Ford Tourneo Courier Testbericht

Oh la la ... was fährt denn hier vor, könnte man beim Anblick des neuen Tourneo Courier fragen. Ford hat seinem Hochdachkombi einen neuen Look verpasst und der kann sich sehen lassen. Besonders in der Active-Variante mit farblich abgesetztem Dach ertappt man sich fast schon, den Familien-Transporter als stylisch zu empfinden. Was in diesem Segment eher die Seltenheit ist.

Generell ist der Tourneo Courier kantiger und eckiger geworden. Innen kann das Modell nicht ganz an das anknüpfen, was das schicke Außenkleid vielleicht erwarten lässt. Hier gilt typisch für einen Hochdachkombi das Motto "Praktisch, geräumig und günstig". Nichtsdestotrotz: Ford ist ein auf den ersten Blick modischer Hochdachkombi gelungen - Kompliment.

Dass sich der Eindruck auf den zweiten Blick etwas relativiert, hängt natürlich auch mit der Herkunft des Tourneo Connect zusammen. Er stellt den Pkw-Ableger des Kleintransporters Transit Connect dar - heute wie damals. Damit erklärt sich auch der Nutzfahrzeug-Charme im Interieur.

Hohe Alltagstauglichkeit

Was bietet also das neue Modell? Neben 5 Sitzplätzen viel Raum auf überschaubarer Länge, zahlreiche Verstaumöglichkeiten und einen geräumiger Kofferraum mit bis zu 2.162 Litern.

Ein hervorragendes Preis-Leistung-Verhältnis? Ja, und genau deshalb konnte der Tourneo Courier bei den Carwow Car of the Year Awards 2025 den Sieg in der Kategorie "Preisleistungssieger" abräumen.

Trotzdem: Technisch geht bei anderen Ford-Modellen natürlich noch mehr. Doch immerhin ist serienmäßig ein 8-Zoll-Infotainment-Touchscreen inkl. Betriebssystem Sync 4 an Bord. Android Auto und Apple CarPlay sind ebenfalls gesetzt.

Solche praktischen Features wie ein Head-up-Display sucht man aber vergebens. Genauso wie LED- oder gar Matrix-LED-Scheinwerfer. Der Tourneo Courier setzt auf die altbekannte Halogentechnik - nur das Tagfahrlicht kommt als LED. In der 25.000-Euro-Preisliga muss man eben auch ein paar Abstriche machen.

In der Versicherung ist der Ford Tourneo Connect über alle Versicherungsarten hinweg als mittelmäßig zu bewerten, also weder als besonders günstig noch teuer. In der Haftpflichtversicherung ist der Hochdachkombi in die Typklasse 15 eingestuft, die Richtung günstig tendiert. Die Typklassen 19 in der Teilkasko und 20 in der Vollkasko bewegen sich im Mittelfeld.

Der Ford Tourneo Courier verfügt über eine Leistung von 125 PS. Leider ist der 1,0-Liter-Turbobenziner die einzige Motorisierung, die für das Modell bereitsteht. Auch der Fronantrieb ist gesetzt - wer Allrad will, muss sich woanders umgucken. Nur beim Getriebe hast du die Wahl: 6-Gang-Handschaltung oder 7-Gang-Automatik.

Für die Carwow Testfahrt stand die Automatik-Version bereit. Wer nicht zu viel Leistung abfordert, der schwimmt gemütlich mit im Verkehr. Und was anderes hat man in einem Hochdachkombi eigentlich auch nicht vor. Vor allem, wenn im Fond der Nachwuchs sitzt.

Steigt man beherzter aufs Gaspedal, klingt der Motor angestrengt, kann er doch nur aus einem Liter Hubraum schöpfen. Dann wird's aufgrund der erhöhten Drehzahl auch lauter im Innenraum. Also lieber piano machen.

Am Fahrverhalten selbst gibt es wenig auszusetzen. Das Fahrwerk ist komfortabel, aber auch nicht zu weich ausgelegt. Den hohen Schwerpunkt des Fahrzeugs, der der Fahrzeugform geschuldet ist, kann es natürlich nicht ganz kaschieren.

Familien-Cruiser

Zu den Daten: Mit 125 PS und 200 Nm Drehmoment ist der Tourneo Courier nicht übermäßig motorisiert. Per Automatik geht es in gemächlichen 11,1 Sekunden von 0 auf 100 km/h, mittels Handschalter dauert es mit 13,0 Sekunden noch länger. In beiden Fällen ist die Höchstgeschwindigkeit auf 175 km/h begrenzt.

Schlussendlich gibt es am 1,0-Liter-Dreizylinder nicht direkt etwas auszusetzen. Eher an der Tatsache, dass nur ein Motor und nur Fronantrieb zur Verfügung stehen.

Schon von außen sieht man dem Tourneo Courier an, dass er als praktisches Auto konzipiert wurde. Rechteckige Form und hohes Dach - ein typischer Hochdachkombi eben. Innen finden 5 Personen Platz, eine 7-Sitzer-Variante ist leider nicht im Angebot.

Neben den vielen Ablagen im Interieur zeichnet sich der Ford durch zwei Schiebetüren aus. Wer im Fond z. B. den Nachwuchs anschnallen muss, der wird die Türen lieben. Sie erleichtern deutlich den Zugang zu den Rücksitzen, wo durch das hohe Dach auch Erwachsene ordentlich Platz nach oben hin haben.

Lobenswert ist auch der nicht-zerklüftete Kofferraum, der sich dank niedriger Ladekante gut beladen lässt. 570 Liter passen ins Heck, bei umgeklappten Rücksitzen sind es bis zu 2.162 Liter. Einziger Nachteil der riesigen Heckklappe: Sie schwenkt beim Öffnen weit nach hinten aus. In einer engen Parklücke kann das knifflig werden.

Wer in den Ford Tourneo Courier einsteigt, erlebt keine großen Überraschungen. Der Hochdachkombi ist auf Nutzwert und Praxistauglichkeit ausgerichtet - seine Nutzfahrzeug-Herkunft kann er an der ein oder anderen Stelle nicht verbergen.

Vorne blickst du auf ein digitales Kombiinstrument, rechts daneben fügt sich ein Infotainment-Display an. Mit 8 Zoll fällt der Bildschirm für heutige Verhältnis relativ klein aus - auch gegen Aufpreis ist kein größerer erhältlich.

Das wäre auch nur halb so tragisch, wenn du nicht den Großteil der Funktionen über das Menü steuern müsstest. So lässt sich auch die Klimaanlage nicht einzeln über separate Tasten, sondern nur über den Touchscreen bedienen. Leider musst du dafür erst einmal die entsprechende Funktion öffnen, was ablenkt und unkomfortabel ist.

Ein Gutes hat die zentrale Steuerung aber: Das Cockpit wirkt aufgeräumt und ist nicht überfrachtet mit Knöpfen und Tasten. Und wo wir gerade beim Loben sind - die "normalen" Lenkradtasten fühlen sich deutlich besser an als kapazitiven Tasten wie beispielsweise im Ford Explorer.

Viele Stauräume

Auch zahlreiche Ablagemöglichkeiten haben wir entdeckt. Nicht nur dort, wo man sie erwarten würde, also in der Mittelkonsole oder in den Türen. Nein, auch oberhalb der Vordersitze ist auf ganzer Breite ein Ablagefach zu finden - hier spielt die Karosserieform Hochdachkombi ihre Vorteile aus. Und auch auf der Beifahrer:innentseite findet sich im Armaturenbrett ein zusätzliches Staufach, wenn auch nur ein kleines. Öffnet man den Kofferraum, entdeckt man auch dort an den Seiten links und rechts Extra-Stauräume.

Eins fällt bei der Entdeckungsreise durch den Tournier Courier aber auf: Plastik, egal, wohin man sieht. Auch nicht aufgeschäumt, sondern in der Billigvariante. Das muss man mögen, ist in anderen Hochdachkombis aber auch nicht viel anders. Immerhin soll solch ein Fahrzeug viel Platz für wenig Geld bieten. Irgendwo muss da ja gespart werden.

Trend, Titanium oder Active

Kommen wir zur Ausstattung: Grundsätzlich kannst du zwischen 3 verschiedenen Linien wählen - Trend, Titanium und Active. Trend ist die günstigste, Active die teuerste.

Immer dabei sind das 8-Zoll-Infotainment-Display, Android Auto und Apple CarPlay sowie das Fahrerassistenz-Paket 1. Letzteres sorgt u. a. mit einem Fahrspur-Assistenten inkl. Fahrspurhalte-Assistenten und einem kamerabasierten Pre-Collision-Assist für Sicherheit. Praktisch sind das Park-Pilot-System hinten, die elektrischen Fensterheber und die elektrisch einstell- und beheizbaren Außenspiegel. Eine Klimaanlage ist in Trend auch dabei, jedoch nur eine manuelle.

In der nächsthöheren Ausstattung Titanium handelt es sich dann um eine Klimaautomatik. Die Optik verfeinern ein Kühlergrill sowie Scheinwerfer mit Chrom-Dekor und schwarz lackierte Außenspiegel. Eine induktive Ladestation und Fensterheber hinten erhöhen den Komfort, während das Park-Pilot-System vorn beim Manövrieren unterstützt.

Die Top-Ausstattung hört auf den Namen Active. Sie bietet beispielsweise zusätzlich einen Unterfahrschutz vorne wie hinten sowie gegen Aufpreis ein Dach in Kontrastfarbe (Schwarz oder Weiß). Der Kühlergrill ist in Schwarz ausgeführt und der Pre-Collision-Assist setzt anders als in Trend und Titanium nicht nur auf Kameras, sondern auch zusätzlich auf Radar.

Ausführlichte Details zu den einzelnen Fahrerassistenz-Paketen findest du im Kapitel Sicherheit und Schutz.

Der Kraftstoffverbrauch des Ford Tourneo Courier bewegt sich zwischen 6,6 und 7,3 l/100 km (WLTP kombiniert). Die Version mit 7-Gang-Automatik genehmigt sich offiziell mit 6,6 bis 7,3 Litern etwas mehr als die Handschalter-Variante mit 6,6 bis 7,0 Litern.

Im Vergleich zur Konkurrenz gibt sich der Ford nicht als Spritspar-Wunder. Ein Dacia Jogger mit 110 PS kommt auf einen kombinierten Verbrauch von 5,8 Litern, hat aber auch 15 PS weniger. Leistungstechnisch nah dran am Ford ist der VW Caddy mit 122 PS und 6-Gang-Schaltgetriebe. Mit 5,3 bis 5,7 l/100 km liegt auch er deutlich unter dem Tourneo Courier.

Auch die Carwow Testrunde in der Automatik-Version wies darauf hin, dass der Tourneo Courier nicht zu den sparsamsten Familienvans gehört. Auf der Autobahn mit 103 km/h Durchschnittsgeschwindigkeit gab der Bordcomputer ganze 10,0 l/100 km an. Besser lief es auf der nächsten Etappe, größtenteils eine Stadtfahrt mit einem kleineren Teil Landstraße: 7,6 Liter flossen hier durch die Brennräume.

Für den Ford Tourneo Courier selbst liegt keine aktuelle Bewertung der NCAP-Crashtester vor. Die Vorgängergeneration erhielt nur 4 von 5 möglichen Sternen.

Positiv stimmt aber das Abschneiden der Nutzfahrzeugvariante Transit Courier. 2023 erhielt sie beim Vergleich von 20 verschiedenen Lieferwagen bis 3,5 Tonnen als einziges Modell die höchste Auszeichnung "Platin". Das Ergebnis lässt sich nur eingeschränkt auf die Pkw-Variante übertragen, da diese statt eines großen Laderaums über eine 2. Sitzreihe samt Kofferraum verfügt.

3 Fahrerassistenz-Pakete

In puncto Sicherheit hat der Tourneo Courier immer einen kamerabasierten Pre-Collision Assist, einen Fahrspur-Assistenten inkl. Fahrspurhalte-Assistenten, einen Müdigkeitswarner und eine Falschfahr-Warnfunktion an Bord. Ein Verkehrsschild-Erkennungssystem, ein Park-Pilot-System, ein Fernlicht-Assistent und eine Geschwindigkeitsregelanlage gehören ebenfalls zur Serienausstattung bzw. zum Fahrerassistenz-Paket 1.

Das Fahrerassistenz-Paket 2 kann in der Trend-Ausstattung optional hinzugebucht werden - bei Titanium ist es bereits an Bord, bei Active wird es nochmal erweitert. Zum Umfang zählen eine Rückfahrkamera, ein Park-Pilot-System vorne und eine Quick-Up/Down-Schaltung für das elektrische Beifahrer:innen-Fenster.

Deutlich umfangreicher ist nochmal das Fahrerassistenz-paket 3, für die Ausstattungen Trend und Titanium optional und bei Active serienmäßig. Das Paket ergänzt die bereits genannten Featuers z. B. um einen Ausweich- und einen Tot-Winkel-Assistenten. Der Fahrspur-Assistent unterstützt hier auch den Spurwechsel, hinzu kommt ein Rückfahr-Notbremsassistent. Und nicht nur die Sicherheitsausstattung bekommt mit diesem Paket ein Upgrade: Praktisch sind die elektrisch anklappbaren Außenspiegel mit Umfeldbeleuchtung oder das inkludierte Navigationssystem.

Bei der Garantie gibt sich Ford eher knausrig. Nur 2 Jahre bietet der Autobauer - das kennen wir sonst vor allem von Premiummarken. Gegen Durchrostung beträgt die Garantie 12 Jahre, der Lack ist herstellerseitig 2 Jahre abgesichert.

Der Ford Tourneo Courier ist noch relativ neu - größere Schwachstellen sind bisher nicht bekannt. Für mehrere hundert Fahrzeuge mit dem Baujahr 2023 gab es einen Rückruf, der die Bremsanlage betraf. Verunreinigte Bremsflüssigkeit führte zum Aufquellen der Kunststoff-Komponenten und in der Folge zu einem Verlust an Hydraulikdruck. Der Bremsweg verlängerte sich.