Xiaomi SU7 Testbericht

Das erste Auto eines chinesischen Elektronik-Herstellers stellt schon beim Debüt beinahe alle etablierten Hersteller in den Schatten. Trotzdem bleibt das Flagship-Modell nur etwas für Early Adopter.

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Wow-Wertung
9/10
Bewertet von Timon Werner-Pachmayr nach ausführlicher Prüfung des Fahrzeugs.

Was gut ist

  • Exzellente Kamera-Auflösung
  • Gelungene Fahrdynamik
  • Empfehlenswertes Zubehör

Was nicht so gut ist

  • Nur über Importeur erhältlich
  • Adapter zum Laden notwendig
  • Unterdimensionierte Bremsen

Xiaomi SU7: Was würden Sie gerne als Nächstes lesen?

Bewertung des Xiaomi SU7

Der Xiaomi SU7 hat das Potenzial, eine Neiddebatte auszulösen. Denn er ist definitiv ein Auto, das neidisch macht: Er macht etablierte Hersteller neidisch, weil er sie in ihren Königsdisziplinen düpiert. Und er macht deutsche Elektroautofahrende neidisch, weil er zeigt, wie günstig Elektromobilität sein kann, wenn man nur will.

Bei der Präsentation 2024 in Peking wurde der Xiaomi SU7 von Europa aus noch müde als billige Kopie des Porsche Taycan belächelt. Doch spätestens die Rekordrunde der Ultra-Version auf dem Nürburgring zeigte, wie ernst es dem Elektronikhersteller ist.

Inzwischen ist klar: Es wäre ein großer Fehler, den Xiaomi SU7, der jetzt in der Max-Version auf deutschen Straßen unterwegs ist, nicht ernst zu nehmen.

Das beste Gesamtpaket

Dass der Xiaomi SU7 keine billige Kopie ist, wird schnell klar. Das fängt bei der hervorragenden Ausstattung an, die von Head-up Display und Autopilot über mehrere induktive Handy-Lademöglichkeiten und Kühlschrank bis hin zu beheizbaren und belüfteten Sitzen sowie Soft-Close-Türen oder Panorama-Glasdach reicht. Die bislang einzige in Deutschland erhältliche Max-Variante lässt keine Wünsche offen.

Bei der Batterie- und Ladetechnik setzt sich der SU7 komplett von der Konkurrenz ab. Im Preisumfeld von Xiaomi bietet kein anderer Hersteller eine 101 kWh NMC-Batterie an. Um diese möglichst schnell zu laden, kann die Elektrolimousine auf ein 800-Volt-System zurückgreifen, das sehr hohe Ladeleistungen ermöglicht.

Dass ein chinesischer Hersteller ein serienmäßig hervorragend ausgestattetes Auto mit sehr guter Batterietechnik liefert, ist nicht neu. Viele Teile für deutsche Autos werden ohnehin in China gefertigt. Die gute Verarbeitungs- und Materialqualität zeigt aber auch, dass Xiaomi damit umgehen kann.

Äußerst stark auf unbekanntem Terrain

Die eigentliche Überraschung - und das größte Ärgernis für die hiesigen Hersteller - dürfte aber sein, wie der Xiaomi SU7 in der Fahrdynamik brilliert, eine Disziplin, die den vermeintlichen Billigautos aus China nicht zugetraut wird. Ein adaptives Luftfahrwerk, 673 PS Leistung, 838 Nm Drehmoment und eine gute Kraftverteilung des Allradantriebs machen es möglich. Dazu gibt es voreingestellte und individualisierbare Fahrmodi mit breiter Spreizung.

Mit dem SU7 hat Xiaomi nicht weniger als ein Flagship-Modell auf die Räder gestellt, das beweisen soll, wozu der als 'Smartphone-Hersteller' abgestempelte Großkonzern in der Lage ist. Es ist das Aushängeschild eines chinesischen Tech-Konzerns, in dessen Genuss hierzulande trotzdem nur wenige kommen werden.

Lokalisierung fehlt zum Erfolg

Denn bislang ist das Xiaomi SU7 in Deutschland nur über den Importeur 'Auto-China' erhältlich. Die fehlende Anpassung an den deutschen Markt bleibt zwar fast der einzige, aber ein starker Kritikpunkt.

Englische Software, der falsche Ladestecker und das fehlende Händler- und Servicenetz werden für viele zu Ausschlusskriterien. So bleibt der SU7 vorerst ein Experiment für Early Adopter. Das könnte sich schnell ändern, sobald Xiaomi selbst in den deutschen Markt einsteigt.

Kompetitiv trotz Strafzöllen

Von den Preisen, die Xiaomi in China verlangt, kann man nur träumen. Umgerechnet 28.000 Euro kostet dort die Einstiegsversion, rund 38.000 Euro werden für den Max aufgerufen. Mit Steuern und Zoll werden daraus in Deutschland 69.996,80 €. Um die enormen Strafzölle von bis zu 35,3% zu umgehen, die auf chinesische Neuwagen anfallen, werden stattdessen Gebrauchtwagen mit wenigen hundert Kilometern importiert. Denn auf Gebrauchtwagen werden nur rund 10% Zoll erhoben.

Trotz der enormen Differenz zum chinesischen Preis bleibt der Xiaomi SU7 auch hier günstiger als alle Vergleichsmodelle wie BMW i5, Audi A6 Sportback e-tron oder auch Porsche Taycan.

Wenn der Preis eines ganz deutlich macht, dann ist es, dass derzeit nur die EU-Zölle die europäischen Hersteller wettbewerbsfähig halten.

Wie viel kostet der Xiaomi SU7?

In Deutschland ist der Xiaomi SU7 Max über einen Importeur für 69.996,80 € erhältlich. In diesem Preis sind bereits Steuern und alle Zölle enthalten, die den Preis deutlich erhöhen. Angesichts dessen ist es erstaunlich, dass der SU7 preiswerter als alle Konkurrenzmodelle bleibt, die bei ähnlichem Preis entweder kleiner sind oder weniger Akkukapazität bieten.

Bei Porsche gibt es für das Geld nicht einmal den Einstieg in die Taycan-Welt. Erst ab 100.000 Euro gibt es das Einstiegsmodell mit weniger Leistung und ohne Allradantrieb.

Der Polestar 4 ist preislich eine Alternative, bleibt aber kleiner, mit weniger Leistung und geringerer Batteriekapazität.

In der Länge kommt der Audi A6 Sportback e-tron dem Xiaomi schon näher, bleibt aber trotz einiger tausend Euro Aufpreis bei Leistung und Kapazität zurück.

Eine bodenständigere Option ist der ebenfalls kleinere Hyundai IONIQ 6, der zwar keine vergleichbare Batteriegröße, dafür aber ein 800-Volt-System und eine entsprechend hohe Ladeleistung bietet.

Xiaomi SU7: Reichweite und Ladedauer

Dank der riesigen 101 kWh NMC-Batterie ist die Reichweite eine der Stärken des Xiaomi SU7 Max. Im chinesischen CLTC-Zyklus soll die Limousine bis zu 800 km weit kommen. Auf den in Deutschland angewendeten WLTP-Zyklus ist das allerdings nicht übertragbar.

Gutes Ergebnis im Reichweitentest

In unserem Praxistest konnte der Xiaomi SU7 Max bei einer reinen Autobahnfahrt dennoch überzeugen. Bei einer Durchschnittsgeschwindigkeit von 118 km/h inklusive Abschnitten mit starker Beschleunigung und höheren Geschwindigkeiten erreichte der SU7 einen ordentlichen Durchschnittsverbrauch von 23,1 kWh/100km. Dabei kommt der Elektrolimousine ihr niedriger cw-Wert zugute, der laut Xiaomi bei 0,195 liegen soll. Damit ergibt sich im Test eine reale Reichweite von rund 437 km auf der Autobahn.

Wer den Xiaomi SU7 in einem Mix aus Autobahn, Landstraße und Stadtverkehr bewegt, kommt problemlos über 500 km weit.

Unklarheit über Ladeleistung

Offizielle Angaben zur Ladeleistung macht Xiaomi bislang nicht. Laut Hersteller soll der SU7 Max in 15 Minuten bis zu 510 km laden können. Auch diese Angabe bezieht sich auf den praxisfernen CLTC-Zyklus.

Dies entspräche etwas mehr als 64% der Akkukapazität in 15 Minuten und einer daraus resultierenden Ladeleistung von ca. 258 kW. Wobei dies die Leistung im Mittel wäre und das Maximum noch deutlich darüber liegen könnte. Angesichts des 800-Volt-Systems, über das der Xiaomi verfügt, ist dies zumindest denkbar.

An der heimischen Wallbox mit 11 kW dauert eine Vollladung von 0 auf 100% entsprechend mehr als 9 Stunden.

Ebenfalls serienmäßig ist Vehicle-to-Load (V2L), um über einen Adapter externe Geräte wie E-Bikes, Camping-Kühlschränke oder einen Elektrogrill zu betreiben.

Unbrauchbar ohne Adapter

Die guten Voraussetzungen der Akku- und Ladetechnik werden durch den falschen Stecker getrübt. Denn der Xiaomi SU7 kommt mit CHAdeMO statt mit dem in Europa mittlerweile üblichen Typ-2-Anschluss. Damit bleibt ein Adapter notwendig, der zwar mitgeliefert wird, aber die Ladeleistung wohl auf 160 kW begrenzt. Obwohl eine Schnellladung von 10-80% damit immer noch nur 27 Minuten dauert, dürfte allein das Adapterproblem viele Interessenten abschrecken.

Nicht in Deutschland: Pro & Ultra

Die Einstiegsvariante ist in Deutschland noch nicht erhältlich. Die kommt mit einem kleineren 74 kWh LFP-Akku von BYD, der mit einer herkömmlichen Spannung von 400 Volt arbeitet. Ebenfalls nicht verfügbar ist der Pro mit 94 kWh und Heckantrieb.

Am oberen Ende steht das Spitzenmodell Xiaomi SU7 Ultra, das mit einer 94 kWh starken 800-Volt CATL-Batterie ausgestattet ist.

Leistung und Fahrkomfort

Leistungsstarke Elektroautos haben schon viele gebaut, der Xiaomi ist keine Ausnahme. In der Max-Version verfügt er über je einen Elektromotor an Vorder- und Hinterachse, die zusammen 673 PS und 838 Nm Drehmoment erzeugen. Edelstahlplaketten unter der Frunk-Haube vorn und dem adaptiven Heckspoiler hinten zeugen stolz davon - ein nettes Detail.

Damit sprintet der SU7 laut Hersteller in 2,78 Sekunden von 0 auf 100 km/h, wobei Xiaomi in bester Tesla-Manier den sogenannten Rollout abzieht. Also die Zeit, die für die Strecke des ersten 'Foot', also der ersten rund 30 Zentimeter, benötigt wird. In der Praxis sind immerhin Zeiten von knapp unter 3 Sekunden möglich. Die Höchstgeschwindigkeit beträgt 265 km/h.

Die in Deutschland nicht erhältlichen Versionen sollen an dieser Stelle nicht unerwähnt bleiben: Der 1.548 PS starke Ultra ist bis zu 350 km/h schnell und soll in 1,98 Sekunden von 0 auf 100 km/h sprinten.

Die Version Pro hingegen leistet 299 PS bei 400 Nm Drehmoment und benötigt 5,3 Sekunden für den Sprint auf 100 km/h.

Breites Spektrum von Komfort bis Sport

Wo andere chinesische Hersteller bislang Punkte liegen ließen oder zumindest nicht übermäßig überzeugen konnten, überrascht Xiaomi umso mehr. Wer hätte gedacht, dass der Tech-Konzern als Auto-Debütant das bislang fahrtechnisch beste chinesische E-Auto auf den Asphalt bringt?

Doch genau das ist der Xiaomi SU7. Das serienmäßige adaptive Luftfahrwerk des Xiaomi SU7 ist ebenso komfortabel wie sportlich, jederzeit stabil und zuverlässig. Dabei schafft der SU7 sogar das, woran selbst etablierte Hersteller oft scheitern: Eine starke Spreizung zwischen verschiedenen Fahrmodi.

Sie lassen sich mit einem Dreh am zusätzlichen Schalter am Lenkrad wählen. Die Unterschiede zwischen Eco, Comfort, Sport und Sport Plus sind in jeder Hinsicht deutlich spürbar. Das gilt für die Gasannahme ebenso wie für die Lenk- und Fahrwerkseinstellungen. Zudem lassen sich die Einstellungen für einen individuellen Fahrmodus konfigurieren.

Wer kurzfristig die volle Leistung zum Überholen benötigt, aber im Eco- oder Comfort-Modus unterwegs ist, kann die Boost-Taste des Fahrmodischalters betätigen. Außerdem lassen sich Fahrwerk und Spoiler über Kippschalter in der Mittelkonsole individuell in jeweils 4 Stufen verstellen - mit exakter Anzeige der Bodenfreiheit in Millimetern oder des Spoilerwinkels in Grad im Display.

In der Stadt bleibt der SU7 trotz seiner Länge handlich, weil der Wendekreis mit 11,4 Metern vergleichsweise klein und die Lenkung im Comfort-Modus leichtgängig ist.

Rekuperation stufenlos einstellbar

Eine Innovation findet sich in der Einstellung der Rekuperation. One-Pedal-Drive ist mit dem SU7 ohnehin kein Problem, wenn eine entsprechend starke Rekuperationsstufe gewählt wurde. Neben den voreingestellten Stufen bietet der Xiaomi aber auch die Möglichkeit, die Bremsenergierückgewinnung über einen Slider auf dem Touchscreen stufenlos zwischen 0 und 100 einzustellen.

Unterdimensionierte Bremsen

Unrühmliche Schlagzeilen machte der Xiaomi SU7 Max nach einem Unfall auf einer Rennstrecke in China, bei dem die Bremsen versagten. Dabei wurde deutlich, dass der SU7 Max über vergleichsweise kleine Bremsbeläge verfügt, die der intensiven Dauerbelastung auf der Rennstrecke nicht standhalten.

Xiaomi selbst betonte, dass der SU7 Max nicht für den Einsatz auf der Rennstrecke geeignet sei. Dafür ist der SU7 Ultra gedacht, der dann mit einer Akebono-Bremsanlage ausgeliefert wird.

Im Alltag oder bei einer einmaligen Vollbremsung macht sich das nicht bemerkbar. Allerdings wirkt die Dimensionierung der Bremsen angesichts der hohen Leistung zu klein - einer der wenigen Punkte, in denen sich ein Porsche Taycan noch vom Xiaomi absetzen kann.

Eingeschränkter Autopilot

Wer lieber teilautonom fährt, aktiviert mit der zweiten Taste am Lenkrad den Autopiloten. Auf der Autobahn arbeitet er dank umfangreicher Sensorik mit Kameras, Radar und Lidar präzise und reaktionsschnell. Hier überzeugt vor allem der Spurwechselassistent, der nach Betätigen des Blinkers zügig die Spur wechselt, sofern diese frei ist.

In engen Kurven von Autobahnausfahrten und auf Landstraßen zeigt der Spurhalteassistent allerdings Schwächen, sobald weitere Abbiegespuren hinzukommen.

Zudem ist der Autopilot in unserem Testwagen auf 130 km/h begrenzt. Weitere Modelle sollen mit einem Autopiloten bis 160 km/h ausgeliefert werden. Die Konkurrenz ist da längst schneller.

Angenehme Ruhe

Positiv fällt uns auf, was wir nicht wahrnehmen: Die Fahrgeräusche. Die Geräuschdämmung ist erstaunlich gut. Der SU7 bleibt auch bei höheren Geschwindigkeiten sehr leise, ohne dass Abroll- oder Windgeräusche störend ins Gewicht fallen. Ohnehin hört man bei niedrigen Geschwindigkeiten kaum etwas vom Antrieb, abgesehen vom Fahrzeug-Warngeräusch (AVAS).

Platz und Praxistauglichkeit

Mit einer Länge von knapp 5 Metern und einem Radstand von 3 Metern bietet der Xiaomi SU7 als Elektrolimousine beste Voraussetzungen für ein gutes Raumangebot. Und er erfüllt diese Erwartungen voll und ganz.

Bequem auf allen Sitzen

Vorne wie hinten sitzt es sich bequem. Auf der Rückbank wird der Komfort durch lange Beinauflagen noch erhöht. Nur der Boden ist elektroautotypisch etwas höher, wodurch der Kniewinkel spitzer ist als bei einem Verbrenner. Dafür gibt es reichlich Beinfreiheit und auch um den Kopf herum wird es für große Menschen nicht eng. Der durchgehend ebene Boden ohne Mitteltunnel erleichtert das Rutschen auf den mittleren Sitz.

Für Familien interessant: An den beiden äußeren Sitzen der Rückbank sind die ISOFIX-Halterungen unter Kunststoffabdeckungen leicht zugänglich. Auf dem Beifahrersitz gibt es kein ISOFIX.

Ablagen gibt es reichlich: Neben 2 Handyfächern vorn gibt es je 2 Becherhalter vorn und hinten in der Mittelarmlehne. Unter der Mittelkonsole befindet sich ein weiteres großes Fach und auch im Fond gibt es in der Mitte eine Halterung für Kleinteile. Interessanter ist jedoch der kleine Kühlschrank, der sich in der Max-Version dort verbirgt und wie eine Schublade herausgezogen werden kann. Lediglich die Taschen an den Rückenlehnen der Vordersitze fehlen.

Für Gepäck geeignet

Taschen und Koffer finden im großzügigen Kofferraum mit einem Volumen von 517 Litern Platz. Auch das ist mehr als bei der Konkurrenz. Die Heckklappe ist beim Xiaomi nicht riesig, da sich die Heckscheibe nicht mit öffnet. Trotzdem bleibt der Kofferraum gut zugänglich, auch wenn die Gegenstände über eine leichte Ladekante gehoben werden müssen. Für eine Limousine ist das in Ordnung.

Wer noch mehr Platz braucht, um längere Gegenstände zu transportieren, kann die Rückbank im Verhältnis 60:40 umklappen.

Außerdem bietet der Xiaomi mit 105 Litern einen recht großen Frunk, also zusätzlichen Stauraum unter der Motorhaube. Dieser ist zwar recht flach, dafür aber breit. Hohe Gegenstände passen also nicht unbedingt hinein, aber eine stinkende Sporttasche, die nicht in den Innenraum riechen soll, ist hier bestens aufgehoben.

Innenraum, Infotainment und Ausstattung

Im Innenraum zeigt der Xiaomi SU7, dass Oberklasse nicht nur eine Frage der Fahrzeuggröße ist.

Wer von einem Auto aus China billige Materialien und schlechte Verarbeitung erwartet, wird im besten Sinne enttäuscht. Optisch und haptisch präsentiert sich der SU7 hervorragend mit einem Mix aus Kunstleder, hochwertigen Kunststoffen in Holzoptik und Alcantara in den Türverkleidungen. Nur letztere sind pflegeintensiv und werden im Ellenbogenbereich schnell speckig.

Wer Hartplastik sucht, wird nur im unteren Bereich der Türen fündig. Auch im Fond bleibt die Material- und Verarbeitungsqualität auf hohem Niveau.

Stimmiges Display-Konzept

Im Frontbereich gehören gleich 3 Bildschirme zur Serienausstattung. Dazu gehört das 56 Zoll große Head-up Display, das aufgeräumt, minimalistisch und gestochen scharf die wichtigsten Fahrinformationen anzeigt.

Ein nettes Gimmick: Das 7,1-Zoll-Digitalinstrument dreht sich erst beim Starten des Fahrzeugs um 90 Grad in Richtung Fahrgastzelle. Im ausgeschalteten Zustand sieht man stattdessen eine hübsche Blende mit Lasergravur der Fahrzeugsilhouette.

Im Zentrum des Interieurs steht ein 16,1-Zoll-Touchscreen, der in der Darstellung des Fahrzeugmenüs in vielerlei Hinsicht an Tesla erinnert. Bei den Animationen und der Reaktionsgeschwindigkeit lässt Xiaomi keinen Zweifel daran, wo das eigentliche Metier liegt. Das HyperOS, das von einem Qualcomm Snapdragon 8295 System-on-a-Chip (SoC) angetrieben wird, ist unheimlich schnell und sieht in der Darstellung gut aus.

Eine deutsche Übersetzung wird es vorerst nicht geben. Wer den Xiaomi hierzulande kauft, bekommt das Infotainment-System in englischer Sprache.

Ebenso fehlt bisher die Ladeplanung für Langstrecken in der Software - ebenfalls der Tatsache geschuldet, dass das Fahrzeug in Deutschland noch nicht über den Hersteller selbst erhältlich ist.

Immerhin sind Android Auto und Apple CarPlay serienmäßig integriert, um schnell passende Lademöglichkeiten zu finden.

Die richtige Anzahl 'echter' Tasten

Auch beim Einsatz physischer Knöpfe und Schalter geht Xiaomi den richtigen Weg: Das Lenkrad kommt Taycan-Fahrern bekannt vor. Mit wenigen Tasten und je einem Drehregler lassen sich alle wichtigen Funktionen intuitiv bedienen. Unterhalb der Lenkradspeiche sind auf beiden Seiten weitere Dreh- und Drückschalter angebracht. Der rechte, auch das kennen wir von Porsche, dient durch Drehen zur Wahl des Fahrmodus, durch Drücken wird der Boost aktiviert. Der linke ist dem Ein- und Ausschalten des Autopiloten gewidmet.

Weiter geht es auf der Mittelkonsole mit dem Start-Stopp-Knopf, der zum Starten benötigt wird, zum Ausschalten aber ignoriert werden kann - aussteigen und mit dem Schlüssel weggehen genügt. Natürlich funktioniert das Öffnen auch per Keyless-System oder optional per NFC an der B-Säule mit dem Handy.

4 Kippschalter in ansprechender Edelstahloptik daneben steuern Temperatur, Lüftungsintensität sowie das adaptive Fahrwerk und den Spoiler. Davor, schräg gestellt, 2 Handyablagen inklusive kabelloser Ladefunktion - ganz Tesla.

Man kann den Xiaomi SU7 in vielen Teilen als dreist abgekupfert kritisieren. Oder man kann anerkennen, dass Xiaomi ein Best of des Guten übernommen hat und trotzdem im Detail Lösungen findet, an die bisher niemand gedacht hat.

Innovation beim Zubehör

Denn wo andere Hersteller aus Kostengründen Tasten und Schalter wegrationalisieren und damit Probleme mit überbordenden und unnötig komplizierten Menüs und Untermenüs haben, bietet Xiaomi als optionales Zubehör eine 'Button Bar' an. Damit kann der zentrale Touchscreen einfach um eine Leiste mit physischen Schaltern erweitert werden. Darauf befinden sich Bedienmöglichkeiten für Temperatur, Lüftung, Klimaanlage, Umluft sowie Front- und Heckscheibenheizung.

Wer sich mit dem verfügbaren Zubehör noch weiter austoben möchte, erhält LED-Leisten für die Seiten des Displays, die farblich auf die Musik reagieren. Immerhin verfügt das Soundsystem des SU7 serienmäßig über 25 Lautsprecher.

Oder für den sportlichen Look: konfigurierbare, runde Digitalinstrumente für oben, die zum Beispiel Uhrzeit oder Tacho anzeigen. Auch eine Handyhalterung für das Display oder eine Duftbox mit 3 Flakons, die unter der Mittelkonsole angebracht wird, sind möglich.

Alles mit serienmäßigen Schnittstellen: alles Plug & Play.

Kompatibel mit Xiaomi Tablets

Fast alles, denn wer Infotainment in den Fond bringen will, kann dies über optionale Tablet-Halterungen an den Rückenlehnen der Vordersitze tun. Allerdings lassen sie sich nur nahtlos in die Fahrzeugsoftware integrieren, wenn es sich um Geräte von Xiaomi handelt. Dann können auch Fahrzeugfunktionen von hinten gesteuert werden.

Alles drin

Womit wir wieder bei der umfangreichen Serienausstattung des SU7 wären. Dazu gehören beheizbare und belüftete Sitze vorn sowie Sitzheizung hinten. Weiter geht es mit Soft-Close-Türen und einem gewölbten Panorama-Glasdach, das sich weit ins Fahrzeugheck zieht, aber leichte Lichtverzerrungen nicht ganz vermeidet. Eine Sonnenblende gibt es zwar nicht, aber die starke Tönung mit UV-Schutz verhindert, dass Mitfahrende geblendet werden oder es im Fahrzeug zu warm wird.

Kameras auf neuem Niveau

Das technische Highlight des Xiaomi zeigt sich beim Einparken. Denn die Qualität und Detailtreue der rundum verbauten Kameras sucht ihresgleichen. Selbst die 360-Grad-Kamera bleibt nahezu verzerrungsfrei.

Die Darstellung auf dem Display steht dem in nichts nach und zeigt beim Einparken sowohl die Vogelperspektive auf der linken Seite als auch je nach Vorwärts- oder Rückwärtsgang die entsprechende Kamera oben rechts auf dem Bildschirm. Ergänzt wird dies durch die Ansicht der jeweils relevanten Felgenkameras darunter. Noch einfacher wird das Einparken nur durch den vollautomatischen Einparkassistenten - der natürlich auch dabei ist.

Sicherheit und Schutz

Das Thema Sicherheit bleibt beim Xiaomi ein unsicheres. Nicht, dass der SU7 selbst unsicher wäre. Im Gegenteil: Im chinesischen C-NCAP-Crashtest erreichte der Xiaomi SU7 Max fünf Sterne und mit 93,5 Prozent das beste Ergebnis aller nach 2024-Norm getesteten Fahrzeuge. Damit liegt er sogar 8,7 Prozent über dem Durchschnittswert.

Unsicherheit bleibt, weil die europäischen Crashtest-Ergebnisse und damit der Vergleich zu den nach Euro NCAP getesteten Fahrzeugen fehlen.

Besonders glänzen konnte der Xiaomi bei den Assistenzsystemen, was angesichts der Vielzahl an Sensoren nicht verwundert. Der SU7 verfügt über das volle Paket an Sicherheitssystemen wie Kollisionswarnung vorwärts/rückwärts/seitlich, Spurhalteassistent, Spurwechselassistent, Spurverlassenswarnung, Notbremsassistent mit Fußgänger- und Radfahrererkennung, Fernlichtassistent, Totwinkelwarnung, Türöffnungswarnung.

Allerdings funktioniert die Verkehrszeichenerkennung auf deutschen Straßen (noch) nicht. Was die einen ärgert, freut die anderen: So gibt es auch keine Tempolimitwarnung.

Das schränkt auch die Funktionalität des Autopiloten ein, der neue Tempolimits nicht automatisch berücksichtigen kann.

Rundum-Überwachung

Die Optik des Lidar-Systems (ab Max), das sich im Buckel auf dem Dach befindet, ist für manche gewöhnungsbedürftig, doch die Sicherheitsvorteile sind unbestritten.

Dank 11 Kameras, 12 Sensoren und 1 mmWave-Radar vorn sowie ab Max dem Lidar und 2 mmWave-Radaren hinten erkennt der Xiaomi Autos, Radfahrende und Fußgänger:innen zuverlässig und präzise. Unscharfe Silhouetten oder zitternde Objekte, wie sie unter anderem bei Tesla zu sehen sind, gibt es hier nicht.

Das Problem mit den Bremsen

Bei den Bremsen gab es allerdings mehrere Probleme: Zum einen versagte das Bremssystem teilweise im Straßenverkehr, was Xiaomi auf einen Softwarefehler zurückführte und mittlerweile behoben hat. Zum anderen wurden die zu kleinen Bremsbeläge auf der Rennstrecke bemängelt.

Xiaomi rechtfertigte sich damit, dass der SU7 nicht für den Einsatz auf der Rennstrecke geeignet sei und die Bremsen für den Alltagsbetrieb mit einem ausgewogenen Verhältnis von Bremsleistung und geringer Geräuschentwicklung ausgelegt seien.

"Nach 10 aufeinanderfolgenden Vollbremsungen aus 100 km/h unter Volllastbedingungen beträgt der Bremswegverlust weniger als zwei Meter", so Xiaomi. Der Bremsweg von 100 km/h auf 0 betrage 33,3 Meter.

Zuverlässigkeit und Probleme

Das größte Risiko beim Kauf eines Xiaomi SU7 wird für die deutsche Kundschaft das fehlende Servicenetz sein. Offizielle Servicepartner gibt es nicht, schließlich ist Xiaomi in Deutschland noch nicht offiziell vertreten.

Mit freien Werkstätten dürfte es bei einem so unbekannten Fahrzeug ebenfalls schwierig werden.

Wer den SU7 kauft, ist also auf den Importeur angewiesen, der bei Softwareproblemen und kaputten Teilen hilft und an geeignete Werkstätten verweist.

Probleme mit dem Xiaomi SU7 sind bisher kaum bekannt, abgesehen von den Softwareproblemen bei den Bremsen, die Xiaomi behoben haben will.

Xiaomi SU7 FAQs

Der Xiaomi SU7 ist ab sofort über den Importeur Auto-China in Deutschland erhältlich. Der Hersteller selbst ist in Deutschland noch nicht vertreten. Zuletzt hat Xiaomi 2027 als Ziel für den Marktstart in Europa ausgegeben.

Der Xiaomi SU7 Max kostet in Deutschland 69.996,80 € inkl. MwSt. und Zoll.

Das Xiaomi SU7 wird von Xiaomi, dem bekannten chinesischen Elektronikunternehmen, produziert. Ursprünglich vor allem für Smartphones und andere technische Geräte bekannt, hat sich Xiaomi nun auch in den Automobilsektor gewagt und mit dem SU7 ein Elektroauto auf den Markt gebracht.

Der Xiaomi SU7 ist in drei Varianten erhältlich:
1. Der Xiaomi SU7 Pro mit 299 PS und 400 Nm Drehmoment
2. Der Xiaomi SU7 Max mit 673 PS und 838 Nm Drehmoment
3. Der Xiaomi SU7 Ultra mit 1.548 PS und 1.770 Nm Drehmoment

Der Xiaomi SU7 Ultra soll in 1,97 Sekunden von 0 auf 100 km/h beschleunigen. Dabei zieht allerdings den Rollout ab, also die Zeit für das Anrollen über die Distanz von einem Fuß (ca. 30 cm). Die reale Beschleunigung dürfte trotzdem nur sehr knapp über 2 Sekunden liegen.

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