Oldtimer-Messe: Höhepunkte der Klassikwelt Bodensee 2023
08. Mai 2023 von Andreas Heise
Dein Weg zum neuen Auto
Klassische Flugzeuge, Boote oder Fahrzeuge – die Klassikwelt Bodensee erinnert an vergangene Tage. Vor allem Oldtimer-Fans kamen auch dieses Jahr wieder auf ihre Kosten.
Es ist wohl die besondere Mischung, die jedes Jahr Tausende Besucher auf die Klassikwelt Bodensee lockt. Ob zu Land, zu Wasser oder in der Luft – hier werden alle Interessen bedient. In diesem Jahr lud die Veranstaltung von 5. bis 7. Mai 2023 nach Friedrichshafen am Bodensee und begrüßte insgesamt über 37.000 Besucher:innen.
- 12 Messehallen
- Über 500 Aussteller, Clubs und Teilnehmer:innen
- Oldtimer und Youngtimer
- Porsche-, Benz- und Corvette-Jubiläen
- Vintage-Racing
- Airshow
Bei einem Rundgang entdeckte die carwow Redaktion zahlreiche Highlights – natürlich aus automobiler Sicht.
959 – der Über-Porsche
Wer die Klassikwelt Bodensee betrat, auf den warteten im Foyer zahlreiche Porsche-Modelle. Der Grund: der 75. Geburtstag der Marke. Da durfte ein Porsche 959 nicht fehlen: Angesichts der zurückhaltenden Optik mag man es kaum glauben, dass der Supersportwagen 1986 als schnellstes Serienfahrzeug der Welt galt.
450 PS reichten damals für eine Vmax von 317 km/h. Zu dieser Zeit ein echtes Statement. So konnte der Porsche damals auch mit echten Größen à la Ferrari F40 oder Lamborghini Countach mithalten.
8x Chevrolet Corvette
Neben der Marke Porsche feierte auf der Klassikwelt Bodensee auch die Chevrolet Corvette ein Jubiläum. Denn vor 70 Jahren, also 1953, liefen die ersten Exemplare vom Band. War die erste Generation C1 (Bild) noch eher ein Cruiser, hat sich das Modell im Laufe der Jahrzehnte immer mehr hin zum Sportwagen entwickelt.
Einen Bruch stellt die aktuelle achte Generation dar: Erstmals ist die Corvette als Mittelmotorsportler konzipiert. Bedeutet, die lange, charakteristische Fronthaube ist Geschichte. Dafür soll sich die C8 fahrdynamisch deutlich von ihren Vorgängerversionen abgrenzen.
Gefragtes Erdbeerkörbchen
Stand so ein VW Golf Cabrio der ersten Generation in den 1980er Jahren noch an jeder Straßenecke, ist das Modell mittlerweile rar geworden … und begehrt. Unter 10.000 Euro geht kaum noch was. Es gibt also eine treue Fangemeinde für das Erdbeerkörbchen, das seinen Spitznamen wegen des unübersehbaren Überrollbügels erhielt. Die offene Version des ersten Golfs ist mittlerweile ein regelmäßiger Gast auf Oldtimer-Veranstaltungen bzw. -Messen.
Das Cabrio im Bild stammt von 1990 und leistet überschaubare 98 PS, auch wenn die Lackierung in Race Blue Metallic irgendwie mehr verspricht. Das Besondere: Der Anhänger, der ebenfalls mal ein Golf Cabrio gewesen ist. So ein Gespann sieht man nicht alle Tage.
Der etwas andere Besucher:innenparkplatz
Ein Highlight der Klassikwelt Bodensee ist die Parkarena zwischen den Hallen – hier können Besucher:innen der Messe ihr Fahrzeug mit H-Kennzeichen abstellen. “Sehen und gesehen werden” heißt das Motto. Und so parkte hier auch ein demilitarisierter Humvee. Die Zivilversion Hummer H1, die bereits einen großen Auftritt verspricht, war demjenigen wohl noch nicht auffällig genug.
Fast schon zierlich hingegen wirkt der Willys MB rechts daneben. Für den 2. Weltkrieg entwickelt, wurde er von den Soldaten kurz “Jeep” genannt. Der Rest ist Geschichte.
Lambo zum “Sonderpreis”
Lamborghini Countach: Der Italiener zierte in den 80ern die Wände vieler Kinderzimmer oder stand als 1:18-Modell in der Vitrine. Umso schöner, wenn das Traumauto der Kindheit dann zum “Messe-Sonderpreis” angeboten wird. Was in diesem Fall immer noch 575.000 Euro bedeutete. Sprich, weiter träumen!
Nur 83 Exemplare des gezeigten Countach LP 5000 S (aus 1982) liefen vom Band. Ein 12-Zylinder entfacht 374 PS, die für 290 km/h Höchstgeschwindigkeit gut sind. Lustige Randnotiz: Der Verkäufer wies im Datenblatt auf das selten verbaute Soundsystem hin. Angesichts der Sportauspuffanlage im Heck fragt man sich aber schon, wofür es beim italienischen Supersportwagen ein Soundsystem braucht. Der 12-Zylinder ist Rock-Konzert genug …
Offene Heckklappe als Erkennungszeichen
Kleines Auto, kantige Form, offene Heckklappe? – In den meisten Fällen handelt es sich dann um einen NSU TT bzw. TTS. Der Grund für die außergewöhnliche Optik ist simpel: Damit soll die Kühlung des Heckmotors verbessert werden.
Im Bild sehen Sie einen ganz speziellen TT. Und das nicht nur wegen des großzügig dimensionierten Heckspoilers. Das heckangetriebene Fahrzeug gehört dem Berg-Cup-Rennfahrer Manfred Steinwand. Neben etlichen Modifikationen, ob Carbon-Seitenverkleidungen oder Sperrdifferential, wurde die Motorleistung von zahmen 65 auf potente 116 PS erhöht – bei einem Gewicht weit unter einer Tonne. Klingt vielversprechend.
Legende in unschuldigem Weiß
Für den Laien ist es nicht unbedingt auf den ersten Blick ersichtlich, aber hier präsentiert sich eine Ikone. Als Audi in den 80er Jahren den Allradantrieb “Quattro” auf den Markt brachte, brauchte es ein Homologationsmodell für die Gruppe-B-Rallye-Fahrzeuge: Der Audi Sport Quattro war geboren. Heute ist solch ein Modell (nur 214 Stück gebaut) im guten Zustand mehrere Hunderttausend Euro wert.
Genauso legendär wie der Antrieb war der für Audi typische Fünfzylinder. Zusammen mit einem Turbolader kam der Motor auf beeindruckende 306 PS bei einer Höchstgeschwindigkeit von 250 km/h. Gut zu wissen: Wegen seines gekürzten Radstands wird der Sport Quattro auch gerne “der Kurze” genannt.
Big is beautiful
Ob man US-Klassiker mag oder nicht – so ein Straßenkreuzer vom Schlag Cadillac Coupe de Ville zieht jeden in seinen Bann. Das liegt allein schon an der stattlichen Größe von 5,80 Metern und den berühmten Heckflossen.
Der Verbrauch des V8 mit 325 SAE-PS? Laut Besitzer:in 18 Liter/100 km außerorts und 25 Liter innerorts … “bei sehr verhaltenem Spiel mit dem Gaspedal” stand da noch.
Ein “Sleeper” in Reinform
Die Klassikwelt Bodensee lebt davon, dass die Besucher:innen nicht nur Fahrzeuge im Stand, sondern auch in Aktion erleben. Beim Vintage-Racing jagen etliche Rennklassiker über den 1,6 Kilometer langen Messe-Rundkurs. Wer will, kann sich die hochgezüchteten Boliden aus nächster Nähe im Fahrer:innenlager ansehen.
Im Stand wäre der Opel Commodore C Caravan von Irmscher (Bild) kaum aufgefallen. Doch bereits nach dem Motorstart war klar, dass hier kein serienmäßiger Reihensechszylinder unter der Haube schlummert. Diesen Commodore befeuert ein V8 mit so viel Leistung und Drehmoment, dass Fahrer Jochen Reich den Rundkurs zur Hälfte im Drift zurücklegte. Unauffällige Optik, Leistung im Überfluss: Der Opel-Kombi war ein echter “Sleeper” und der heimliche Star des Vintage-Racing.
Französische Eleganz
Ein französisches Modell, das auf der diesjährigen Klassikwelt Bodensee auffällig oft zu sehen war, hört auf den Namen Citroën SM. Zwischen 1970 und 1975 gebaut, handelt es sich um ein Sportcoupé der Oberklasse. Typisch für Citroën: die geschlossenen Radhäuser an der Hinterachse.
Das Exemplar im Bild fällt ein wenig aus der Reihe, denn ein Cabrio gab es ab Werk offiziell gar nicht. Grund genug für damalige Karosseriebauer, selbst eine offene Version zu entwerfen. Der hier gezeigte Citroën SM IE entstand bei der Firma Wassman und ist eins von nur drei gebauten Exemplaren.
Ein Deutscher in Mexiko
So ein Mercedes-Benz SL der dritten Generation, besser bekannt als “Pagode”, ist normalerweise ein filigranes automobiles Kunstwerk. Die Preise für die Baureihe W 113 liegen schnell im sechsstelligen Bereich.
Besonders hübsch auszusehen war nicht das Ziel dieser “Panamericana Pagode”. Um an der legendären Carrera Panamericana Rallye in Mexiko teilzunehmen, erhielt der 230 SL aus 1964 unter anderem eine FIA Sicherheitszelle, Sparco Rennschalensitze und Nebelscheinwerfer an der Front. Wir finden: Auch eine Pagode im Renntrimm hat ihren Reiz.
Oldies der Lüfte
Was wäre eine Oldtimer-Messe in Friedrichshafen ohne Flugzeuge? Immerhin ist die Stadt am Bodensee ein Teil der deutschen Luftfahrtgeschichte. Davon zeugen auch das nahgelegene Zeppelin und das Dornier Museum.
Bei einer Airshow kamen die zahlreichen Besucher:innen in den Genuss eindrucksvoller Flugvorführungen, auch gab es in den Messehallen einige Flugzeuge zu bestaunen. So zum Beispiel das Modell F4U-4 “CORSAIR” aus 1945. Für Flugzeugträger konzipiert, kann das einstige Kampfflugzeug mittels ausgeklügelter Hydraulik seine Tragflächen nach oben klappen.