fahrwerk holprig, jeder Stoß gelangt direkt ins Kreuz der Insassen, die in dem Zweisitzer auf einfachen Kunststoffschalen sitzen, die nur rudimentär gefedert sind.
Die Innenausstattung ist pfiffig, aber einfach. Kofferraum, Handschuhfach, Infotainment oder vollständige Türgriffe gibt es nicht. Selbst eine Heizung spart sich Citroën. Das ist bei einem Preis von mindestens 8.000 Euro eine herbe Enttäuschung, vor allem im Vergleich zum Dacia Spring, der zwar das Doppelte kostet, aber ein vollständiges E-Auto ist, das auch außerhalb von Städten fahren darf. Im Gegensatz dazu bedarf es beim Ami aber keines Autoführerscheins.
Trotzdem dürfte es der Citroën Ami in Deutschland schwer haben. Er bietet im Vergleich zu einem E-Roller zwar Schutz vor Regen, einen zweiten Sitzplatz und mehr Stauraum, ist aber fast dreimal so teuer. Dafür ist die Konkurrenz gering. Direkte Kontrahenten sind die baugleichen Fiat Topolino und Opel e-Rocks, aber auch der schicke Microlino, der in einer Variante immerhin 90 km/h schafft.
Wie viel kostet der Citroen Ami?
Der Citroen Ami startet ab einem Listenpreis von 7.990 € bzw. bei einer monatlichen Rate von 49 € mit einer Anzahlung von 1.100 €.
Die höheren Ausstattungsvarianten My Ami Color und My Ami Peps kosten 8.390 € und 8.990 €.
Citroën Ami: Reichweite und Ladedauer
Im Citroën Ami findet alles auf kleinstem Raum statt. So ist die Batterie des Fahrzeugs gerade einmal sieben Kilowattstunden groß, 5,4 Kilowattstunden davon können genutzt werden. Die Reichweite, die der Ami damit erzielt, liegt bei 75 Kilometer, der Verbrauch etwa bei acht Kilowattstunden pro 100 Kilometer. Im Vergleich zu Elektroautos klingt das nach nicht viel, es darf aber nicht vergessen werden, dass der kleine Citroën hauptsächlich in der Stadt zum Einsatz kommt. Trotzdem, mit einem Mofa kommen Jugendliche zwischen 150 und 200 km weit.
Aufladen kann der Ami nur mit maximal 2,3 Kilowattstunden AC. An der Haushaltssteckdose dauert es etwa vier Stunden. Die Ladedauer ist aber abhängig von der Batterietemperatur, deren Alter sowie der Lade- und Entladezyklen. Einfach mal schnell in einer halben Stunde viel Strom zapfen, geht also nicht. Achtung: Der kleine Franzose besitzt nur einen Anschluss für gewöhnliche Steckdosen. Soll er an einer Wallbox oder Ladesäule geladen werden, bedarf es eines Adapters. Erfreulich sind die Ladekosten. Wenn der Citroën Ami seine volle Reichweite ausschöpfen kann, kostet das Füllen der Batterien bei einem Strompreis von 30 Cent pro Kilowattstunde nur 1,80 Euro. Da kann kein Elektroauto mithalten.
Leistung und Fahrkomfort
Kleines Fahrzeug, kleine Leistungsdaten. Im Citroën Ami ist alles auf Effizienz getrimmt. Der elektrische Motor besitzt nur einen Gang und wird an der Vorderachse angetrieben. Die maximale Leistung liegt bei acht PS und maximal 44 Umdrehungen. Damit erzielt der Ami eine Beschleunigung in zehn Sekunden auf 45 Kilometer in der Stunde. Hier ist Schluss, weil es sich nicht um ein Auto handelt und der Ami bei einer höheren Geschwindigkeit nicht mehr mit dem Führerschein der Klasse AM gefahren werden könnte.
Trotzdem geht es in dem Citroën munter voran. Kein Wunder, der kleine Flitzer wiegt nicht einmal 500 Kilogramm. Die Sitzposition ist allerdings gewöhnungsbedürftig. Es fühlt sich an, als säßen die Reisenden direkt auf der Straße. Und wer den Komfort eines Autos gewöhnt ist, sollte sich davon im Ami schnell verabschieden. Das Leichtkraftfahrzeug ist bretthart, jede Bodenwelle, jedes Schlagloch, jede noch so kleine Erhebung geht direkt ins Kreuz der Fahrenden. Das liegt auch daran, weil es sich bei den Sitzen nur um ungefederte Plastikschalen handelt.
Durch die dünnen Außenwände ist es im Ami, obwohl er maximal 45 km in einer Stunde erreicht, ziemlich laut. Der Motor ist deutlich zu hören und klingt wie ein nervöser Staubsauger. Andere E-Fahrzeuge werden meist für ihre Geräuschlosigkeit gelobt, davon kann im Citroën keine Rede sein. Es rappelt und klappert während der ganzen Fahrt, es knarzt und die Abrollgeräusche der Reifen sind deutlich zu hören. Das Fahrverhalten lässt sich wohl am ehesten mit rustikal beschreiben.
Der Citroën Ami ist konzipiert für die Stadt und kurze Strecken
Das soll nicht heißen, dass der Citroën Ami keinen Spaß machen würde. Über den Mini wird oft gesagt, dass er sich wie ein Gokart fährt, gegen den kleinen Franzosen fühlt sich der englische Klassiker schwerfällig an. Der Citroën Ami hat einen winzigen Wendekreis und schlängelt sich durch jede enge Gasse in der Stadt. Gerade das Einparken ist immer wieder eine Freude. Mit einer Länge von 2,41 m ist der Citroën sogar kürzer als ein Smart und darf quer in Parklücken stehen. Die Rundumsicht ist durch die fehlende breite C-Säule sehr gut, Front und Heck schließen direkt nach der Scheibe ab, sodass sich gut einschätzen lässt, wo der Ami beginnt und endet.
Für längere Strecken ist das natürlich alles nichts. Der kleine Citroën ist als Stadtflitzer gedacht für Jugendliche und junge Erwachsene, die lieber ein Dach auf dem Kopf haben, als im Regen auf einem E-Roller zu sitzen. Aber auch für Unternehmen und fürs Carsharing könnte das Kleinstfahrzeug interessant sein, um in der Stadt zu pendeln. Erwähnen muss man allerdings auch, dass es ziemlich schnell unangenehm in dem City-Floh wird, wenn er auf Straßen unterwegs ist, bei denen er von der Geschwindigkeit her nicht mithalten kann. Zonen mit Tempo 60 gibt es in jeder größeren Stadt und wenn dann ein großes SUV vorbeirast, wird es einem im Citroën ziemlich schnell flau. Erst recht, wenn man auf eine Schnellstraße mit 80 km/h gerät, auf der das Leichtkraftfahrzeug gar nicht fahren darf.
Platz und Praxistauglichkeit
Der Citroën Ami ist ein echtes Platzwunder. Zwar ist das Leichtkraftfahrzeug gerade einmal 2,41 Meter lang, bringt es auf eine Höhe von 1,53 Meter sowie eine Breite von 1,39 Meter, doch über zu wenig Platz im Innenraum können sich Reisende nicht beschweren. Das liegt trotz dieser Maße daran, dass es im Innenraum nur zwei Sitze gibt und wenig Stauraum dahinter. Zu beachten ist übrigens: Die Türen öffnen sich gegenläufig, das heißt links gegen den Verkehr, rechts in die normale Richtung. Das ist notwendig, da es sich um die exakt gleichen Bauteile handelt, die auf einer Seite verkehrt herum montiert werden müssen.
Der Fahrendensitz ist verschiebbar, der Beifahrendensitz fest verankert und weiter hinten angebracht. Vor oder zurück, das geht nicht, genauso wie hoch oder runter. Das soll wohl verhindern, dass sich aufgrund der geringen Breite die Schultern von Fahrenden und Beifahrenden im Innenraum berühren. Die Beinfreiheit ist dadurch erstaunlich groß, gerade auf dem Platz neben dem Lenkrad. Auch die Kopffreiheit ist sehr gut, hier wurde das Maximum herausgeholt, durch das Glasdach kommt sogar so etwas wie Cabrio-Feeling auf.
Einen Kofferraum gibt es nicht im Citroën Ami
Leiden muss unter dem üppigen Platzangebot die Kofferraumkapazität des Amis - es gibt keinen. Wer hinter das Autochen tritt, dem fällt auf, dass da nichts ist. Front und Heck sehen fast identisch aus, eine Luke fehlt. Ebenfalls nicht an Bord sind Isofix-Verankerungen für Kindersitze. Wer sich den Citroën schon als Stadtflitzer zur Kita auserkoren hat, muss andere Wege finden, den Nachwuchs festzuschnallen. Der Beifahrendensitz lässt sich auch nicht umlegen, um etwas mehr Laderaum zu gewinnen.
So müssen Reisende im Citroën Ami damit zurechtkommen, was da ist. Die größte Staufläche findet sich vor dem nach hinten versetzten Beifahrendensitz, sprich der Fußboden davor. Weiteren Platz gibt es hinter den Sitzen, wenn auch nicht viel. Dafür sind die Fächer in den Türen groß und ziehen sich über die gesamte Breite, sind allerdings nur durch Netze gesichert. Das passt zum minimalistischen Gesamteindruck, wo selbst die Türgriffe aus Schlaufen bestehen, an denen zum Öffnen der Türen gezogen wird.
Auf den Armaturen zu Beginn der fast aufrechten Windschutzscheibe gibt es eine weitere breite Ablage, die durch Aufbewahrungsboxen in den Farben grau, blau oder orange aufgepeppt werden kann. Das erinnert in seiner Spielzeughaftigkeit ein wenig an Playmobil - so wie der ganze Citroën Ami. Darunter sind klappbare Schalen, um etwa die Brille zu verstauen. Wozu die Einlage mit den großen Noppen ist, die wie ein großer Lego-Stein aussieht, weiß aber wohl nur der Hersteller. Das Material dieser Einlagen ist ein weiches Silikon. Ebenso im Innenraum: ein Halter für Handtasche und Rucksack. In den Fahrzeugboden ist neben der Pedalerie das Symbol für einen Trolley geprägt, das soll wohl der Abstellplatz für Gepäck sein. Verankerungen oder Befestigungen gibt es dafür nicht.
Innenraum, Infotainment und Ausstattung
Vorstellungen eines klassischen Innenraums sind beim Citroën Ami fehl am Platz. Die Innenausstattung wirkt im Vergleich zu einem Auto karg, alles ist auf das Nötigste reduziert und auf Leichtbau und Funktionalität getrennt. Das beginnt bei den Sitzen, die eigentlich Kunststoffschalen mit einer minimalen Polsterung sind und keinerlei Seitenhalt bieten. Der Fahrersitz lässt sich nach vorne oder hinten schieben, der Beifahrendensitz nicht. Die Lehne bleibt starr. Die Tasten für die Fahrstufen befinden sich nicht im Cockpit, sondern links an der Seite der Sitze, dort wo sich bei anderen Fahrzeugen die Verstellmöglichkeiten für den Sitz angebracht sind. Da es diese Möglichkeiten im Citroën Ami aber nicht gibt, erledigt sich das.
Die Innenverkleidung beschränkt sich aufs nötigste, der größte Teil des Interieurs besteht aus harten Plastikelementen. Selbst die Lenkstange ist nicht verkleidet. Die Handbremse sitzt im Mitteltunnel und ist ein klassischer Hebel zum Hochziehen. Der größte Minuspunkt des Citroën Ami dürfte sein, dass es keine Heizung gibt. Die zwei Tasten in der Mittelkonsole täuschen, es handelt sich ausschließlich um ein Gebläse für die Frontscheibe, damit diese bei der Fahrt nicht beschlägt. Doch selbst diese Technologie funktioniert nur mittelmäßig. Ein weiterer Nachteil: Da der Sitz so weit hinten angebracht ist, kommt man während der Fahrt nur schwer an die fast senkrecht verbaute Windschutzscheibe. Doch zurück zur Nicht-Heizung: Auch gegen Aufpreis gibt es weder Klimaanlage noch eine Möglichkeit, um Winter den Innenraum des Amis auf Temperatur zu bringen. Da heißt es: warm anziehen.
Spartanisch ist auch das Infotainment - es ist eine Halterung für das eigene Smartphone rechts neben dem Lenkrad. Zumindest kann das per USB geladen werden. Der Klang im Innenraum ist der des Handys, wer mehr will, muss eine Bluetooth-Box mitbringen und in einem der Cupholder platzieren. Serienmäßig ist ein Glasdach, das aber auch eine praktische Funktion hat. Da Fahrende im Citroën Ami so weit hinten sitzen und die Windschutzscheibe so weit entfernt ist, sind aus dem Fahrzeuginneren Ampeln sonst kaum zu erkennen.
Um Irritationen beim ersten Einsteigen zu vermeiden: Der Rückspiegel ist mit einem Saugnapf an der Scheibe befestigt, Wischwasser wird hinter den Sitzen eingefüllt. Die Liste der Extras ist kurz: Es gibt eine Reihe von Fußmatten mit verschiedenfarbigen Ziernähten, Trennnetze, Aufbewahrungsboxen und Rucksack-Haken. Und Spielereien, die das junge Zielpublikum verraten: Aufkleber, Radblenden und ein Cargo-Pack.
Sicherheit und Schutz
Da es sich beim Citroën Ami um kein Auto handelt, sind heute so selbstverständliche Dinge wie Knautschzonen, Airbags und Assistenzsysteme nicht vorgeschrieben. Auch ABS, ESP oder Servolenkung gibt es nicht in dem Leichtkraftfahrzeug. Citroën will trotzdem möglichst viel Sicherheit bieten und hat im Ami Dreipunktgurte verbaut, obwohl sie nicht vorgeschrieben sind. Ein Stahlrohrrahmen soll vor Unfällen schützen, die Front soll aus einem ähnlichen Material wie der von Kleinwagen wie Opel Corsa und Peugeot 208 sein. Ein extra System für mehr Fußgängerschutz gibt es nicht. Offizielle Crashtests muss das Leichtkraftfahrzeug nicht über sich ergehen lassen. Die Dekra ließ trotzdem den Citroën Ami und die baugleichen Opel e-Rocks und Fiat Topolina mit 45 km/h auf ein Hindernis prallen. Die Ergebnisse waren desaströs. Zwar hielt sich die Deformation durch den Stahlrohrrahmen in Grenzen, durch die fehlende Knautschzone wurde die Energie des Aufpralls aber direkt an die Insassen weitergegeben. Nach Ansicht der Experten wären die Verletzungen tödlich gewesen.
Zuverlässigkeit und Probleme
Citroën gibt auf den Ami eine Garantie von zwei Jahren ohne Kilometerbegrenzung. Die Antriebsbatterie ist für drei Jahre, beziehungsweise eine Laufleistung von 40.000 Kilometern geschützt, je nachdem, was zuerst eintritt. Unter normalen Nutzungsbedingungen verspricht der Hersteller, dass die Kapazität der Batterie nach acht Jahren nicht unter 70 Prozent ihrer ursprünglichen Speicherfähigkeit sinkt. Einen Service für den Ami empfiehlt Citroën alle zwei Jahre. Typische Probleme des Leichtkraftfahrzeugs scheinen Schwierigkeiten beim Laden zu sein und der Umstand, dass es beim Kauf kein Zubehör gibt, um den Ami außerhalb der heimischen Steckdose zu laden - einen Haushaltsanschluss bietet keine Ladesäule an. Aufgrund der geringen Verbreitung des Citroens in Deutschland gibt es zu wenig valide Daten zu seiner Zuverlässigkeit.