Ford Fiesta ST Testbericht
Der alte Ford Fiesta ST war nicht das stärkste ST-Modell, aber mit seiner Kombination aus quirliger Motorkraft, superagilem Handling und wenig Gewicht vielleicht der Ford, der der ursprünglichen ST Philosophie am nächsten kam.
Was gut ist
Was nicht so gut ist
Ford Fiesta ST: Was würden Sie gerne als Nächstes lesen?
Bewertung des Ford Fiesta ST
Im Wettstreit mit einem Opel Corsa OPC oder VW Polo GTI verkauft er sich bei der Fahrt auf einer kurvigen Landstraße richtig gut. Und jetzt raubt dem Fiesta ST ein kleiner Dreizylindermotor, der mit der Zylinderabschaltung sogar zeitweise zum Zweizylinder mutiert, die Kraft?
Mitnichten: Der neue Turbomotor, bei dem ein Klappenauspuff für einen sportlichen Klang sorgt, produziert mit wenig Hubraum und Zylindern satte 200 PS. Das ist mehr als im 180 PS starken, alten ST und genauso viel wie im alten Fiesta ST 200. Mit der Neuauflage wurden auch die schon zuvor begeisternde, direkte Lenkung und das Fahrwerk verbessert.
Äußerlich bleibt der dreitürig oder fünftürig bestellbare Fiesta ST dabei dezent. Auch im Innenraum gibt es nicht allzu viel Veränderung im Vergleich zum braven Fiesta. Sportsitze bieten mehr Seitenhalt, sonst sind die Modiikationen sehr moderat ausgefallen.
Damit ist auch das sportliche Topmodell der Fiesta-Baureihe, das straff abrollt, gut auf die Erfordernisse des Alltags abgestimmt. Mit dabei sind alle Fortschritte, die schon die 2017 präsentierte, achte Fiesta Generation mit sich brachte: das gewachsene Raumangebot, die aufgeräumtere Bedienung und die bessere Sicherheitsausstattung.
All das macht Fords Sportkompakten in der Vier-Meter-Klasse zum reizvollen Dynamiker mit fairem Preis-Leistungs-Verhältnis.
Das Handling stimmt. Das Platzangebot ist alltagstauglich und auch vom Preis-Leistungs-Verhältnis her gesehen, ist der Fiesta ST eine attraktive Partie. Mit dem Dreizylinderturbo samt sonorem Klappenauspuff hat er im Vergleich zum Vorgänger sogar noch an Reiz gewonnen.
Wie viel kostet der Ford Fiesta ST?
Leistung und Fahrverhalten
Für die schnellen Kurven taugt ein Fiesta ST noch mehr als ein Fiesta von der Stange. Und schon der wirkt sehr kurvenfreudig.
Das Plus an Handlichkeit und Direktheit verdankt der neue ST seiner komplett neu entwickelten Lenkung, dem neuen Sportfahrwerk, seiner im Vergleich zu den schwächeren Fiestas breiteren Spur und der kraftvoller beißenden Bremsanlage.
An der Bremsscheibengröße hat sich im Vergleich zum alten Fiesta ST 200 zwar nichts geändert, aber neue Beläge helfen den Bremsweg zu reduzieren und die Standfestigkeit zu steigern.
Die Lenkung arbeitet in Verbindung mit der serienmäßigen 17-Zoll-Bereifung und den optionalen 18-Zoll-Pneus direkt und präzise. Erstmals lassen sich im ST die Lenkunterstützung, das Ansprechverhalten des Motors, das ESP und der Motorsound verstellen.
Im Grenzbereich verhält sich der Fiesta ST lange neutral. Provoziert man einen Lastwechsel, indem man plötzlich in der Kurve bremst oder vom Gas geht, lenkt das Heck fein mit.
Noch sportiver geht es im kompaktesten Ford ST-Modell zur Sache. Vor allem, wenn das ESP abgeschaltet ist und der Ford mit dem Performance-Paket bestellt wird, das eine Launch Control, ein mechanisches Sperrdifferenzial und 18-Zoll-Felgen mit Sportbereifung miteinschließt.
Und wer auch im Kompaktsportler Komfort zu schätzen weiß, der fährt jetzt im Vergleich zum harten Vorgänger mit der neuen Dämpferabstimmung etwas komfortabler.
Platz und Praxistauglichkeit
Mit 4,07 Meter Länge und fünf oder drei Türen, kommt man im Alltag sehr gut zurecht.
Die Bedienung mit vielen Schaltern auf der Mittelkonsole konnte im alten Fiesta ST nicht recht überzeugen. Das hat sich geändert. Es scharen sich nun nur noch halb so viele Tasten um das Lederlenkrad und der Touchscreen-Monitor, über den fast das gesamte Infotainment gesteuert wird, bildet den Bedienmittelpunkt.
Die Sitze im normalen Fiesta sind bequem und bieten einen weiten Verstellbereich, die serienmäßigen Sportsitze des ST jedoch noch mehr Seitenhalt.
Wer den Fiesta ST mit fünf Türen braucht, weil oft Passagiere auf der Rückbank mitfahren oder jeden Tag ein Kind auf dem Kindersitz festgezurrt werden muss, muss gegenüber dem 3-Türer zusätzlich 800 Euro investieren. Dieses Mehr dürfte aber gut angelegt sein.
292 Liter passen mit dem Reifenreparaturset in den Kofferraum. 269 Liter sind es mit Ersatzrad unter dem Laderaumboden. Werden die Lehnen der Rückbank in die Horizontale geklappt, schluckt das Ladeabteil bis zu 1.093 Liter. Damit kann man in dieser Kategorie gut leben. Zum Vergleich: Im Polo GTI sind es 305 bis 1.079 Liter.
Innenraum, Infotainment und Ausstattung
Der Fiesta ist ein dezenter Sportler. Die Unterschiede zu den nicht so leistungsstarken Fiesta Modellen lassen sich am leichtesten an Front und Heck erkennen. Im Innenraum machen auf den ersten Blick das unten abgeflachte ST Lederlenkrad und die Sportsitze von Recaro den Unterschied.
Auf den zweiten Blick erkennt man im Interieur auch die sportiven Zierteile und die Ziernähte an Schaltknauf, Lenkrad, Türgriff sowie am Armaturenbrett.
Wem das zu dezent und wenig individuell erscheint, der hat bei der Bestellung die Möglichkeit, das Fahrzeug mit diversen Ausstattungspaketen, farbigen Applikationen und Stylingsets passend auf den eigenen Geschmack zuzuschneidern.
Empfehlenswerte Zubehörposten für Familienväter sind in jedem Fall die Zusatztüren, für Sportfahrer eignet sich das Performance-Paket, Musikliebhaber können sich über das B&O-Soundsystem freuen. Wer viel frische Luft braucht, sollte über das Glas-Panorama-Dach nachdenken, Frostbeulen können sich eine Lenkradheizung dazu bestellen.
Über Apple CarPlay und Android Auto wird das Smartphone im Sync 3 Infotainmentsystem eingebunden, das sich auch mit Sprache steuern lässt. Dieses gehört mit dem 6,5-Zoll-Bildschirm (optional acht Zoll) im Fiesta ST genauso zur Serienausstattung wie die Klimaanlage und der Tempomat.
Bestellt man den Fiesta ST genau so, also „pur“, erfreut er einen mit seinem fairen Preis und seinem einwandfreien Preis-Leistungs-Verhältnis.
Kraftstoffverbrauch, CO2-Ausstoß und Abgsanorm
Drei Zylinder? Den alten Fiesta ST trieben vier Zylinder voran. Im neuen sollen drei reichen, von denen einer sogar zeitweise abgeschaltet wird.
Die Zylinderabschaltung, die sich bei leichter und mittlerer Last zwischen 1.300 und 4.500 Umdrehungen dafür verantwortlich zeichnet, dass der Dreizylinder zum Zweizylinder wird, sorgt dafür, dass weniger Kraftstoff aus dem 45 Liter-Tank abfließt.
Wird die volle Leistung abgerufen und fleißig geschaltet, um die Drehzahl nicht absacken zu lassen, mobilisiert der gierig am Gas hängende 1,5-Liter-Dreizylinder-Turbo im wichtigen Drehbereich zwischen 1.600 und 4.000 Touren sein maximales Drehmoment von 290 Nm. Bei 6.000 Umdrehungen kommt er auf seine Maximalleistung von 200 PS.
Die 200 PS erlauben es, wenn man das eng getaktete Sechsganggetriebe schnell schaltet, in 6,5 Sekunden aus dem Stand auf 100 km/h zu sprinten. Der Vorwärtsdrang hat erst bei 232 km/h ein Ende – untermalt vom sportlich-kernigen Sound- und Fehlzündungsspektakel des serienmäßigen Klappenauspuffs.
Der Durchschnittsverbrauch liegt in solchen Momenten natürlich nicht auf dem Niveau von Fords Verbrauchsangabe (6,0 Liter/100 Kilometer), sondern durchschnittlich zwei, drei, vier Liter darüber.
Sicherheit und Schutz
Die erdige Straßenlage des Sportmodells und die standfestere Bremsanlage machen den Fiesta ST zur noch sicheren Partie.
Schon das Basismodell des Ford Fiesta bietet seit der 2017er Neuauflage eine Menge moderne Assistenzsysteme. Die meisten allerdings nur gegen Zuzahlung. Diese Systeme kontrollieren den Verkehrsweg mithilfe von Kameras, Radar und Ultraschall. In Arbeitsunion gelingt es so, einen 360-Grad-Bereich rund ums Fahrzeug und einen Bereich 130 Meter vor dem Fahrzeug zu überwachen.
Zu den Sicherungssystemen zählen der adaptive Abstandsregeltempomat, die Verkehrszeichenerkennung, der Toter-Winkel-Assistent, der Müdigkeitswarner und der Fahrspur- und Fahrspurhalte-Assistent. Der Pre-Collision-Assist hilft Kollisionen mit anderen Fahrzeugen und Fußgängern zu verhindern.
Der Raum seitlich vom Fahrzeug wird durch das Cross Traffic Alert-System überwacht und der aktive Parkassistent verhindert Rempler beim Parken.
Im ADAC-Bremstest kam schon der Ford Fiesta 1.0 EcoBoost nach einer Vollbremsung aus 100 km/h nach sehr guten 34,8 Metern zum Stehen. Der Fiesta ST müsste dies mit seiner verstärkten Bremsanlage noch besser hinkriegen.
Das Crashverhalten der Karosserie und die Sicherung durch die elektronischen Helfer wurden im Euro NCAP-Crashtest mit der maximalen Wertung von fünf Sternen bewertet.