ELARIS BEO Testbericht

"ELARIS"? Noch nie gehört, werden da die meisten sagen. Kein Wunder, denn das Unternehmen mit Sitz im rheinland-pfälzischen Grünstadt besteht erst seit 2020. Umso komplizierter wird es, wenn dann auch noch – wie im Falle des Modells BEO – nicht ein Elaris-, sondern ein Skywell-Logo an der Front thront. Vielleicht aber gar nicht so tragisch, weil wohl weder das eine noch das andere Logo in Deutschland bekannt ist.

Aber wir wollen mal Licht ins Dunkel bringen: ELARIS selbst vertreibt seine Modelle in Deutschland über den Partner Euromaster (Reifen- und Autoservice). Gebaut werden die Fahrzeuge aber in Fernost, genauer gesagt bei Skywell in China. Deswegen findet sich am und im Fahrzeug auch mal ein Logo oder ein Schriftzug, der an die Chinesen erinnert.

Produktion in China? – In der Autoindustrie nichts Ungewöhnliches. Viele namhafte Hersteller haben dort ihre Werke, ob BMW, Mercedes oder Polestar.

Mit der zunehmenden Elektromobilität drängen zudem immer mehr ausländische Mitbewerber auf den deutschen Markt. Nicht ohne Grund: Konnte sich die deutsche Autoindustrie früher durch Meisterwerke der Motorentechnik abgrenzen, ist im Zeitalter der Elektromotoren auf dem Feld nicht mehr viel zu holen. Und in Sachen Digitalisierung waren die Deutschen nie Vorreiter – hier lautete in den letzten Jahren eher das Ziel, auf Konkurrenten wie Tesla aufzuschließen.

So stellt sich die Frage, ob der ELARIS BEO ein ernstzunehmender Konkurrent ist? Früher hätte man über solch eine Frage noch müde gelächelt – das war einmal. Vorweg: Das Segment, in dem der BEO Marktanteile erobern will, ist schon mal ein vielversprechendes. Immerhin zählen SUVs seit Jahren zur beliebtesten Fahrzeuggattung.

Unauffällig, aber ansehnlich

Das äußere Kleid des ELARIS BEO wirkt durchaus modern, aber auch unauffällig. Auf große Experimente haben die Designer verzichtet – das kann man jetzt positiv oder negativ sehen. Positiv, weil man mit der gediegenen Optik eine relativ große Käufer:innengruppe anspricht. Negativ, weil einer so unbekannten Marke der gewisse Aha-Effekt nicht schaden würde.

Aber sei's drum, am Design des BEO lässt sich nichts aussetzen. Die Front gibt sich zeitlos, das Leuchtenband am Heck hingegen ist dem Zeitgeist geschuldet – viele Hersteller setzen inzwischen auf dieses optische Element. Nur die hinteren unteren Leuchten wirken etwas überdimensioniert bzw. passen sie nicht ganz zur sonst filigranen Heckoptik.

Insgesamt bietet der ELARIS BEO ein attraktives Gesamtpaket: gefälliges Design, moderner Innenraum, großzügige Serienausstattung und ausreichend Reichweite. Wäre da nur nicht der Preis – denn der ist recht selbstbewusst. Vor allem, wenn das Premium-Paket an Bord ist.

So sind wir gespannt, wie sich ELARIS gegenüber der deutschen, aber auch chinesischen Konkurrenz behaupten kann – immerhin hat z. B. Aiways mit dem U5 ein ähnlich großes Elektro-SUV im Programm.

Wie hoch ist die Reichweite? Einer der wohl wichtigsten Fragen bei Elektroautos. 400 bis 456 Kilometer (WLTP) weit kommt der ELARIS BEO in der Standardkonfiguration mit seiner 72-kWh-Batterie. Mit dem optionalen Premium-Paket wächst der Akku auf 86 kWh und damit auch die Reichweite – 480 bis 530 Kilometer sollen es dann sein.

Jeder, der schon einmal ein E-Auto gefahren ist, kennt die Realität: Wie nah man den offiziellen Reichweitenangaben kommt, hängt von vielen Faktoren ab. Hierzu zählen u. a. die Außentemperatur, die Rekuperationsstärke und natürlich die Fahrweise. All dies beeinflusst natürlich auch den Verbrauch, der laut WLTP-Norm bei 19,3 kWh/100 km liegt.

Neben der Reichweite stellt sich natürlich noch eine weitere essentielle Frage: Wie schnell ist die Batterie wieder voll? Der ELARIS BEO lässt sich – wie üblich – mit Wechselstrom (AC) oder auch schneller mit Gleichstrom (DC) laden.

An einer AC-Ladestation, sei es eine Wallbox zu Hause oder eine öffentliche Ladesäule, schafft das SUV maximal 11 kW – möglich sind heutzutage bis zu 22 kW. Bis die Batterie von 0 auf 100 Prozent geladen ist, vergehen 6 Stunden 30 Minuten.

Deutlich fixer funktioniert das Ganze natürlich an einer DC-Schnellladestation. Die Ladeleistung gibt ELARIS mit maximal 100 kW an. Kein Fabelwert, aber in Ordnung. Damit ist die Batterie in 30 Minuten von 20 auf 80 Prozent geladen.

Mit 150 kW/204 PS ist der ELARIS BEO ausreichend motorisiert für ein Familien-SUV. Sportlichkeit kommt angesichts des Leergewichts von 1.920 Kilogramm und des Fronantriebs zwar weniger auf, doch das ist auch nicht der Anspruch. Und über die kräftigen 320 Nm Drehmoment, die ab der ersten Sekunde anliegen, würden sich so manche Fahrer:innen eines Benzinmodells freuen.

Wo das Elektro-SUV gegenüber einem Verbrenner das Nachsehen hat: bei der Höchstgeschwindigkeit. Mehr als 150 km/h sind nicht drin. Wobei das auch nur halb so schlimm ist – immerhin schmilzt die Reichweite bei hohen Geschwindigkeiten in Rekordtempo. Wer deswegen extra an die Ladesäule müsste, hätte also auch keine Zeit gespart.

Apropos Sparen: Das Ziel vieler Elektroautofahrer:innen ist es, so weit wie möglich mit einer Akkuladung zu kommen. Das gelingt unter anderem durch Rekuperation, also durch das Zurückgewinnen von Energie beim Verzögern. Praktisch: Die Stärke der Rekuperation lässt sich über das Menü im Touchscreen einstellen. Und zwar stufenlos von 0 bis 100 Prozent.

Kein One-Pedal-Driving

Einziger Wermutstropfen dabei: One-Pedal-Driving, das Fahren nur mit dem Gaspedal, ist leider nicht möglich. Bis zu einer gewissen Geschwindigkeit verzögert der BEO zwar, wenn Sie vom Fahrpedal gehen, jedoch nicht bis zum Stillstand. An dieser Stelle müssen Sie mit dem Bremspedal nachhelfen.

Der Vollständigkeit halber: Über den Touchscreen können Sie auch die Lenkung und Bremse anpassen. Je nachdem, wie komfortabel Sie unterwegs sein wollen.

4,70 Meter Länge, 2,80 Meter Radstand – Daten, die auf ausreichend Platz im Innenraum hinweisen. Und ja, hier gibt sich das SUV keine Blöße. Vorne wie hinten herrschen großzügige Platzverhältnisse, auf der Rücksitzbank stimmt trotz des Panoramadachs auch die Kopffreiheit noch.

Praktisch: die umklappe Rücksitzbank. Weniger praktisch: die Funktionsweise. Denn zuerst muss die Sitzfläche entriegelt und nach vorne geklappt werden – erst danach lässt sich die Lehne umlegen. Besonders fummelig kann sich der Rückbau gestalten.

Beim Kofferraumvolumen liegt der ELARIS BEO auf einem durchschnittlichen Niveau: 467 Liter passen ins Heck, 1.141 Liter sind es maximal. Einen Frunk, also einen Kofferraum unter der Fronthaube, suchen Sie vergebens. Der Grund ist ganz einfach: Der Frontantrieb benötigt den Platz.

Der Einstiegspreis des ELARIS BEO ist nicht gerade niedrig, doch immerhin bekommen Sie auch etwas für Ihr Geld. Die Standardausstattung ist umfangreich und umfasst z. B. LED-Frontscheinwerfer, 19-Zoll-Leichtmetallfelgen, Klimaautomatik und ein elektrisches Panoramaschiebedach.

Innen warten zwei Bildschirme, die sich größentechnisch nicht verstecken müssen. Das Instrumentendisplay misst vorzeigbare 12,3 Zoll, das touchfähige Infotainment-Display legt mit 12,8 Zoll noch eine Schippe drauf. Per Apple CarPlay bzw. Android Auto lässt sich Ihr Smartphone mit dem Fahrzeug verbinden und nutzen.

Zum Komfort tragen auch eine Sprachsteuerung und ein Sound-System bei. Ob letzteres mit 8 Lautsprechern wirklich schon die beworbene "Konzertatmosphäre" schafft, lassen wir mal dahingestellt. Die Sicherheit erhöhen gleichzeitig etliche Assistenzsysteme – mehr dazu im Kapitel "Sicherheit und Schutz".

Optisch sorgt der Innenraum für Abwechslung: So trifft Kunstleder auf Mikrofaser-Bezüge und Holzdekoroptik. Eine ansehnliche Mischung, die durch Kontrastnähte noch einmal aufgewertet wird.

Premium-Paket für mehr Reichweite

Wer die großzügige Serienausstattung noch erweitern will, kann zum aufpreispflichtigen Premium-Paket greifen.

Praktisch ist natürlich die erhöhte Batteriekapazität (86 statt 72 kWh), die auch die Reichweite des BEO ansteigen lässt. Das Laser-Fernlicht trägt zu verbesserten Ausleuchtung der Straße bei. Und die induktive Ladestation unterhalb der schwebenden Mittelkonsole sorgt dafür, dass auch dem Smartphone nicht der Saft ausgeht.

Mehr Spielerei ist da schon die Ambiente-Beleuchtung in 128 Farben. Auch beim "Relax"-Modus, der den Sitz automatisch in eine Liegeposition fährt und entspannte Musik einspielt, stellt sich die Sinnfrage. Sicher, bei einer Ladepause wird der ein oder andere solch eine Funktion schon mal nutzen. So richtig interessant wird das Relaxen im Auto aber wohl erst, wenn einmal vollautonomes Fahren möglich ist und Sie sich einfach zurücklehnen können.

Ein guten Anhaltspunkt dafür, wie sicher ein Auto ist, bietet die renommierte NCAP-Sicherheitsbewertung. Viele Hersteller unterziehen ihre Modelle diesem Test, bei dem im besten Fall fünf Sterne vergeben werden. Der ELARIS BEO stellte sich bisher nicht dem Urteil der Crashtester – somit lohnt sich ein Blick auf die verbauten Assistenz- und Sicherheitssysteme.

Ein Spurhalte-Assistent inkl. Spurverlassenswarner ist ebenso an Bord wie ein autonomes Notbremssystem mit Kollisionswarnung. Hinzu kommen Verkehrszeichenerkennung und ein Abstandsregeltempomat. Für sicheres Rangieren sorgen eine Einparkhilfe vorne und hinten sowie ein Parkassistent. ABS, ESP, Front- und Rückfahrkamera, Berganfahrhilfe, Regensensor und Reifendruckkontrolle komplettieren das Paket.

Wie gut der ELARIS BEO bei einem Aufprallszenario abschneiden würde, lässt sich anhand der Assistenzsysteme natürlich nicht beurteilen. Zumindest hat das SUV die gängigen Assistenten an Bord, die die Fahrt sicherer und komfortabler gestalten. Hierzu sollten Sie aber auch wissen: Systeme wie ein Notbremsassistent oder eine Reifendrucküberwachung sind gesetzlich mittlerweile Pflicht.

Und Luft nach oben bleibt so oder so: Denn technisch ist mittlerweile viel möglich. Zum Beispiel teilautonomes Fahren, bei dem das System nicht nur selbstständig den Abstand zum vorausfahrenden Fahrzeug hält, sondern das Auto auch gleichzeitig durch Lenkbewegungen in der Spur hält. Nur die Hände müssen bisher noch am Lenkrad bleiben.

Langzeiterfahrungen gibt es aufgrund der noch jungen Marke bisher nicht. Positiv stimmen aber die Garantiebedingungen, denn für den ELARIS Beo gilt eine Neuwagengarantie von 5 Jahren bzw. bis zu einer Laufleistung von 150.000 Kilometern. Hinsichtlich der Hochvoltbatterie garantiert ELARIS, dass deren Kapazität die ersten 8 Jahre bzw. die ersten 150.000 Kilometer nicht unter 70 Prozent fällt.

ELARIS selbst verfügt über kein eigenes Händler- oder Servicenetz. Wer Service- oder Reparaturarbeiten an seinem Elaris durchführen möchte, der kann sich an den ELARIS-Partner Euromaster wenden. Das Reifen- und Autoservice-Unternehmen ist bundesweit mit zahlreichen Standorten vertreten. Dort lassen sich auch Probefahrten buchen.