Volkswagen Arteon Testbericht
Laut VW stellt der Arteon ein „viertüriges Coupé der oberen Mittelklasse“ dar. Coupé mit 4 Türen? - Es ist eben alles eine Frage der Definition. Der Arteon übersetzt das Thema Coupé wie ein Audi A5 Sportback, Kia Stinger und Peugeot 508 in Richtung Limousine und Viertürigkeit.
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Volkswagen Arteon: Was würden Sie gerne als Nächstes lesen?
Bewertung des Volkswagen Arteon
Der Arteon übernimmt in VWs Modellprogramm die Rolle der großen Limousine und wandelt damit auf den Pfaden von VW Phaeton und CC. Das Modell macht mit seiner coupéartigen Karosse im Stil eines Audi A5 Sportback, Kia Stinger und Peugeot 508 mehr Eindruck als seine Vorgänger.
Nach dem 2020er Facelift geht das Konzept des Arteon, der nicht einfach ein verlängerter Passat sein soll, noch besser auf. Der Auftritt des „viertürigen Coupés“ mit gestreckter Karosserielinie und tiefem Dachverlauf wurde in vielen Details verfeinert.
Deutliche Aufwertung durch Facelift
Das Interieur des Arteon wurde mit neuen Materialien, neuem Lenkrad mit Touch-Flächen und individuell anpassbarer Ambientebeleuchtung dem Zeitgeist angepasst. Auch Infotainment- und Sicherheitsausstattung wurden aufgewertet.
Die Digitalinstrumente und die neuen 8,0- und 9,2-Zoll-Infotainmentsysteme sind ab Modelljahr 2021 genauso frisch an Bord wie der „Travel Assist”, mit dem der VW Arteon jetzt bis zu einer Geschwindigkeit von 210 km/h teilautonom fahren kann.
Vorne unter der Haube und am Heck tat sich ebenfalls etwas mit dem neuen Plug-in-Hybrid im Arteon TSI eHybrid, dem neuen sportlichen Topmodell Arteon R mit dem 320 PS starken Turbomotor und der neuen und sehr attraktiven Sportkombivariante Arteon Shooting Brake.
Die Platzverhältnisse sind im VW Arteon immer sehr geräumig, denn auf 4,87 Meter Länge x 1,87 Meter Breite steht viel Platz zur Verfügung. Der lange Radstand sorgt dafür, dass auch die Beinfreiheit im Fond so standesgemäß ausfällt wie der Kofferraum mit 563 Liter Volumen.
Das Arteon Fahrwerk verbindet auf eindrucksvolle Weise hohen Komfort mit fahrdynamischen Möglichkeiten, was den großen VW zum formidablen Reisewagen macht, der sich, egal in welcher Karosserievariante, mit allerhand Komfort- und Assistenzextras noch sicherer, komfortabler und multimedialer ausgestalten lässt.
Für ein "Volkswagen" viel Geld
Der Arteon ist der dritte Versuch von VW, eine große Limousine unter das Volk zu bringen, und die mit den besten Chancen auf Erfolg. Davon zeugen nach drei Jahren Bauzeit und dem Facelift die Qualitäten des großen VW.
Der Arteon gibt die zu den Ansprüchen seiner Kunden passenden Antworten mit überdurchschnittlichem Platzangebot, zeitgemäßem Infotainment, hoher Sicherheit, hoher Verarbeitungsqualität und überzeugendem Fahrkomfort.
Wie viel kostet der Volkswagen Arteon?
In der Haftpflichtversicherung präsentiert sich der VW Arteon relativ günstig. Je nach Motorisierung ist das Modell in die Typklassen 14 bis 16 eingestuft.
Nicht ganz so günstig geht es in der Teilkaskoversicherung weiter. Egal ob 24, 25 oder 26 - diese Typklassen sind mittelmäßig bzw. bewegt sich das viertürige Coupé mit der höchsten der drei Typklassen schon in Richtung teuer.
Bei der Vollkaskoversicherung werden die Typklassen 23 bzw. 25 angesetzt. Das bedeutet eine Platzierung im Mittelfeld.
Leistung und Fahrkomfort
Im Komfort blieb sich der Arteon treu. Ein Plus von 10 Zentimeter Länge und 5 Zentimeter Radstand im Vergleich zum Passat machen einen Unterschied. Der längere Radstand sorgt selbst mit den 20 Zoll großen Rädern für Souveränität beim Verdauen von üblen Fahrbahnbelägen.
Auf der Autobahn ist der große VW eine komfortable Partie, was ihn zu einem bequemen und mit Features wie den Massagesitzen zu einem noch bequemeren Reisewagen macht.
Schnelle, langgezogene Kurven fühlen sich im Arteon, der stabil und satt auf der Straße liegt, sehr sicher an. Engere Kurvenradien durcheilt er ebenso souverän rasant. Am Kurvenausgang baut sich mit dem Allradantrieb 4MOTION, der im 280-PS-Benziner zur Serienausstattung gehört und im 200-PS-Diesel eine gute Option darstellt, effektiv Traktion auf.
Die Kraftverwaltung regelt auch das 7-Gang-Doppelkupplungsgetriebe (nur der Plug-in-Hybrid TSI eHybrid besitzt ein 6-Gang-DSG) souverän, indem es die Schaltstufen geschmeidig einsortiert. Die gute Geräuschdämmung, die Motor-, Abroll-, Wind- und Umgebungsgeräusche weitgehend nach außen verbannt, rundet das Komfortpaket des großen VW ab.
Drei Motorisierungen wählbar
Im Motorraum des VW Arteon arbeitet entweder ein Benziner, ein Benziner in Kombination mit einem Elektromotor oder ein Dieselmotor. Die Motoren werden mit einem 6- oder 7-Gang-Doppelkupplungsgetriebe (DSG) und in den stärkeren Varianten mit dem Allradantrieb 4MOTION kombiniert.
Mit dem 190 PS starken 2.0 TSI, der ein maximales Drehmoment von 320 Newtonmeter entwickelt, beschleunigt der Arteon in flotten 7,7 Sekunden von 0 auf 100 km/h. Mit dem 280 PS starken Benziner ist man im Arteon noch standesgemäßer unterwegs.
62 Kilometer rein elektrisch
Auf den Markt kam der Plug-in-Hybrid, mit dem am Stecker geladen werden kann, erst zum 2021er Modelljahr mit dem 2020er Facelift. Der TSI eHybrid ist der sparsamste Benziner, der im Arteon zur Arbeit geht.
Mit dem 156 PS starken Benziner und dem 116 PS starken Elektromotor ist eine Beschleunigung auf dem Niveau des 190 PS starken 2.0 TSI möglich und der Verbrauch liegt in der Papierform trotzdem zwischen 1,1 und 1,7 Liter/100 km.
Das Datenblatt sagt aber nicht die Wahrheit, wenn man den 13-kW-Akku, der 62 Kilometer rein elektrische Fahrt ermöglicht, nicht immer und immer wieder auflädt – was auf einer Reise selten möglich ist, weil das 100-prozentige Laden minimal dreieinhalb Stunden dauert.
Der Plug-in-Hybrid, der sowohl für den Arteon als auch den Arteon Shooting Brake sowie für alle Ausstattungen zu bestellen ist, ist deshalb ein idealer Motor für Pendler, die häufig im kurzen und mittleren Streckenbereich unterwegs sind, wenn abends in der Garage und am Tag im Büro geladen werden kann, aber nicht einer für Langstreckler. Deren bevorzugter Antrieb heißt im Arteon Selbstzünder.
Im Diesel reisen und sparen
Weil die TDIs viel Kraft beim Zwischenbeschleunigen auf der Autobahn bei fairem Verbrauch produzieren, dieseln Langstreckler lieber, als sich bei steigendem Tempo über den stark steigenden Verbrauch eines 190-, 280- oder 320-PS-Turbobenziner zu ärgern.
Reisen und Sparen gelingt bis heute mit keiner Motorgattung besser als mit einem der Dieselmotoren. Dabei entscheidet beim Dieselmotor weniger die Leistung in PS als das Drehmoment in Nm über die gefühlte Kraft.
Bereits der bewährte 2,0-Liter-Vierzylinderdiesel mit 150 PS mobilisiert 340 Newtonmeter und in seiner Variante mit 200 PS, die mit zwei Katalysatoren im so genannten „Twin Dosing“-Verfahren bis zu 80 % aller Stickoxidemissionen eliminieren soll, bärige 400 Nm. Trotzdem liegen die Verbrauchswerte nicht selten bei nur fünf, sechs Litern, die alle 100 Kilometer aus dem 66 Liter großen Tank des Arteon mit TDI-Motor abfließen.
Platz und Praxistauglichkeit
In der ersten Sitzreihe genießt man als Fahrer:in die vom Passat gewohnten Platzverhältnisse im Sitz mit guter Seitenführung. Im Fond trumpft der Arteon dagegen gegenüber dem Schwestermodell auf.
Vor den Knien bleibt bei langen Beinen mehr Platz. Im Kopfraum wird es allerdings, weil sich das Dach hinten am Arteon fesch absenkt, so um die 1,90 Meter eng. Deshalb muss auch der Kopf beim Einstieg etwas mehr als im zwei Zentimeter höheren Passat eingezogen werden. Tipp: Im Arteon Shooting Brake steht hinten mehr Kopffreiheit zur Verfügung.
Cleverer Helfer
Am Fahrzeugende macht die große Heckklappe dank ihrem sehr hohen Öffnungswinkel auch groß gewachsenen Erwachsenen das Einpacken leicht. Dass die Heckklappe auch sensorgesteuert und elektrisch per Fußbewegung in Richtung Heckstoßfänger berührungslos geöffnet und geschlossen werden kann, erleichtert das Packen mit vollen Händen.
Bei einem üppigen Stauraum von 563 bis 1.557 Liter Volumen kann man es nicht wirklich als Nachteil empfinden, wenn das Gepäckraumvolumen bei heruntergeklappter Sitzbanklehne etwas kleiner als im Passat (586 Liter) ausfällt. Schließlich sitzt man im Arteon in keinem Familienkombi, sondern in einer Limousine, die mehr Kofferraum bietet als die meisten Familienkombis auf dem Markt.
Innenraum, Infotainment und Ausstattung
Mit Applikationen aus Holz und Metall und feinen Ziernähten an der Armaturentafel wirkt das Interieur edler. Hochwertig und gut verarbeitet war es schon 2017, als der VW Arteon präsentiert wurde. Das gut zu greifende Multifunktionslenkrad mit Touch-Bedienung ist neu und auch die Bedienung der Klimaeinheit geht neue Wege.
Die Ambientebeleuchtung gehört in dieser Klasse mittlerweile zum Pflichtprogramm. Also besitzt auch der Arteon nach dem Facelift eine, deren Farbigkeit in 30 Farbtönen gewechselt werden kann.
Digitalisierung des Cockpits
Bei den Themen Infotainment und Fahrassistenz tat sich bei dem 2020er Facelift viel. Die Instrumente zeigen nun in jedem Arteon digital an. Die neueste Generation des MIB-Systems aus VWs Modularen Infotainment Baukasten mit 8,0 oder 9,2 Zoll großem Bildschirm findet sich im Arteon Facelift und ebenso eine verbesserte, natürliche Sprachsteuerung. Das Smartphone ist flott ins System, das permanent online ist, eingebunden.
Schon vor dem Facelift war der Arteon mit reichlich Fahrassistenz gesegnet mit dem Abstandsregeltempomat, der auf Tempobeschränkungen reagiert, und dem Notfallbremsassistenten, der das Fahrzeug im Notfall automatisch abbremst und auf die sichere rechte Fahrbahnspur lenkt. Lösungen wie die verschmutzungsgeschützte Rückfahrkamera hinter einer Klappe bewähren sich im Alltag.
Der Spurhalteassistent reagiert auch auf ausschwenkende Laster und mit dem prädiktiven Kurvenfahrlicht wird die nächste Biegung dank der Kameras und der Navidaten schon ausgeleuchtet, bevor Fahrende einlenken. Ganz neu im Arteon ist der „Travel Assist“, der bis zu einem Tempo von 210 km/h teilautonomes Fahren erlaubt, bei dem das Fahrzeug selbst Gas gibt, abbremst und lenkt.
Wie viel bei dem Kauf eines Arteon vom Konto abfließt, hängt vom Motor, aber auch von der Ausstattung ab. Neben der Basisversion Arteon wird die VW Limousine in den zwei Ausstattungslinien Elegance und R-Line angeboten.
Schon die Basisversion hält sich bei der Ausstattung nicht zurück. Alles Notwendige und noch etwas mehr erhält man serienmäßig. Wer es eleganter schätzt, sitzt im Arteon Elegance mit mehr Luxus im Innenraum. Dagegen betont die R-Line das Sportive mit dynamischen Karosserieelementen an Front und Heck sowie dem sportiveren Auftritt im Cockpit.
Mit reizvollem Zubehör wie dem Harman Kardon Soundsystem mit 700 Watt starkem 16-Kanal-Verstärker und zwölf Lautsprechern und vielem anderen kann der Preis des VW Arteon noch ein gutes Stück über den von VW veranschlagten 51.000 Euro für den TSI eHybrid und 61.000 Euro für den Arteon R liegen – ganz schön teuer für ein Wagen mit „Volk“ im Namen.
Kraftstoffverbrauch, CO2-Ausstoß und Abgasnorm
Am wenigsten verbraucht natürlich der Plug-in-Hybrid. 1,1 bis 1,7 Liter auf 100 Kilometer sind es nach dem WLTP-Standard (kombiniert). Die Kapazität des Akkus beträgt 13,0 kWh - das ermöglicht eine elektrische Reichweite von 62 Kilometern. Nicht vergessen: Ein niedriger Verbrauch gelingt nur, wenn die Batterie noch Saft hat und Sie zwischendrin auch rein elektrisch fahren können.
Denn nicht ohne Grund sind Plug-in-Hybride in Verruf geraten. Bei leerer Batterie muss der Verbrenner ran und der Verbrauch erreicht dann schnell ganz andere Dimensionen als es die ein, zwei Liter WLTP-Verbrauch erahnen lassen. Ein Grund dafür ist dann auch das relativ hohe Fahrzeuggewicht.
Beim Diesel bewegt sich der WLTP-Verbrauch zwischen 4,1 und 5,1 l/100 km. Am meisten Sprit fließ natürlich beim Benziner durch die Brennräume: Zwischen 6,1 und 7,2 Liter pro 100 Kilometer sind es.
Sicherheit und Schutz
Der VW Arteon konnte bei der NCAP-Sicherheitsbewertung im Jahr 2017 glänzen und fünf Sterne (Bestwertung) einfahren. In allen Kategorien schnitt das Modell mit sehr hohen Punktzahlen ab.
Beim Insassen:innenschutz holte der Arteon ganze 96 Prozent der Maximalpunktzahl - ein fast perfektes Ergebnis. Jeweils 85 Prozent gab es beim Schutz von Kindern sowie Fußgänger:innen. In der Kategorie Assistenzsysteme kam der Arteon auf vorzeigbare 82 Prozent.
Zuverlässigkeit und Probleme
Der VW Arteon teilt sich die Basis mit dem Passat und der hat sich bisher als zuverlässig erwiesen. Beim TÜV-Report fiel der Passat nur vereinzelt durch defekte Fahrwerksfedern und Stoßdämpfer auf.
Der Blick in die KBA-Rückrufdatenbank trübt das Bild ein wenig. Der Arteon war, oft zusammen mit seinen VW-Geschwistern, von mehreren Rückrufen betroffen. Bei den Baujahren 2020 bis 2022 beispielsweise kann eine fehlerhafte Befestigung der Motor-Designabdeckung zur Berührung mit heißen Teilen führen. Die mögliche Folge: ein Brand.
Bei den Baujahren 2019 bis 2020 kann eine fehlerhafte Sicherung im Falle eines Kurzschlusses die Gefahr eines Stromschlags und eines Brandes erhöhen. An den betroffenen Fahrzeugen wird laut KBA eine zusätzlich schützende Isoliermatte über den Schaltkasten der Hochvoltbatterie angebracht.