MINI Clubman Testbericht
Der MINI Clubman verbindet den verspielten Charakter des Basismodells mit viel Praxistauglichkeit. Für alle, die mit einem MINI nicht nur durch die Stadt flitzen, sondern auch in den Urlaub fahren wollen.
Was gut ist
Was nicht so gut ist
MINI Clubman: Was würden Sie gerne als Nächstes lesen?
Bewertung des MINI Clubman
Der Mini Clubman präsentiert sich länger, breiter und geräumiger als die beiden ersten Auflagen des Mini Kombis. Dadurch steht der erwachsen gewordene Brite neuen Konkurrenten wie dem Audi A3 Sportback, Peugeot 308 GT Kombi oder Seat Leon ST gegenüber, und man fragt sich insgeheim, ob das ganze Wachstum auch dem Fahrspaß gut tut.
Nur 3,44 Meter maß der erste Mini Clubman von 1969 in der Länge. Der Mini Clubman der BMW-Ära wurde im September 2007 vorgestellt und war mit 3,96 Meter schon deutlich länger. Das war aber immer noch zu wenig, um als Kombi ernst genommen zu werden, um bequem hinten sitzen zu können und im Kofferraum mehr als nur wenig mitnehmen zu können.
Deshalb ist im dritten Mini Clubman vieles anders. Er ist 4,25 Meter lang und 1,80 Meter breit, womit fast in jedem Winkel mehr Raum zur Verfügung steht. Vorne, im Fond und mit bis zu 1.250 Liter Volumen hinter den Split Doors, den zwei seitlich angeschlagenen Hecktüren, die einen guten Teil der Originalität des Mini Kombis ausmachen.
Hohe Alltagstauglichkeit
Im originellen Cockpit ist der Kombi ein typischer Mini. Mit den gleichen, bis zu 231 PS leistenden Drei- und Vierzylindermotoren wie im Mini 3-Türer auch, die sich aber im schwereren Clubman, der beim Komfort zugelegt hat, ganz anders anfühlen.
Was der Mini Clubman so an Platz, Kofferraum, Motoren, Sicherheit und Ausstattung zu bieten hat und was nicht, ob er als echter Kombi und auch für die Langstrecke taugt und ob er sich wie ein echter Mini anfühlt, all das zeigt sich in unserem Test.
Zusammenfassend: Der Mini Clubman ist mit seinem erwachsen gewordenen Kombiauftritt und dem gewachsenen Platzangebot im Innenraum und Kofferraum der alltagstauglichste Mini.
Die guten Motoren, die modernen Assistenzsysteme und die Einzigartigkeit des Cockpits teilt er sich mit dem dreitürigen Mini, an dessen Pfiffigkeit er im Handling aber nicht heranreicht. Das ist der Minuspunkt. Dafür bietet er den besseren Komfort und die größere Reisetauglichkeit. Wie gewohnt von Mini zum selbstbewussten Preis.
Wie viel kostet der MINI Clubman?
Leistung, Verbrauch und CO2-Ausstoß
„Er muss fahren wie ein Mini“, so lautete die Devise bei der Entwicklung des Mini Clubman. Mit der direkten Lenkung und vom Komfort, der besser und langstreckentauglicher ausfällt als im alten Clubman, ist das gelungen, vom Gefühl wie sich der Mini Kombi fährt, nicht ganz.
Der Clubman liegt wegen des versteiften Vorderwagens und des mit zwei Torsionsstreben steifer gemachten Hecks stoisch und sicher auf der Straße. Auch bei hohem Tempo dank des relativ langen Radstands.
Dann kommt die erste Kurve, und man spürt die Länge und das Gewicht. Das Fahrverhalten ist nicht mehr so wunderbar transparent. Der Mini reagiert kaum noch auf Lastwechsel (durch plötzliches Abbremsen oder Gas wegnehmen) und wippt am Heck nicht mehr so fahrdynamisch mit. Im Grenzbereich schiebt er gut kalkulierbar über die Vorderräder in Richtung Kurvenrand.
Das ist sicher, aber nicht mehr Mini. Der Mini Clubman ist fetter geworden, und das merkt man ihm an. Er fährt sich nicht wieselflink und frech, sondern brav. Das fällt vielleicht nur dem alten Mini-Fan auf, und nicht dem, der erst im ungewöhnlichen Mini Kombi zu einem wird.
Und was fällt sonst noch auf beim Fahren? Die Abrollgeräusche im Clubman sind nicht leise und die Windgeräusche nehmen bei höherem Tempo zu. Und auch um die Übersicht ist es nicht so gut gestellt. Die optionale Parkkamera macht im Clubman wegen des kleinen zweigeteilten Heckfensters viel Sinn.
Motorisch fällt die Wahl zwischen Benzin- und Dieselmotoren mit 102 bis 231 PS Leistung. Bei den Getrieben wählt man zwischen dem manuellen Sechsgang-Schaltgetriebe und der Sechsgang- oder Achtgang-Automatik.
Die Benziner
Der Dreizylinder im Mini One Clubman und im Mini Cooper Clubman übernimmt die motorische Grundversorgung. Der 1,5-Liter-Benziner produziert 102 oder 136 PS und ein maximales Drehmoment von 180 und 220 Nm.
Der stärkere Motor ist unter den beiden die bessere Wahl, denn der schwächere läuft 185 km/h und beschleunigt in müden 11,1 Sekunden auf Tempo 100. Der stärkere erledigt dies dagegen in wachen 9,1 Sekunden und in der Spitze mit bis zu 205 km/h.
Die heißesten Feger im Motorraum arbeiten aber im Cooper S Clubman und John Cooper Works Clubman. Schon der 2,0-Liter-Vierzylinder-Direkteinspritzer des Cooper S macht mit 192 PS und bis zu 300 Nm Drehmoment, die schon ab 1.250 U/min anstehen, richtig Laune.
In 7,2 Sekunden überschreitet die Tachonadel die 100 und nach etwas mehr Anlauf läuft der scharfe S 228 km/h. Der Verbrauch wird von Mini mit 5,8 bis 6,3 Liter angegeben. Die Dreizylinder landen auf dem Prüfstand, und nur da, bei 5,1 bis 5,3 l/100 km.
Die Diesel
Ähnlich flott wie im Cooper S geht es mit dem 190 PS starken Cooper SD Clubman voran. Der kräftige 2,0-Liter-Vierzylinder produziert 400 Newtonmeter Drehmoment, beschleunigt in 7,4 Sekunden aus dem Stand auf 100 und läuft 225 km/h. Dabei läuft alle 100 Kilometer weit weniger aus dem 48-Liter-Tank als bei den Benzinmotoren.
Im Durchschnitt schüttet sich der Cooper SD alle 100 Kilometer nur 4,3 bis 4,6 Liter Kraftstoff ein. Ähnlich sparsam in der Praxis sind der 116 PS starke Dreizylinder-Diesel im One D (270 Nm) und der 150-PS-Vierzylinder im Cooper D (330 Nm), mit denen man mit 192 und 212 km/h ebenfalls flott unterwegs ist.
Platz und Praxistauglichkeit
Auf den vorderen Plätzen sitzt man mit angenehmem Seitenhalt und tief. Nur 0,3 Zentimeter höher als im Dreitürer. Auf der Rückbank macht sich dann der für ein Modell von Mini lange Radstand von 2,67 Meter bemerkbar.
Mit dem steht im Fondbereich mehr Platz im Mini Kombi um die Knie zur Verfügung als im Dreitürer. Drei Passagiere können im Fond Platz nehmen. Zwei sitzen bequem. Deshalb kann man in diesem Mini, der im Komfort mehr zu bieten hat, auch mal eine längere Reise unternehmen.
Hinter den seitlich angeschlagenen Hecktüren, die den Mini Clubman zum ungewöhnlichen Sechstürer machen, passt mehr Reisegepäck hinein als in den Kofferraum des Mini Dreitürers, doch das Design ist selbst für einen Kombi ungewöhnlich.
360 bis 1.250 Liter Gepäckraumvolumen
Mit dem Kofferraumvolumen, das sich nach dem Aufschwingen der beiden Hecktüren auftut, kann man gut leben. 360 Liter Gepäck kommen in der Grundkonfiguration auf der Ladefläche mit der bequem niedrigen Ladekante unter und 1.250 Liter, wenn die im Verhältnis 40:20:40 umklappbare Rücksitzlehne flach gelegt wurde.
Dabei gibt es aber einiges zu beachten. Zuerst schwingt die rechte Tür, dann die linke auf. Oben kann man sich zwar nicht mehr den Kopf stoßen, weil einen die Heckklappe nicht mehr überragt, aber dafür hinten an der Dachkante, weil der Clubman nur 1,44 Meter vom Asphalt bis zur besagten Kante misst.
Wer den Mini Kombi in einer Parklücke nah am hinten Parkenden abstellt, kommt gar nicht mehr (oder nur über die Seitentüren) an sein Gepäck. Wer seinen Mini Kombi in einer Garage parkt, bei der fast kein Platz zwischen dem Heck und dem Garagentor bleibt, kommt nicht mehr heraus: Ist das Tor geschlossen und sind beide Hecktüren geöffnet, sitzt man sozusagen in der Falle.
Innenraum, Infotainment und Ausstattung
Der Mini ist gar nicht mehr so mini mit seinen 4,25 Meter Länge und 1,80 Meter Breite. Damit ist der Clubman innerhalb der Ahnengalerie ein Maxi-Mini im Fond wie auch im Kofferraum.
Im Innenraum gibt sich der Clubman mit den attraktiven Rundinstrumenten und verchromten Kippschaltern sofort als Mini zu erkennen. Der Tacho sitzt auf der Lenksäule und das große Rundinstrument in der Mitte der Armaturentafel.
Das Bediensystem auf der Mittelkonsole ähnelt BMWs iDrive, was in der Praxis nur Vorteile hat, weil es sich beim System von BMW um eines der besten Bediensysteme handelt.
Der Preis des Clubman scheint mit der Außenlänge mitgewachsen zu sein. Mit dem Zubehör kann ein Mini Kombi ganz schön teuer werden.
Das Nötigste ist mit der Klimaanlage, dem Regensensor, der elektrischen Parkbremse, sechs Airbags, der Bluetooth-Freisprecheinrichtung und dem Radio mit USB-Schnittstelle und AUX-In-Anschluss bereits standardmäßig im Clubman.
Viele Individualisierungsmöglichkeiten
Die sehr britisch anmutenden, im Karo abgesteppten „Chesterfield“-Sitze sowie die Außenspiegelleuchten, die bei geöffneter Tür das Mini-Logo auf den Asphalt projizieren, kosten extra. Das meiste andere, mit dem sich der Clubman noch komfortabler, praktischer und individueller gestalten lässt, ebenso.
Zum empfehlenswerten Zubehör gehören die Sportsitze, die Zwei-Zonen-Klimaautomatik, die Sitzheizung, das Panorama-Glasdach und das Navigationssystem. Je nach Notwendigkeit machen auch der Komfortzugang für das berührungslose Öffnen der Split Doors, die Anhängevorrichtung und das Harman Kardon-Lautsprechersystem Sinn oder einfach nur Spaß.
Weitere Möglichkeiten zur Individualisierung bestehen mit dem John Cooper Works Aerodynamik Kit, dem Chrome Line Exterieur, einer Auswahl an Sitzvarianten sowie verschiedenen Dekoroberflächen und Interieurfarben.
Mit MINI Connected, dem Intelligenten Notruf und den TeleServices mit der fest im Fahrzeug verbauten SIM-Karte geht auch bei den Infotainment- und Sicherheitsfunktionen alles in Ordnung.
Mit den Extras überschreitet der Preis eines Clubman recht zügig die 30.000-Euro-Grenze. Sein Preis-Leistungs-Verhältnis wird damit grenzwertig, aber das Preis-Raum-Verhältnis bleibt auch dann so überzeugend wie in keinem anderen Mini.
Sicherheit und Schutz
Man fährt Mini, aber nicht mehr mit Minisicherheit wie im ersten Mini von 1954, mit dem man mangels Crashschutz und Stabilität keinen Unfall haben wollte. In BMWs Mini ist alles anders und besser.
Der Clubman verfügt über eine große Vielfalt an (zumeist optionalen) Fahrerassistenzsystemen. Die reichen vom Parkassistenten (bequem), über die Rückfahrkamera (nötig), bis hin zum Head-up-Display (keine vollwertige Lösung, nur eine Kunststoffscheibe).
Zudem lässt sich der Clubman mit dem Driving Assistant mit adaptivem Tempomat, der Auffahr- und Personenwarnung mit Anbremsfunktion, dem Fernlichtassistenten, dem Regensensor und der Verkehrszeichenerkennung ausstaffieren.
Ein Allradantrieb ist ebenfalls optional erhältlich. Der arbeitet im Clubman ALL4 und verteilt die Kräfte je nach Fahrsituation zwischen den Vorder- und Hinterrädern. Aber nur in Kombination mit den stärksten Motoren; dem 192-PS- und 231-PS-Benziner und dem 190 PS-Diesel. Die anderen Motoren stehen nicht mit Vierradantrieb im Angebot.
Im ADAC-Bremstest kam der Mini Clubman nach einer Vollbremsung aus 100 km/h nach 35,4 Metern zum Stehen. Das Crashverhalten und die Sicherung durch die elektronischen Helfer wurden im Euro NCAP-Crashtest allerdings nur mit vier von fünf möglichen Sternen bewertet.
Als problematisch angesehen wird hierbei, dass der abschaltbare Beifahrerairbag nicht serienmäßig an Bord ist, sondern optional dazu bestellt werden muss. Bei einem rückwärtig eingebauten Kindersitz führt das zu schwerwiegenden Sicherheitsproblemen.