ELARIS PIO Testbericht

Einen VW e-up! gibt es kaum noch und auch die Alternativen von Skoda oder SEAT sind auf dem Markt nicht mehr zu finden. Das kleinste aller Fahrzeugsegmente ist in Sachen Elektroauto dünn besiedelt. Einzig smart spricht noch die Interessen von Kleinstwagen-Kaufenden an, die einen günstigen Einstieg in die Elektromobilität suchen. Allein mit dem günstig hapert es so bei der Daimler-Tochterfirma.

ELARIS könnte frischen Wind und neue Konkurrenz bringen. Zwei Kleinstwagen-Modelle stehen dabei zur Wahl: der PIO und der DYO. Während letzterer umfangreich ausgestattet und optisch modern gestaltet ist, scheint der PIO härter auf den Preis getrimmt.

Eine Schnellladefunktion gibt es nicht, zum Kofferraumvolumen macht ELARIS keine offizielle Angabe und die Optik des PIO wirkt weniger modern als beim DYO.

Doch der kleine Stadtflitzer hat innere Werte, mit denen ein smart nicht glänzen kann. Dank höherer Batteriekapazität ist er ausdauernder, er wiegt weniger und kommt serienmäßig nicht nur mit Parksensoren, sondern sogar mit einer Rückfahrkamera.

Das Wichtigste bleibt aber der Preis, der das große Verkaufsargument des kleinen Autos sein muss. Abzüglich des Umweltbonus liegt der PIO nur noch geringfügig über 15.000 Euro. Alternativ gibt es ihn im Privatleasing schon ab 77,65 Euro pro Monat.

Die angegebene Reichweite von bis zu 255 Kilometern erstaunt beim ELARIS PIO. Das liegt zum einen daran, dass es sich hierbei bloß um die WLTP-Reichweite im Stadtverkehr handelt, die wenig Vergleichbarkeit zu den sonst gängigen Reichweitenangaben im kombinierten WLTP-Zyklus besitzt. Zum anderen kommt der PIO aber tatsächlich mit einer größeren Batterie als andere Fahrzeuge im Elektro-Kleinstwagensegment.

Der Lithium-Ionen-Akku des ELARIS besitzt nämlich eine Kapazität von 27 kWh. Im Stadtverkehr soll der Verbrauch des Autos bei 14,8 kWh/100km liegen, was in der Praxis durchaus vorstellbar scheint.

Ein großes Manko des ELARIS PIO ist anderen Modellen sowie der konzerneigenen Konkurrenz in Form des DYO gegenüber die Ladeleistung. Denn der PIO ist nicht schnellladefähig und kann maximal mit 3,3 kW geladen werden. Wer die Reichweite aufgebraucht hat, muss daher ganze acht Stunden stehen, bis die Batterie von 0 wieder auf 100% geladen ist.

Etwas schwach auf der Brust ist der ELARIS PIO mit seiner Leistung von 36 kW (49 PS) zwar schon, doch das so ein Konzept auf gehen kann hat auch der Dacia Spring längst bewiesen. Schließlich sind Beschleunigungswerte von 0 auf 100 km/h für ein elektrisches Stadtauto viel weniger relevant. ELARIS schweigt zu dieser Angabe ohnehin, obwohl der PIO eine Höchstgeschwindigkeit von 102 km/h erreichen kann.

Das maximale Drehmoment von 110 Nm sorgt innerstädtisch von der Ampel weg dennoch für einen ausreichenden Durchzug, der vom geringen Leergewicht von 865 kg begünstigt wird. Angetrieben wird der PIO von einem Der Permanent-Synchron-Antrieb an der Vorderachse mit Rekuperation, was bedeutet, dass das Auto beim Bremsen bzw. Fuß vom Gas nehmen Bremsenergie zurückgewinnen und in die Batterie einspeisen kann.

Der geringe Radstand des Kleinstwagens ist der Agilität zuträglich. Im PIO kann bisweilen sogar echtes Go-Kart-Feeling aufkommen. Unpraktisch ist das bei Fahrbahnunebenheiten, die aufgrund des Radstandes weniger gut ausgeglichen werden.

Der ELARIS PIO hat eine beeindruckend kleine Größe von 2,8 Metern Länge, 1,5 Metern Breite und knapp 1,6 Metern Höhe. Daher lässt er sich am besten mit eine smart vergleichen, obwohl er ein paar Zentimeter länger ist. Der Radstand von 1,8 Metern sorgt dafür, dass es genügend Platz im Innenraum auf beiden Sitzplätzen gibt.

Im Gegensatz zum smart wirkt das Design des ELARIS PIO allerdings etwas aus der Zeit gefallen mit seinen großen glubschäugigen Scheinwerfern und den ebenso enormen Rücklichtern. Besonders deutlich wird das, wenn Sie sich den ELARIS DYO ansehen, der auch in allen sonstigen Belangen besser, leider aber auch rund 3.000 Euro teurer ist.

Zugunsten eines geringen Einstiegspreises setzt der ELARIS PIO auf eine eher rudimentäre Ausstattung. Trotzdem kommt er serienmäßig auf 13-Zoll-Leichtmetallfelgen und mit einem LED-Tagfahrlicht. Das soll ihm zumindest eine ansatzweise moderne Optik verschaffen, was nur mit mäßigem Erfolg gelingt.

Praktisch ist dafür die Zentralverriegelung mit Funkfernbedienung und der Keyless Start, der in dieser Fahrzeugklasse nicht unbedingt zu erwarten wäre.

Im Innenraum finden Sie Getränkehalter vorne, Sonnenblenden mit Makeup-Spiegel und ein Sportlederlenkrad mit Multifunktionstasten. Die Sportsitze aus veganem Leder in Schwarz und die Klimaanlage machen das Fahrerlebnis etwas angenehmer. Zum Standard zählen auch die elektrischen Fensterheber inkl. Einklemmschutz und die elektrisch verstellbaren Außenspiegel.

Positiv überrascht das Infotainmentsystem des ELARIS PIO. Es umfasst nicht nur ein 2 Lautsprecher Stereo-System, sondern vor allem ein 7,8" Fahrer-Display und einen 8,3" Touchscreen für Navigation und Entertainment. Mit Bluetooth und dem Navigationssystem über das Mobiltelefon bleiben Sie immer gut vernetzt. Der USB-Anschluss ermöglicht es, Ihre Geräte dabei aufzuladen oder Musik zu hören.

Die passive Sicherheit eines ELARIS PIO kann nur eingeschränkt mit größeren Fahrzeugen verglichen werden. Ein Problem aller vergleichbaren Kleinstwagen sind die fehlenden Knautschzonen bei einem Aufprall.

Bei den Sicherheitssystemen liefert ELARIS gängige Standards wie natürlich ABS. Das Anti-Blockier-System (ABS) verhindert, wie der Name bereits sagt, das Blockieren der Räder beim Bremsen und ermöglicht es damit Fahrenden, die Kontrolle über das Fahrzeug zu behalten, selbst wenn während der Bremsung ausgewichen wird.

Die Park Distance Control hinten unterstützt beim Einparken, indem sie akustische Signale gibt, wenn sich das Fahrzeug einem Hindernis nähert. Nötig wäre das bei den gut abschätzbaren Abmessungen und der Übersichtlichkeit des ELARIS PIO nicht unbedingt, zumal insbesondere der hintere Fahrzeugteil dank des vertikal abfallenden Hecks gut einsehbar ist.

Insofern wirkt die serienmäßige Rückfahrkamera schon übertrieben. Trotzdem erleichtert sie natürlich das Einparken umso mehr.

Der ELARIS PIO ist ein Auto, das auf deutschen Straßen bisher nur selten anzutreffen ist. Aufgrund der geringen Verbreitung gibt es nur wenige Berichte über die Zuverlässigkeit des Fahrzeuges oder zu seinen Problemen.

Die Herstellergarantie beträgt zwei Jahre bei unbegrenzter Laufleistung. Letzteres ist durchaus bemerkenswert, weil die meisten Hersteller die Garantie auch auf eine maximale Kilometerleistung beschränken.

Wer länger Sicherheit mit dem PIO haben möchte, kann gegen Aufpreis eine dreijährige Anschlussgarantie hinzubuchen.

Im ersten Jahr hilft Ihnen außerdem die Mobilitätsgarantie im Falle einer Panne, falls Sie nicht bereits einen Schutzbrief Ihrer Versicherung besitzen oder Mitglied in einem Automobilclub sind.

Die Akkugarantie beträgt nicht wie sonst üblich acht Jahre, sondern bloß vier Jahre bis zu einer maximalen Laufleistung von 100.000 km.