Vehicle on Demand: Wie Volkswagen vom bloßen Autoverkauf weg will
28. August 2024 von Patrik Chen
Dein Weg zum neuen Auto
Bei Volkswagen will man neue Wege gehen im Vertrieb. Mit Vehicle on Demand soll der Schritt weg vom klassischen Autoverkauf erfolgen. Alle Infos und welche Auswirkungen auf die Kundschaft zukommen.
Im Volkswagen-Konzern wird das Geschäftsmodell überdacht. Eine neue Mobilitäts-App der Tochter Volkswagen Financial Services soll ab 2025 den Vertrieb umkrempeln. Das neue “Vehicle on Demand”-Konzept kombiniert die Mobilitätsangebote von Volkswagen in einer App. Dort können in Zukunft die Kundinnen und Kunden also direkt leasen, mieten, abonnieren oder Carsharing betreiben.
- Neues “Vehicle on Demand”-Konzept ab 2025
- Ziel ist einer der größten Gebrauchtwagenhändler zu werden
- Europcar-App als Basis der neuen Strategie
- Mehr Kontrolle für Volkswagen auch nach dem ersten Leasingzyklus
Der Plan sieht vor, dass Volkswagen über die App mehr Fahrzeuge als bisher besitzt und bei jedem Rückgabezyklus dann erneut entscheidet, wie das Auto weiter genutzt werden soll. Ob nochmaliges Leasing, Vermietung, Carsharing oder doch Verkauf, das Konzept sieht die Maximierung des Gewinns für den Konzern vor.
Vehicle on Demand: Autos bleiben länger in VW-Besitz
Zentraler Punkt des neuen Konzepts ist der Ausbau des Anteils der Neuwagen im Unternehmensbesitz. Als Zielmarken setzt sich die Volkswagen-Tochter dafür 80 % bei E-Autos und 50 % bei Verbrennern. Statt wie bisher 60 % der Neufahrzeuge sollen also vor allem in E-Auto-Segment viel weniger Autos tatsächlich verkauft werden. Dadurch sollen die Fahrzeuge nach Leasingende weiter genutzt werden können, um nochmals Gewinne zu generieren. Je länger ein Fahrzeug dadurch im VW-Kosmos verbleibt, desto länger profitiert der Autobauer auch vom Geschäft aus Ersatzteilverkauf und Service.
Ab 2025 bündelt Volkswagen dafür seine Leasing-, Abo-, Miet- und Carsharingangebote in der Europcar-App, um eine einheitliche Anlaufstelle zu schaffen für alle Marken des Konzerns. Dann soll der klassische Verkauf über Finanzierung oder in Bar langsam aber stetig zurückgedrängt werden und stattdessen zeitlich befristete Angebote an die Kundschaft gebracht werden. Ein weiterer Pluspunkt für Volkswagen ist dann auch der Zugriff auf die Nutzungsdaten der Fahrzeuge nach der Rückgabe des betreffenden Fahrzeugs. Dadurch lasse sich noch einfacher ein maßgeschneidertes Angebot an die Nutzerinnen und Nutzer vermitteln.
Dies könnte ein wahrer Datenschatz sein, da Volkswagen mit zwei bis drei Rückgabezyklen rechnet. Im Idealfall startet in Zukunft ein Neuwagen erst als Leasingfahrzeug für zwei bis vier Jahre, danach als Autoabo und dann vielleicht noch einmal als Carsharing. Dadurch binde man den Kunden und könne für jedes Fahrzeug die beste Verwendung nach jeder einzelnen Rückgabe bestimmen. Erst zum Schluss soll ein Fahrzeug dann als Gebrauchtwagen den VW-Besitz verlassen, wenn sich keine lohnende Verwendung in zeitlich befristeten Angeboten findet.
Künstliche Intelligenz und europaweite Nutzung
Neben der längeren Haltedauer der Neufahrzeuge bei Volkswagen sollen zwei weitere Säulen das neue Konzept stützen: Künstliche Intelligenz und eine europaweite Preisgestaltung. Momentan nutzt Volkswagen bereits KI-Systeme bei der Restwertberechnung und der Preisgestaltung der Fahrzeuge, aber Experten sind hier immer noch federführend. In Zukunft soll stattdessen der Großteil der Arbeit durch KI automatisiert werden, sodass Experten nur noch die Ergebnisse überwachen müssen.
Die nächste tragende Säule ist die europaweite Umsetzung der Strategie. In 14 EU-Märkten soll die App dann zum Einsatz kommen, sodass Rückläufer auch nach internationalen Preisunterschieden analysiert werden können und gegebenenfalls zwischen den Märkten verschoben werden können. So soll sich das Europa-Geschäft für Volkswagen wieder mehr lohnen, als weiter entfernte Absatzmärkte wie etwa China oder die USA.
Was ändert sich für die Kundschaft?
Zunächst einmal ändert sich für den Endkunden nichts. Erst ab 2025 soll die Europcar-App mit dem Vehicle on Demand-Konzept an den Start gehen und auch dann erst nach und nach die Angebote der Marken bündeln. Radikale Einschnitte was das Angebot der Fahrzeuge angeht wurden auch nicht angekündigt. Die neue Strategie dürfte sich vor allem in besseren oder prominenteren Leasing- bzw. Aboangeboten von Seiten des VW-Konzerns zeigen. Ansonsten dürfte die gesetzten Zielmarken von knapp 80 % neuer E-Autos in VW-Besitz kaum zu erreichen sein.
Ob sich damit wirklich das klassische Vertriebsmodell mit Finanzierung und Kauf zurückfahren lässt, wird sich erst in Zukunft zeigen. Sollte die Strategie von Volkswagen aufgehen, dürften auch weitere Hersteller darauf umschwenken, da die längere Kundenbindung vor allem in Anbetracht von Werkstattbesuchen und Ersatzteilen mehr Gewinn für den Hersteller verspricht. Sobald weitere Informationen zu dem Konzept ab 2025 vorliegen, halten wir euch natürlich auf dem Laufenden.